27. April 2021

Aus dem Archiv

Ein gewisser Baufortschritt ist am ehemaligen Lebensmittelladen am Westring 2a nach zehn Jahren Bauzeit zu erkennen. Foto: Brehm

Schon über 50 Jahre berichten die Schwalbacher Zeitung und ihr Vorgänger „Neues Schwalbach“ über die Ereignisse in der Stadt. Doch welche Themen beschäftigten die Bürgerinnen und Bürger vor 10, 20, 30, 40 und 50 Jahren?

Vor 50 Jahren dachte die Landespolitik über eine Eingliederung Schwalbachs in die Stadt Frankfurt nach. Die damalige Redaktion von „Neues Schwalbach“ brachte dagegen einen besseren Gegenvorschlag ein: die Eingemeindung Frankfurts nach Schwalbach. Natürlich mit Änderungen der Geschichtsbücher. Aus dem Frankfurter Würstchen wäre dann das Schwalbacher Würstchen geworden und auch Goethe wäre waschechter Schwalbacher geworden. Eine echte Schwalbacherin hat 1971 allerdings die deutsche Bowlingmeisterschaft gewonnen. Obwohl Irene Lübke erst ein Jahr bowlte konnte sie einen der damals höchsten Preise der Sportart abholen. Nach einem Jahr ohne Jugendtreff wurde 1971 außerdem eine „Jugendbaracke“ eröffnet, in der jede Woche eine „Beat-Disco“ stattfand.

April 1981: Müll am Bahnhof

Ein Jugendzentrum hat die Schwalbacherinnen und Schwalbacher auch Anfang der 80er-Jahre beschäftigt. Dieses hatte nämlich einen schlechten Ruf, der angeblich von Gegnern des „JUZE“ in die Welt gebracht wurden. Wofür die Jugendlichen damals aber tatsächlich teilweise beschuldigt wurden, war der Müll am Bahnhof. Im sogenannten „Meinungsmarkt“ der Schwalbacher Zeitung beschwerten sich im April 1981 mehrere Bürger über den vielen Müll auf den Straßen. Manche beschuldigten aber nicht generell die Jugend, sondern auch die Erwachsenen.

April 1991: die erste Erste Stadträtin

1991 standen Frauen im Mittelpunkt. Was heute selbstverständlich ist wurde damals groß aufgemacht. Denn es hatten sich drei Frauen um das Amt des „ersten Stadtrates“ beworben, was seinerzeit noch ungewöhnlich war. Die CDU stellte eine Kandidatin, die SPD und FDP wählten zusammen eine Kandidatin aus und die Grünen waren die einzigen, die eine Schwalbacherin vorschlugen. Am Ende setzte sich Dr. Ulrike Scholtz von der FDP durch.

April 2001: Urteil gegen den „Pizzamörder“

2001 gab es ganz andere Schlagzeilen. Der sogenannte „Pizzamörder“ wurde vom Landgericht verurteilt. Dieser hatte kaltblutig in Zusammenarbeit mit seiner Freundin den Besitzer des Pizzalieferdienstes am Westring umgebracht. Das Urteil von neun Jahren Haft entsprach fast der Höchststrafe für Jugendtäter. In der Kommunalpolitik sorgte das Stadion für Aufruhr. Es sollte abgerissen werden und auf der anderen Seite des Waldbaches neu gebaut werden. Die Bürgerinitiative „Wildwiese“ versuchte das Vorhaben von Bürgermeister Horst Faeser zu verhindern. Obwohl die Initiative genug Unterschriften gesammelt hatte, kam es nie zu einem Bürgerentscheid, denn aus rechtlichen Gründen wurde das Bürgerbegehren für unzulässig erklärt. Der Neubau des Stadions ist jedoch auch nie umgesetzt worden.

April 2011: Baubeginn am Westring 2a

Zehn Jahre später hat die Bürger etwas ganz anderes bewegt. Die Katastrophe in Fukushima führte 2011 zu einer Demo gegen Atomenergie auf dem Marktplatz. Bessere Stimmung gab es beim Musical „Ausgetickt? Die Stunde der Uhren“ , das von 6- bis 18-jährigen Jugendlichen und Kindern aufgeführt und mit viel Applaus bedacht wurde. Fröhlich sollte es auch im ehemaligen Lebensmittelladen am Westring zugehen, wo zehn Jahre zuvor der „Pizzamord“ geschehen war. Dort begann der Eigentümer mit der Sanierung und kündigte an, noch im Jahr 2011 ein Café zu eröffnen. Die Bauarbeiten ziehen sich jedoch bis heute hin. Robin Samuel Brehm

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