30. August 2019

Pfarrerin Christine Zahradnik ist neue Leiterin der Notfallseelsorge

„Mein Herz nimmt Anteil“

Pfarrerin Christine Zahradnik mit ihrem Einsatzfahrzeuge. Foto: Ev. Dekanat

Seit Juli ist Christine Zahradnik die neue Leiterin der Notfallseelsorge in den Dekanaten Kronberg und Groß-Gerau-Rüsselsheim und ist damit auch für Schwalbach zuständig.

In Okriftel war die 54-Jährige mehr als 13 Jahre lang Pfarrerin der Matthäusgemeinde, zuvor war sie sechs Jahre in der Versöhnungsgemeinde im Frankfurter Gallus-Viertel beruflich aktiv. Zu der Veränderung kam es, da Christine Zahradnik in den vergangenen Jahren Bilanz gezogen hatte. „Will ich noch `mal etwas anderes machen oder möchte ich Gemeindepfarrerin bleiben?“, war dabei eine zentrale Frage. Den Beruf der hauptamtlichen Notfallseelsorgerin konnte sie sich gut vorstellen. „Dann waren die zwei Stellen kurz hintereinander vakant“, erzählt sie. Sie bewarb sich auf die zwei halben Pfarrstellen: Eine ist im Dekanat Wetterau angesiedelt, die andere in den Dekanaten Kronberg und Groß-Gerau-Rüsselsheim. Der Zeitpunkt sei gut für den beruflichen Wechsel, sagt sie, wenn auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Einerseits ist sie wehmütig, ihre Gemeinde zu verlassen, wo sie sich unter anderem für die Nachwuchsförderung durch Jugendtheater einsetzte. Andererseits freut sie sich auf die neue Herausforderung.
Im Main-Taunus-Kreis startete das Angebot der Notfallseelsorge mit einem ersten Ausbildungskurs im Jahr 2012, mittlerweile stehen rund 25 Aktive in ihrer Freizeit für den regelmäßigen Bereitschaftsdienst zur Verfügung. Im Team von Christine Zahradnik sind die unterschiedlichsten Berufsgruppen vertreten – von Banker und Vertriebsmitarbeiter über Pflegekraft bis hin zu Pilot, Fotograf und Journalist. Jährlich leistet die Notfallseelsorge im Main-Taunus-Kreis rund 80 unterschiedliche Einsätze.
Notfallseelsorge stellt sich zur Aufgabe, Menschen in akuten Krisensituationen beizustehen: Wenn jemand nicht reanimiert werden konnte, einen Unfall hatte oder unerwartet zu Hause stirbt, und die Angehörigen nicht allein bleiben können. Das Überbringen von Todesnachrichten gehört ebenfalls dazu, was gemeinsam mit der Polizei erfolgt. „Wir sehen dies als wertvolle Aufgabe“, sagt Christine Zahradnik. Natürlich sei es auch schwer, wie sie einräumt. „Aber viel schwerer ist der Weg, den die Menschen haben, zu denen ich gehe.“
Eine andere Aufgabe ist der Einsatz bei Großschadenslagen, was aber die Ausnahme sei. Sie erinnert sich an die Tsunami-Katastrophe im Jahr 2004: „Wir standen am Flughafen bereit, als die Flüge kamen und nahmen die Fluggäste in Empfang.“ Erreichbar ist Christine Zahradnik über ihren Funkmeldeempfänger, alarmiert wird sie von der jeweiligen Leitstelle. Bereits als junge Pfarrerin lernte Christine Zahradnik die Notfallseelsorge kennen: „Für mich war es von Anfang an völlig schlüssig, gleich da zu sein, wenn eine Krise eintritt.“
Notfallseelsorge begleite nur in der akuten Phase, möglichst zeitnah, aber nicht überstürzt. Nicht passieren dürfe, zu eilig zu klingeln – und am Ende ist es die falsche Tür. „Ziel ist, ein Stück zu begleiten, bis Freunde oder Familie da sind. Bis das soziale Netz greift oder die Person aus der ersten Hilflosigkeit raus ist.“ Mit Ratschlägen müssten Notfallseelsorger vorsichtig sein, aber sie hülfen, die nächsten Stunden zu strukturieren. Empathie gehöre dazu, aber auch ein gesundes Nähe- und Distanz-Verhältnis. „Mein Herz nimmt Anteil, und das dürfen die Menschen auch sehen. Bei allem Berührtsein dürfen wir aber nicht mit in den Strudel geraten.“
Offiziell in ihren Dienst in den Dekanaten Kronberg und Groß-Gerau-Rüsselsheim eingeführt wird Pfarrerin Christine Zahradnik durch Dekanin Birgit Schlegel und Dekan Dr. Martin Fedler-Raupp im Rahmen eines Gottesdienstes am Sonntag, 15. September, um 15 Uhr in der Stadtkirche Rüsselsheim. red

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