30. September 2021

Die Buchtipps der Schwalbacher Zeitung

Lesestoff

In „Lacroix und das Sommerhaus in Giverny“ von Alex Lépic löst der Pariser Commissaire Lacroix seinen vierten Fall. Spiegel-Bestsellerautorin Anne Stern erzählt in „Meine Freundin Lotte“ von zwei außergewöhnlichen Künstlerinnen vor der wechselhaften Geschichte des 20. Jahrhunderts. In „Clara sammelt“ von Ursula Poznanski begibt sich die kleine Clara auf die Suche nach dem idealen Hobby.

 

„Lacroix und das Sommerhaus in Giverny“

Im August ist Paris wie ausgestorben, Cafés und Restaurants sind geschlossen, die Pariser am Meer oder in ihren Ferienhäusern auf dem Land. Commissaire Lacroix genießt die Ruhe, bis er eine Vorladung der besonderen Art erhält: Madame de Touquet muss etwas mit ihm besprechen und duldet keine Widerrede.

Persönlich getroffen hat Lacroix sie noch nie, doch ihr Ruf eilt der Grande Dame voraus. In ihrer Wohnung, einem Prachtbau an der Seine mit Blick auf den Eiffelturm, schildert sie dem Commissaire ihr Anliegen: Jemand will sie töten, seit Wochen verabreicht man ihr kleine Dosen Arsen. Lacroix soll zu ihrem jährlichen Sommerfest nach Giverny kommen, wo Madames Familie residiert und die Lacroix’ ein kleines Sommerhaus besitzen, ganz in der Nähe von Monets berühmtem Seerosenteich.

Der Commissaire mischt sich unter die Schönen und Reichen, genießt Champagner und Foie gras und merkt bald: Auch in den feinsten Kreisen geht es mitunter reichlich schmutzig zu.

Alex Lépicss Krimireihe wurde in der Presselandschaft sehr positiv besprochen, auf Anhieb gelang der Sprung in die Top 50 der Spiegel-Bestsellerliste. Eine Frage ließ die Bücherwelt allerdings nicht los: Wer ist dieser Alex Lépic? Der WDR berichtete: „Von Ulrich Wickert bis hin zu Sebastian Fitzek sind zahlreiche Namen gerüchteweise im Umlauf.“ Manfred Papst spekulierte in der NZZ am Sonntag, ob vielleicht der „unermüdliche Publizist“ Rainer Moritz dahinterstecke – oder gar Verleger Daniel Kampa selbst. Alles falsch.

Den wunderbar altmodischen Commissaire Lacroix haben wir Alexander Oetker zu verdanken, der mit seiner erfolgreichen Aquitaine-Reihe um Commissaire Luc Verlain bereits bewiesen hat, dass er ein großer Frankreichkenner ist. Oetker, geboren 1982, ist der Frankreich-Experte von RTL und n-tv. Er lebte viele Jahre in Paris und berichtet bis heute über die Grande Nation. Oetker weiß, wie die Pariser ticken, er kennt die kleinsten Cafés und besten Restaurants. Heute pendelt Alexander Oetker mit seiner Frau und den beiden Söhnen zwischen Südwestfrankreich und Brandenburg.

Alex Lépic: „Lacroix und das Sommerhaus in Giverny“
Kampa Verlag, 2021. 224 Seiten, 16,90 Euro.

 

„Meine Freundin Lotte“

Berlin, 1921: Lotte Laserstein will Malerin werden. Aber die Tore der Kunstakademie haben sich für Frauen gerade erst geöffnet. Und Lotte muss kämpfen – gegen die Ressentiments männlicher Lehrer und Kritiker und für ihre Leidenschaft, die Malerei. In der jungen Fotografin Traute findet sie eine Seelenverwandte, denn Traute ist mit ihrem Typus der Neuen Frau und ihrer Begeisterung für die Kunst das perfekte Modell für Lotte. Eine ganz besondere Beziehung entsteht. Bis die politische Situation in Deutschland für jüdische Künstlerinnen immer unerträglicher wird und Lotte schließlich fliehen muss.

Kalmar, 1961: Es ist ein warmer Altweibersommer in Südschweden, den Lotte Laserstein und Traute Rose zusammen verbringen. Doch Vorwürfe und Missklang hängen zwischen ihnen, und schon bald brechen alte Wunden auf. Plötzlich können die beiden Frauen den drängenden Fragen nicht mehr entkommen. Sie müssen sich ihrer Vergangenheit stellen, in der es für sie einst um alles oder nichts ging – als Künstlerinnen und als Freundinnen.

Anne Stern wurde in Berlin geboren, wo sie auch heute mit ihrer Familie lebt. Nach dem Studium der Geschichte und Germanistik promovierte sie in deutscher Literaturwissenschaft und arbeitete als Lehrerin und in der Lehrerbildung. Sie hat als Selfpublisherin bereits erfolgreich historische Saga-Stoffe veröffentlicht.

Anne Stern: „Meine Freundin Lotte“
Rowolth Verlag, 2021. 368 Seiten, 22 Euro.

 

„Clara sammelt“

Clara möchte etwas sammeln, aber was? Gesteinsbrocken, Thomasse, Staubwolken, Wurstscheiben … Ideen hat Clara viele, aber nicht mit jeder macht man sich beliebt – sehr zur Freude des staunenden Publikums! Ursula Poznanskis Clara ist phantasiebegabt, liebenswert und mit bemerkenswertem Pragmatismus ausgestattet. Ihre abenteuerliche Suche nach dem idealen Hobby macht Lesespaß vom Feinsten für Kinder ab 4 Jahren. Ina Hattenhauer illustriert mit Witz und vielen flotten Ideen.

Ursula Poznanski, geboren 1968 in Wien, ist als Bestseller-Autorin bekannt für ihre spannenden Fantasyromane und Krimis für Jugendliche und Erwachsene. Ihre schriftstellerische Karriere startete sie mit Kinderbüchern, die sie mit coolen Ideen, Tempo und viel Komik ausstattete. Ihr erstes Buch, „Buchstabendschungel“, erlebt zahlreiche Neuauflagen; „Die allerbeste Prinzessin“ wurde mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet.

Ursula Poznanski: „Clara sammelt“
G&G Verlag, 2021. 48 Seiten, 14,95 Euro.

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