15. April 2021

Lesestoff

Alena Schröder befasst sich in „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ mit dem Erbe unserer Mütter und dem Wagnis eines freien Lebens. Ulrich Peltzers Ich-Erzähler erinnert sich in „Das bist du“ an die Zeit, in der sich alles entschieden hat. Fabian Kendzia und Lorenz Ritter machen in ihrem illustrierten Büchlein „Am Samstag nach Corona“ mit humorvollen Kurztexten und kleinen Listen zum Ausfüllen Hoffnung auf die Zeit nach der Pandemie.

 

„Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“

In Berlin tobt das Leben, nur die 27-jährige Hannah spürt, dass ihres noch nicht angefangen hat. Ihre Großmutter Evelyn hingegen kann nach beinahe hundert Jahren das Ende kaum erwarten. Ein Brief aus Israel verändert alles. Darin wird Evelyn als Erbin eines geraubten und verschollenen Kunstvermögens ausgewiesen. Die alte Frau aber hüllt sich in Schweigen. Warum weiß Hannah nichts von der jüdischen Familie? Und weshalb weigert sich ihre einzige lebende Verwandte, über die Vergangenheit und besonders über ihre Mutter Senta zu sprechen?

Die Spur der Bilder führt zurück in die 1920er Jahre, zu einem eigensinnigen Mädchen. Gefangen in einer Ehe mit einem hochdekorierten Fliegerhelden, lässt Senta alles zurück, um frei zu sein. Doch es brechen dunkle Zeiten an.

Alena Schröder, geboren 1979, arbeitet als freie Journalistin und Autorin in Berlin. Sie hat Geschichte, Politikwissenschaft und Lateinamerikanistik in Berlin und San Diego studiert und die Henri-Nannen-Schule besucht. Nach einigen Jahren als Redakteurin in der „Brigitte“-Redaktion arbeitet sie heute frei u.a. für die „Brigitte“, das „SZ-Magazin“ und „Die Zeit“. Sie ist Autorin mehrerer Sachbücher sowie fiktionaler Bücher.

Alena Schröder: „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“
dtv Verlag, 2021. 368 Seiten, 22 Euro.

 

„Das bist du“

Plötzlich sitzt da diese Frau an einem Ecktisch neben der Bar, und du hast keine andere Wahl mehr, als zu ihr zu gehen. Quer durch den Raum wie ein Schlafwandler. Was fing damals an, im verschneiten West-Berlin der frühen achtziger Jahre, als der Potsdamer Platz eine von Grenzanlagen zerrissene Brache und die Stadt noch nicht leergeträumt war? Hätte alles auch ganz anders kommen können? Ulrich Peltzer erzählt in einer bewegenden Liebes- und Künstlergeschichte von der gefährlichen Freiheit, der Coolness und den euphorischen Aufbrüchen einer wilden, fremd gewordenen Zeit. Was für immer geblieben ist: der Impuls zu schreiben. Und der Glaube daran, dass jedes neue Wort, jedes Bild, jeder Klang eine neue Welt bedeuten kann.

Ulrich Peltzer, geboren 1956 in Krefeld, studierte Philosophie und Psychologie in Berlin, wo er seit 1975 lebt. Er veröffentlichte die Romane „Die Sünden der Faulheit“ (1987), „Stefan Martinez“ (1995), „Alle oder keiner“ (1999), „Bryant Park“ (2002) und „Teil der Lösung“ (2007) sowie die Frankfurter Poetikvorlesungen „Angefangen wird mittendrin“ (2011). Sein Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem dem Preis der SWR-Bestenliste, dem Berliner Literaturpreis und dem Heinrich-Böll-Preis. Zuletzt erschien der Roman „Das bessere Leben“ (2015), der auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises stand und unter anderem mit dem Marieluise-Fleißer-Preis, dem Peter-Weiss-Preis und dem Franz-Hessel-Preis geehrt wurde.

Ulrich Peltzer: „Das bist du“
S. Fischer Verlag, 2021. 288 Seiten, 22 Euro.

 

„Am Samstag nach Corona“

Was tun, wenn Corona endlich vorbei ist? Direkt wildfremde Leute umarmen? Oder vorher noch schnell alten Hausstand zurückkaufen, der dem Aufräumwahn zum Opfer fiel? Dieses Büchlein ist die perfekte Hilfestellung für alle, die von der drohenden Freiheit überfordert sind. Es fasst zusammen, was wir endlich wieder dürfen und was wir – mit Abstand betrachtet – vielleicht doch gar nicht so sehr vermisst haben. Und es ist mit seinen nützlichen To-do-Listen zum Selbstergänzen das ideale Geschenk für liebe Freunde: einfach schon mal ausfüllen, damit sie wissen, was du am Samstag nach Corona endlich alles mit ihnen anstellen wirst.

Fabian Kendzia schreibt. Manchmal sogar ab. Aber wenn, dann nur vom Lieblingskollegen Lorenz Ritter, mit dem er bereits zwei Bücher vollgeschrieben hat. Wenn Kendzia keine Bücher voll- oder Autorensteckbriefe abschreibt, textet er für Reklame oder verfasst Kolumnen. Kendzia schrieb schon in früher Jugend. Allerdings nur schlechte Noten. Die dann doch zum Grafikdesignstudium reichten. Fabian Kendzia lebt und arbeitet in Erfurt.

Lorenz Ritter schreibt. Hauptberuflich Texte für Reklame. Nebenberuflich Texte für Bücher, Popsongs, Filmmusiken und Leute, die gerade mal einen Text brauchen. Sein Ausbildungsweg brach nach dem Abitur ab, wahrscheinlich musste er da gerade etwas Wichtiges schreiben. Auch ohne Ausbildung und Studium ist er Dozent an der Hamburg School of Ideas. Lorenz Ritter lebt und arbeitet in Hamburg und Berlin.

Fabian Kendzia & Lorenz Ritter: „Am Samstag nach Corona“
Becker Joest Volk Verlag, 2021. 64 Seiten, 9,50 Euro.

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