Beim jüngsten WiTechWi-Vortrag erfuhren die Zuhörer Erstaunliches über die Höchster Justinuskirche. Dr. Wolfgang Metternich konnte einmal mehr mit einem historischen Vortrag begeistern.
Obwohl die meisten Anwesenden dachten, sie würden schon alles über die Justinuskirche wissen, konnte Dr. Metternich mit seinen Ausführungen neue Aspekte zur Rolle dieses Bauwerks im frühen Mittelalter aufzeigen. Die Kirche wurde im Auftrag von Erzbischof Otgar von Mainz wahrscheinlich nach 830 begonnen. In dieser Zeit herrschte als Kaiser der Sohn Karls des Großen, Ludwig der Fromme.
Wolfgang Metternich wies in seinem Vortrag darauf hin, dass Erzbischof Otgar von Mainz immer zu Ludwig dem Frommen gehalten hatte. Frankfurt mit der Kaiserpfalz gehörte aber in den Einflussbereich von dessen Sohn, Ludwig dem Deutschen, der sich mehrfach gegen seinen Vater stellte. Er veranlasste, dass in Frankfurt die Salvatorkirche, die Vorläuferin des heutigen Doms, errichtet wurde. Metternichs These ist nun, dass die Justinuskirche in Höchst hauptsächlich aus Veranlassung von Ludwig dem Frommen gebaut wurde und sie die Frankfurter Kirche an Pracht und Bedeutung übertreffen sollte.
Ein wichtiges Indiz für diese These sind die bis heute in der Justinuskirche sichtbaren Säulen mit korinthischen Kapitälen und Kämpfern, deren Gestaltung auf viele antike griechische und römische-kaiserliche Vorbilder zurückzuführen ist. An Hand vieler Bilder antiker Bauwerke konnte Wolfgang Metternich dies begründen. Die Säulen der Justinusbasilika sollten das Gebäude als kaiserliche Architektur kennzeichnen. Die Salvatorkirche in Frankfurt hatte demgegenüber keine Säulen sondern nur Pfeiler. So sollte das Höchster Bauwerk die Stellung Ludwigs des Frommen unterstreichen.
Wolfgang Metternichs Überlegungen scheinen auch dadurch bestätigt zu werden, dass nach dem Tod Ludwigs des Frommen sein Kontrahent Rabanus Maurus als Erzbischof von Mainz einsetzte und dieser zwar den Bau der Justinuskirche abschloss, allerdings ohne die wohl geplante Vollendung und Verfeinerung der Säulenkapitäle und auch ohne Ausmalung der Kirche.
Es war erstaunlich zu erfahren, warum so ein bedeutendes Kirchenbauwerk des frühen Mittelalters in einem damals eigentlich so unbedeutenden Ort wie Höchst errichtet worden ist. Wolfgang Metternich beendete seinen Vortrag mit einigen Ausführungen zu den Antonitern, die die Justinuskirche in späterer Zeit als Klosterkirche nutzen. Dabei erklärte er insbesonders die Rolle einer kulturhistorisch bedeutenden Darstellung des sitzenden Antonius. Die Figur aus dem Jahr 1485 – heute schön restauriert in der Justinuskirche sichtbar – erzählt viel über das Selbstverständnis der Antoniter.
Nach dem Vortrag konnte Metternich noch viele Fragen der Zuhörer zu den doch sehr komplizierten politischen Zuständen des Mittelalters beantworten. red