5. November 2020

Die Buchtipps der Schwalbacher Zeitung

Lesestoff

Mit „Oberkampf“ von Hilmar Klute und „Der Fremde aus Paris“ von Isabella Hammad haben wir diesmal in zwei Romanen geblättert, die in der französischen Hauptstadt spielen. Von Starkoch Jamie Oliver gibt es in „7 Mal anders“ Rezeptideen für den Alltag.

 

„Oberkampf“

Die letzte Beziehung beendet und den Job aufgegeben, zieht Jonas Becker nach Paris, um endlich seinen Traum vom Leben als freier Schriftsteller zu verwirklichen. Der Plan – ein Buch über den bohemienhaften Schriftsteller Richard Stein schreiben, während der Verlag die Miete für die kleine Wohnung in der Rue Oberkampf zahlt – scheint zu funktionieren: Die Tage verbringt Jonas mit dem von ihm verehrten Autor, nachts trifft er sich mit seiner neuen Freundin Christine in einer Bar nebenan.

Doch mit dem Attentat auf Charlie Hebdo ist die schwebende Atmosphäre in Paris wie weggewischt, die Stadt ist plötzlich im Ausnahmezustand. Zudem reißt ein Brief seiner Ex-Freundin bei Jonas alte Wunden auf, und er erfährt vom plötzlichen Tod eines Freundes. Auch beim anfangs so unerschütterlich selbstgewiss wirkenden Stein zeigen sich Brüche – Jonas erfährt, dass Stein einen vom Vater entfremdeten Sohn hat, der in den USA verschollen ging und in eine Drogenkarriere abzustürzen droht. Als Stein ihn bittet, mit ihm in Amerika den Sohn zu suchen, sagt er zu. Und auch bei Christine muss Jonas sich entscheiden, wie ernst er es meint.

Hilmar Klute schickt einen Schöngeist in eine abgründige Welt. In schwebenden, wunderschönen Sätzen schreibt er über den Zauber der Literatur genauso wie über die Brüchigkeit unserer Existenz. Dabei gelingt ihm ein Buch voller Sehnsucht und Melancholie, Komik und Schrecken. 

Hilmar Klute: „Oberkampf“
Galiani-Berlin Verlag, 2020. 320 Seiten, 22 Euro.

 

„Der Fremde aus Paris“

Montpellier, zu Beginn des Ersten Weltkriegs: Als der junge Palästinenser Midhat von Bord eines Dampfers aus Alexandria geht, ist das für ihn der Aufbruch in eine strahlende Zukunft. Begierig wirft er sich in sein Medizinstudium, saugt die französische Kultur auf, verliebt sich in die emanzipierte Jeannette. Doch in den vom Krieg aufgeschreckten bürgerlichen Salons bleibt Midhat ein Fremder – und muss lernen, wie zerbrechlich alles ist: aus Freunden werden Feinde, aus Liebe wird Verrat. Er flüchtet sich in das exzessive Treiben in Paris und von dort zurück in die strenge väterliche Obhut nach Palästina. Doch auch aus seiner Heimat ist im Streben um Unabhängigkeit mittlerweile ein Pulverfass geworden.

In ihrem Debütroman erzählt Isabella Hammad vom Leben eines Grenzgängers und Wurzellosen. Es ist der bewegende Roman einer Liebe zwischen den Kulturen und das Epos einer Zeitenwende.

Isabella Hammad: „Der Fremde aus Paris“
Aus dem Englichen übersetzt von Henning Ahrens
Luchterhand Verlag, 2020. 736 Seiten, 24 Euro.


„7 Mal anders“

Jamie Oliver hat den Menschen in die Einkaufstüten geschaut, um herauszufinden, welche Lieblingszutaten wir Woche für Woche kaufen. Wir sprechen von den Grundnahrungsmitteln, die wir alle nahezu automatisch in den Einkaufswagen legen: Hühnerbrust, Lachsfilet, Hackfleisch, Eier, Kartoffeln, Brokkoli, um nur einige zu nennen. Wir haben alle viel um die Ohren, aber gerade deshalb sollten wir nach einem langen Tag in der Arbeit und/oder mit unseren Kindern ein schmackhaftes und nahrhaftes Essen zu uns nehmen. Anstatt zu ändern, was wir kaufen, zeigt Oliver in mehr als 120 Rezepten neue Ideen wie wir unsere Lieblingszutaten, die Lebensmittel, die es in wirklich jedem Supermarkt gibt, ganz anders zubereiten können.

Jamie Oliver: „7 Mal anders“
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Nadine Mannchen
DK Verlag, 2020. 320 Seiten, 26,95 Euro.

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