3. Juni 2021

Lesestoff

Chan Ho-keis Thriller „Die zweite Schwester“ geht dem Tod einer jungen Frau nach, die sich nach digitalem Mobbing das Leben genommen hat. Ewald Arenz erzählt in „Der große Sommer“ von den Momenten, die uns für immer verändern. In „Beinahe Alaska“ berichtet Arezu Weitholz aus dem ewigen Eis.

 

„Die zweite Schwester“

Siu-Man, ein Hongkonger Schulmädchen, begeht Selbstmord, indem sie sich aus einem Fenster im zwanzigsten Stockwerk stürzt. Aufgezogen wurde sie von Nga-Yee, ihrer älteren Schwester. Diese ist der festen Überzeugung, dass es irgendein falsches Spiel gegeben haben muss. Siu-Man wurde einige Zeit vor ihrem Tod Opfer eines sexuellen Übergriffs in der U-Bahn und in der Folge auf einer Online-Klatschplattform von einer anonymen Person verleumdet.

Nga-Yee setzt alles daran, herauszufinden, wer es war – und wer die Schuld an Siu-Mans Tod trägt. Sie nimmt Kontakt zu einem Hacker auf, der nur als N bekannt ist. Doch der exzentrische Mann nimmt noch lange nicht jeden Auftrag an. Kann Nga-Yee ihn ausreichend für ihren Fall interessieren – und kann sie es sich leisten, wenn er Ja sagt?

Chan Ho-kei wurde 1975 in Hongkong geboren. Er hat als Programmierer, Computerspiele-Entwickler und Manga-Lektor gearbeitet. Für seine Short Storys wurde er mit dem Mystery Writers of Taiwan Award ausgezeichnet, für seinen ersten Roman „Das Auge von Hongkong“ gewann er den wichtigsten chinesischen Krimi-Preis.

Chan Ho-kei: „Die zweite Schwester
Übersetzt von Sabine Längsfeld
Atrium Verlag, 2021. 600 Seiten, 24 Euro.

 

„Der große Sommer“

Die Zeichen auf einen entspannten Sommer stehen schlecht für Frieder: Nachprüfungen in Mathe und Latein. Damit fällt der Familienurlaub für ihn aus. Ausgerechnet beim gestrengen Großvater muss er lernen. Doch zum Glück gibt es Alma, Johann – und Beate, das Mädchen im flaschengrünen Badeanzug. In diesen Wochen erlebt Frieder alles: Freundschaft und Angst, Respekt und Vertrauen, Liebe und Tod. Ein großer Sommer, der sein ganzes Leben prägen wird.

Ewald Arenz, 1965 in Nürnberg geboren, hat englische und amerikanische Literatur und Geschichte studiert. Er arbeitet als Lehrer an einem Gymnasium in Nürnberg. Seine Romane und Theaterstücke sind mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. „Alte Sorten“ stand auf der Shortlist „Lieblingsbuch der Unabhängigen“ 2019 und platzierte sich als Hardcover wie als Taschenbuch auf den Spiegel-Bestsellerlisten. Der Autor lebt mit seiner Familie in der Nähe von Fürth.

Ewald Arenz: „Der große Sommer“
DuMont Verlag, 2021. 320 Seiten, 20 Euro.

 

„Beinahe Alaska“

Eine Fotografin, 45, kein Partner, keine Kinder, keine Eltern mehr, geht auf eine Expeditionskreuzfahrt von Grönland nach Alaska. Sie ist froh, dass ihr Beruf es ihr erlaubt, „dauernd nach vorn zu sehen“. Doch natürlich melden sich die nicht zu Ende gedachten Gedanken und offenen Fragen, irgendwo zwischen der Enge an Bord unter nicht ausnahmslos angenehmen Mitreisenden (wie Schriftsteller, die Buchclub-Schreibkurse geben, oder Influencer mit fragwürdigen Tischmanieren) und den kühlen Weiten der Arktis.

Der Blick der Erzählerin auf die anderen, die Natur und sich selbst ist so hintergründig-witzig wie warmherzig-entlarvend. Als das Schiff vor der vereisten Bellotstraße kehrtmachen muss, mit neuem Kurs auf Neufundland, begreift sie nach und nach, dass der Trick manchmal gerade im Beinahe-Ankommen besteht, auf Reisen wie im Leben.

Arezu Weitholz, 1968 bei Hannover geboren, ist Autorin, Illustratorin, Journalistin, u.a. für den Reiseteil der FAS, und Textdichterin, u.a. für Herbert Grönemeyer, Die Toten Hosen, Udo Lindenberg und 2raumwohnung. Zuletzt erschienen von ihr der Roman „Wenn die Nacht am stillsten ist“ (2012) und „Der Fisch ist ein Gedicht. Beste Fischgedichte“ (2017). Sie lebt in Berlin.

Arezu Weitholz: „Beinahe Alaska“
Mare Verlag, 2020. 192 Seiten, 20 Euro.

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