6. Juli 2021

Schwalbacher Spitzen

Matt beim Rasenschach

Mathias Schlosser

von Mathias Schlosser

Wer den Experten rund um eine Fußballübertragung zuhört, könnte meinen, dass es sich beim Fußball um eine Wissenschaft handelt, die der Atomphysik oder der Gentechnik in nichts nachsteht. Da werden Räume verschoben und „Deep Runs“ hinter die Abwehr gemacht. Da müssen Spieler ins Eins-gegen-Eins kommen, in die Box gehen und gegen den Ball arbeiten. Dreier- und Viererketten scheint es auf dem grünen Rasen genauso zu geben wie echte, falsche und doppelte Sechser, Neuner, Zehner, hängende Spitzen und vieles mehr.
Wer das deutsche Spiel gegen England gesehen hat, der weiß, dass das alles nur pseudowissenschaftliches Gepupse ist. Denn die Spieler hatten von alledem offenbar noch nie etwas gehört. Da waren Abwehrspieler, die wie in der C-Jugend nur auf den Ball und nicht auf den gegnerischen Stürmer guckten. Da waren Mittelfeldstars, die immer wieder ängstlich den Ball zu ihrem Nebenmann oder nach hinten kickten. Da waren Stürmer, die von vorne aus den wohl besten Stehplatz im Wembley-Stadion genossen, bei eigenen Angriffen aber offensichtlich gerade Bierholen waren – insgesamt ein Auftritt, der noch trauriger war als das Schwarz der Trikots.
Es liegt wahrscheinlich daran, dass die Nationalmannschaft seit dem Triumph in Brasilien nicht Fußball, sondern Rasenschach spielen will und den Ball möglichst ohne Einwirkung des Gegners ins Tor tragen möchte. Für Tempo und Überraschungen ist da kein Platz. Für EM- oder WM-Titel leider auch nicht.

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