Zum Artikel „Standort für Rechenzentren“ in der Ausgabe vom 14. Juli erreichte die Redaktion nachfolgender Leserbrief von Gerald Weinhold. Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung ihrer Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Wenn auch Sie einen Leserbrief veröffentlichen möchten, senden Sie ihn unter Angabe Ihrer vollständigen Adresse und einer Rückruf-Telefonnummer an info@schwalbacher-zeitung.de.Wer aus Schwalbach kommend über die Schwalbacher Straße nach Eschborn einfährt, kann sich schon einmal ein Bild davon machen, wie es in Zukunft im Gewerbegebiet auf dem „Kronberger Hang“ aussehen wird. Dort steht bereits seit einigen Jahren ein kleiner Vertreter der Gattung „Rechenzentrum“. Der matschbraune Würfelbau wird von einem mit Stacheldraht bewehrten, mannshohen Zaun geschützt und ist auch nachts durch Flutlichtanlagen erhellt, damit die installierten Videokameras mögliche Störenfriede jederzeit erkennen können. Es handelt sich dabei um das Hochsicherheitsrechenzentrum der IBM. Wer es gerne etwas größer haben will, braucht nur mit der S-Bahn nach Rödelheim zu fahren: Ab der Brücke über die A5 kann er dann die Rechenzentrumsparade der Eschborner Straße „genießen“.
Rein optisch sind Rechenzentren also nicht wirklich einladend, auch dann nicht, wenn sie begrünt werden. Warum sich der Kronberger Hang aus Sicht der Rechenzentrumsbetreiber gut eignet, haben wir aber bereits vernommen: Es ist ausreichender Platz und eine gute Infrastruktur (Strom) vorhanden. Wo soll denn der benötigte Ökostrom bezogen werden? Wie genau will die Stadt Schwalbach den zusätzlichen Strombedarf von Rechenzentren überhaupt befriedigen? Gerade in Zeiten, in denen auch die Schwalbacher ihre Mobilität, Heizung und Infrastruktur elektrifizieren sollen? In Frankfurt wird der Strom bereits knapp.
Viel wichtiger als das, ist doch aber die Frage, ob sich die Ansiedelung eines Rechenzentrums und möglicher weiterer für die Stadt Schwalbach aus wirtschaftlicher und Naherholungs-Sicht wirklich auszahlt. Diese Frage wurde bereits im Artikel klar verneint: „…Rechenzentren verbrauchen viel Platz und Strom, schaffen wenig Arbeitsplätze, sind städtebaulich wenig ansehnlich und bringen geringe Steuereinnahmen…“ Nun kann Schwalbach aber nur einmal den Kronberger Hang vergeben. Ist das Gelände dafür nicht viel zu wertvoll? Wäre es nicht eine Überlegung wert, Rechenzentren in bestehende Bürokomplexe zu integrieren, zum Beispiel unterirdisch oder auf dem Dach? Oder sollte man nicht stattdessen lieber Unternehmen ansiedeln, die mehr Arbeitsplätze schaffen, weniger Strom verbrauchen, mehr Steuern zahlen und ansehnlichere Gewerbeimmobilien errichten?
Ein zukunftsfähiges Gesamtkonzept für den Kronberger Hang darf nicht ausschließlich auf der Ansiedelung weiterer Rechenzentren beruhen, sonst schießt sich der Magistrat selbst ein Eigentor. Lachende Dritte sind dann die Nachbargemeinden, die in ihren Gewerbegebieten vom Zuzug attraktiver steuerzahlender Unternehmen profitieren werden.
Gerald Weinhold,
Schwalbach