Das Robert Koch Institut (RKI) ist zurzeit in aller Munde. Dr. Michael Molter berichtete in einem Vortrag von den Anfängen der modernen Forschung über ansteckende Krankheiten, Epidemien und deren Bekämpfung durch Impfung. Im für Coronaverhältnisse sehr gut besuchten Saal des Bürgerhauses veranstalteten die Arbeitskreise Avrillé und WiTechWi der Kulturkreis Schwalbach GmbH diesen gemeinsamen Informationsabend zur Medizingeschichte.
Louis Pasteur wurde 1822 geboren. Der Chemiker und Physiker beschäftigte sich zunächst mit der alkoholischen Gärung und entdeckte dabei, dass bei diesem Vorgang Mikroorganismen, wie Hefe, eine Rolle spielen. Diese Erkenntnis sollte seine zukünftigen Forschungen beeinflussen. Seine Arbeiten über die Weinsäure führten ihn auch nach Deutschland. Das Land und die chemische Forschung begeisterten ihn sehr. Der französisch-deutsche Krieg von 1870/71 veränderte aber seine Einstellung zu Deutschland drastisch.
Robert Koch, der 1843 geboren wurde, wollte eigentlich zur See fahren. Jedoch seine Kurzsichtigkeit verhinderte das. Schließlich studierte er Medizin und forschte, wie auch Louis Pasteur, über den Milzbrand. Auch er wurde aber durch die nationalistischen Gegensätze und den Krieg zwischen Deutschland und Frankreich geprägt. Außerdem verstand er kein Französisch, auch das verhinderte später einen vernünftigen wissenschaftlichen Dialog mit Louis Pasteur.
Louis Pasteur vertrat frühzeitig die Meinung, dass Mikroorganismen maßgeblich an der Verbreitung von Seuchen beteiligt seien. Berühmte Mediziner der Zeit, wie zum Beispiel Virchow, bestritten das lange. Die Forschung zum Milzbrand brachte schließlich den Beweis zur Rolle der Bakterien bei dieser Tierseuche. Die Tatsache, dass die Bakterien als Sporen lange im Boden überleben können, erklärte auch, dass immer wieder Milzbrand in bestimmten Gegenden auftrat.
Sowohl Louis Pasteur und seine Mitarbeiter als auch Robert Koch fanden getrennt viel zum Milzbrand heraus. Pasteur entwickelte sogar einen wirksamen Impfstoff. Robert Koch aber wollte die Beiträge von Louis Pasteur nicht anerkennen und stellte dessen Erkenntnisse immer wieder in Frage.
Als 1883 in Ägypten die Cholera ausbrach, reisten sowohl Louis Pasteur als auch Robert Koch mit jeweils einem Team dorthin, um Wege zu Bekämpfung dieser Seuche zu finden. Die Atmosphäre zwischen ihnen war aber so vergiftet, dass eine Zusammenarbeit nicht möglich war. Im Gegenteil: man versuchte sogar sich gegenseitig zu behindern. Trotzdem gelang es Robert Koch, sehr zum Ärger von Louis Pasteur, entscheidende Hygiene-Maßnahmen zur Bekämpfung der Cholera zu finden. Auch die Tollwut wurde von beiden Wissenschaftlern untersucht. Auch hier war der Streit für die Erforschung nicht förderlich. Letztendlich fand Louis Pasteur einen Impfstoff gegen diese Krankheit. Robert Koch suchte daraufhin ein Mittel gegen eine weitere verbreitete Seuche der Zeit, die Tuberkulose. Seine Lösung, das Tuberkulin, stellte sich aber als unwirksam zu Heilung heraus.
Dieser Streit der beiden Wissenschaftler sollte leider auch später die Rivalität zwischen Deutschen und Franzosen in der Forschung zu Infektionskrankheiten prägen. 1888 wird in Paris das „Institut Pasteur“ eröffnet, 1891 in Berlin das „Institut für Infektionskrankheiten“, das heutige Robert Koch Institut. Aus beiden Instituten gingen bedeutende Forscher hervor, die wichtige medizinische Erkenntnisse gewannen.
Trotzdem behinderte der Streit auch diese Forschungen immer wieder. Erst 1892 gab es leichte Tendenzen zu Versöhnung der beiden Lager, als Louis Pasteur anlässlich seines 70. Geburtstags zum Ehrenmitglied der Berliner Wissenschaftlichen Gesellschaft ernannt wurde. Pasteur starb 1895.
Robert Koch wurde dann auch 1902 als Nachfolger Virchows zum Mitglied der Académie des Sciences berufen. 1905 erhält er den Nobelpreis. Er starb 1910.
Abschließend hob Referent Michael Molter nochmals hervor, wie schädlich der nationalistische Streit zwischen den Wissenschaftlern war und wie wichtig die Kommunikation untereinander ist. Gerade heute kann man das anhand der zügigen Entwicklung von Impfstoffen gegen das Corona Virus sehen.
Der nächste WiTechWi-Vortrag findet am Mittwoch, 11. November, zum Thema „Nachhaltige Kapitalanlagen – gutes Gewissen und gute Rendite?“ statt. red