Am Mittwoch vergangener Woche trafen sich im Rahmen des Arbeitskreises WiTechWi 24 Teilnehmer zum Online-Vortrag „CO2-Abtrennung und Verwendung“ von Professor Dr. Thomas Bayer von der Provadis Hochschule.
Thomas Bayer verstand es, eine komplexe Materie auch für Laien sehr verständlich darzustellen. Zunächst wurden die Teilnehmer des Vortrags über die bestehende Situation informiert.
Eine wichtige Rolle bei dieser Problematik spielt dem Referenten zufolge der Anteil der fossilen Energie. „Zurzeit setzen wir pro Jahr so viel Kohlendioxid frei, wie in einer Million Jahren in fossilen Energieträgern gebunden wurden. Dieses Missverhältnis zeigt eindrucksvoll, dass wir bisher auf keinem guten Weg sind“, sagte Thomas Bayer in seinem Vortrag. Leider ließe sich der Energieverbrauch insgesamt kaum senken. Zwischen 1990 und 2018 konnte der Gesamtenergieverbrauch in Deutschland nur um 4,7 Prozent verringert werden.
Eine weitere Möglichkeit der Vermeidung von Kohlendioxid sei, den Anteil der erneuerbaren Energie zu steigern. Heute liege dieser bei 19 Prozent und sei damit im Bereich der Planung. Um allerdings bis zum Jahr 2050 auf 60 Prozent zu kommen, müssten erhebliche zusätzliche Anstrengungen unternommen werden.
Auch zur Erreichung der gesetzten Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen, müssen laut Thomas Bayer erheblich größere Anstrengungen unternommen werden als bisher. Und letztendlich blieben, wenn eine Reduktion der Emissionen um 95 Prozent bis zum Jahr 2050 erreicht werden könnte, immer noch mindestens 60 Millionen Tonnen Kohlendioxid-äquivalente Treibhausgase pro Jahr in Deutschland, die sich nicht vermeiden lassen. Also müssen nach Meinung des Referenten Techniken genutzt werden, um Kohlendioxid aus der Luft oder den Abgasen abzuscheiden und entweder „zu lagern“ oder das Gas als Rohstoff zu nutzen.
Eine unterirdische „Lagerung“ von Kohlendioxid habe in Deutschland keine Akzeptanz. Ein seit 2012 existierendes Gesetz zur Erprobung dieser Technik habe bisher zu keinem einzigen entsprechenden Test geführt.
Thomas Bayer erklärte verschiedene Verfahren zur Kohlendioxid-Abscheidung und zur Nutzung von Kohlendioxid als Rohstoff. Auf diese Weise könnte man fossile Rohstoffe weitgehend ersetzen. Auch eine sinnvolle Nutzung von Abfällen könnte zur Verbesserung der Lage beitragen. Allerdings müssten dazu noch viele Ideen bis zur Industriereife weiterentwickelt werden, was noch bestimmt zehn Jahre Zeit kostet.
Und alle diese Wege in eine klimaneutrale Zukunft würden auch eine erhebliche Menge an zusätzlichem Strom aus erneuerbarer Energie bedeuten. „Diesen Strom zu bezahlbaren Preisen bereitzustellen, zwischenzuspeichern und eine dafür geeignete Infrastruktur zur Verteilung zu schaffen, wird uns noch vor gewaltige Aufgaben stellen“, erklärte Thomas Bayer.
Den Zuhörern des Vortrags wurde spätestens an dieser Stelle klar, wie viel konkretes Tun zwischen der Verabschiedung eines Gesetzes und der Erreichung des angestrebten Ziels liegt. In der abschließenden Diskussion wurden erhebliche Zweifel geäußert, ob unsere Politiker sich der Tragweite dieser Aufgaben bewusst sind. Thomas Bayer betonte zum Abschluss, dass er aber durchaus der Meinung sei, dass die Klimaziele erreicht werden können.
Der nächste Vortrag der WiTechWi-Reihe am 16. Juni wird sich mit Möglichkeiten der Stromspeicherung mit Hilfe von Akkumulatoren heute und in der Zukunft beschäftigen. Professor Dr. Heinz Werntges wird wahrscheinlich wieder online zu diesem Thema informieren. red