27. November 2020

Wie zwei Klinikseelsorger den Alltag in Corona-Zeiten erleben

„Den Menschen fehlen die Körperkontakte“

Der Schwalbacher Jan Frey und seine Kollegin Constanze Schellenberg sind in der Klinikseelsorge tätig und stehen derzeit vor besonderen Herausforderungen. Foto: Ev. Dekanat

Seit Mitte Oktober gibt es in den Kliniken im Main-Taunus-Kreis wieder Besuchsverbote wie im ersten Corona-Lockdown. Für Seelsorger gilt dies nicht – sie dürfen die Menschen in den Krankenhäusern weiterhin besuchen. Der aus Schwalbach stammende Pfarrer Jan Frey und seine Kollegin Constanze Schellenberg, die beide in der Klinikseelsorge für das Dekanat Kronberg tätig sind, berichten, wie sie die Situation der Patienten erleben.

Jan Frey betreut die Patienten im Krankenhaus Bad Soden und in der Psychiatrischen Klinik St. Valentinus, Constanze Schellenberg im Hofheimer Krankenhaus. Beide sind zusätzlich im Gemeinde-Pfarrdienst tätig. „Für die Patienten ist es schon einsam. Solange noch Therapien stattfinden können, geht es ja noch. Da haben sie Ablenkung“, erzählt Constanze Schellenberg. „Ich werde nicht häufiger gerufen als sonst. Aber die Menschen sind dankbar. Sie freuen sich, wenn jemand zum Reden vorbei kommt. Das ist dann auch nicht immer das tiefgründige, geistliche Gespräch. Sondern sie erzählen zum Beispiel ihre Krankengeschichte.“

„Den Menschen, die seit Wochen in der Klinik sind, fehlen die Körperkontakte, Umarmungen. Daher sind nicht-körperliche Berührungen wie Gespräche sehr wichtig“, so Jan Frey. „Sie sind dankbar, dass wir da sind und einfach Zeit mitbringen.“

Die Klinikseelsorger werden meist vom Pflegepersonal oder vom Sozialdienst angefragt, um nach Patienten zu schauen. Oftmals klopfen sie aber auch einfach an die Türen der Krankenzimmer an – soweit das in der derzeitigen Situation möglich ist. „Covid-19 macht alles schwieriger und umständlicher“, so Constanze Schellenberg. „Inzwischen tragen wir neben Masken auch Kittel und dürfen zwar auf die Intensivstation, aber nicht zu den Covid-Patienten“, erklärt Jan Frey.

„Hoffnung gibt den Patientinnen und Patienten, möglichst bald wieder aus dem Krankenhaus raus zu kommen“, erklärt Constanze Schellenberg. „Und dass sie über Internet und Telefon mit ihren Angehörigen im Kontakt bleiben können“, ergänzt Jan Frey. Auch die Besuche der Seelsorger geben den Patienten Hoffnung. Jan Frey: „Wir reden über Gott und die Welt. Dann sprechen sie oft sehr persönliche Dinge an. Oder wir beten zusammen – auch überkonfessionell. Da machen wir keine Unterschiede.“

Dass es für diejenigen, die über Weihnachten im Krankenhaus bleiben müssen, ohne den Besuch ihrer Familien sehr hart werden würde und sie als Klinikseelsorger dann umso mehr gefordert sein werden, darüber sind sich die beiden einig. „Vielleicht wird es für das seelische Wohl ja doch möglich sein, Besuch zu bekommen“, hofft Constanze Schellenberg.

Auch in der Vorweihnachtszeit werden die beiden evangelischen Seelsorger gemeinsam mit ihrem katholischen Kollegen für die Patientinnen und Patienten mit Gesprächsangeboten da sein. Auch wenn eine Adventsfeier dieses Jahr nicht möglich ist, und auch Gottesdienste in den Kliniken derzeit nicht machbar, werden sie wieder einen Weihnachtsbrief mit ihren Kontaktdaten verteilen. An beiden Kliniken in Hofheim und Bad Soden soll außerdem im Advent ein Posaunenchor im Außengelände spielen. red

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