21. Januar 2020

Schwalbacher Spitzen

Fitness-Tsunami

Mathias Schlosser

von Mathias Schlosser

Im Dezember werden die Tage bis Weihnachten gezählt, im Januar die Kalorien. Strenges Abnehmen und hartes Fitnesstraining gehören für viele in die Post-Adventszeit wie ausgedorrte Weihnachtsbäume und zerknittertes Geschenkpapier. Die Folgen sind beträchtlich: In den Fitnessstudios bilden sich Schlangen vor den Steppern, die Eiweißshakes fließen in Strömen und McDonalds muss die halbe Belegschaft in Zwangsurlaub schicken, weil niemand mehr in saftig-fettige Hamburger beißen will.
Bei Aldi und Lidl liegen kaum noch Fertiggerichte auf dem Kassenband. Stattdessen schieben schwerbeleibte Männer und Frauen riesige Kartons mit Crosstrainern und Vibroshapern in Richtung Kasse – nicht ohne den Beutel Möhrchen zu vergessen.
Im Fernsehen fasten alle dicken Promis gleichzeitig und lassen sich dabei auch noch in die Speckfalten filmen. Immer mit dabei sind drahtige Ernährungsberater, die alle 104.378 versteckten Zuckerarten auswendig kennen. Sie dürfen im Januar ihre Ratschläge sogar zur besten Sendezeit loswerden.
Doch so schnell wie der Deko- und Beleuchtungswahnsinn nach Weihnachten vorbei ist, so schnell ebbt auch der Fitness-Tsunami spätestens im Februar ab. Darüber wird dann allerdings lieber geschwiegen. Wenn es um die Kilos geht, hat jedenfalls noch niemand sonntags Kerzen angezündet und laut gesungen: Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann fliegt die Waage vor die Tür.

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