7. Oktober 2021

Die Buchtipps der Schwalbacher Zeitung

Lesestoff

Emma Stonex hat in ihrem Debütroman „Die Leuchtturmwärter“ ein fesselndes Drama über Verlust und Trauer geschaffen. Henning Ahrens erzählt in „Mitgift“ den Roman einer Familie und entwirft ein Panorama der ländlich-bäuerlichen Welt des 20. Jahrhunderts. Matt Haigs „Comfort Book“ ist ein Kompendium liebevoller und tiefgründiger Texte, die Mut machen für jeden Tag.

 

„Die Leuchtturmwärter“

In der Silvesternacht verschwinden vor der Küste Cornwalls drei Männer spurlos von einem Leuchtturm. Die Tür ist von innen verschlossen. Der zum Abendessen gedeckte Tisch unberührt. Die Uhren sind stehen geblieben. Zurück bleiben drei Frauen, die auch zwei Jahrzehnte später von dem rätselhaften Geschehen verfolgt werden. Die Tragödie hätte Helen, Jenny und Michelle zusammenbringen sollen, hat sie aber auseinandergerissen. Als sie zum ersten Mal ihre Seite der Geschichte erzählen, kommt ein Leben voller Entbehrungen zutage – des monatelangen Getrenntseins, des Sehnens und Hoffens. Und je tiefer sie hinabtauchen, desto dichter wird das Geflecht aus Geheimnissen und Lügen, Realität und Einbildung.

Emma Stonex hat in ihrem Roman „Die Leuchtturmwärter“ ein fesselndes Drama über Verlust und Trauer geschaffen – und über die Liebe, die es braucht, um das Licht am Brennen zu halten, wenn alles andere von Dunkelheit verschlungen wird.

Emma Stonex, 1983 in Northamptonshire in England geboren und aufgewachsen, begann ihre Karriere als Lektorin. Mehrere Jahre arbeitete sie erfolgreich in einem großen Verlagshaus, bevor sie ihrem Traum vom Schreiben folgte. Schon immer fasziniert von Leuchttürmen, inspirierte sie nicht zuletzt das mysteriöse Verschwinden dreier Leuchtturmwärter auf den Flannan Isles zu ihrem Roman. Stonex lebt heute in Bristol.

Emma Stonex: „Die Leuchtturmwärter“
Übersetzt von Eva Kemper
S. Fischer Verlag, 2021. 432 Seiten, 22 Euro.

 

„Mitgift“

Gerda Derking kennt sich aus mit dem Sterben. Seit Jahren richtet sie die Toten des Dorfes her, doch in jenem August 1962 würde sie die Tür am liebsten gleich wieder schließen. Denn vor ihr steht Wilhelm Leeb – ausgerechnet er, der Gerda vor so vielen Jahren sitzen ließ, um sich die Tochter von Bauer Kruse mit der hohen Mitgift zu sichern. Wilhelm, der als überzeugter Nazi in den Krieg zog und erst nach Jahren der Kriegsgefangenschaft aus Polen zurückkehrte. Der gegen Frau und Kinder hart wurde, obwohl sie jahrelang geschuftet hatten, um Hof und Leben zu verteidigen. Doch nun zeichnet sich auf seinem Gesicht ein Schmerz ab, der über das Erträgliche hinausgeht. Und Gerda Derking ahnt: Dieser Tragödie sind die Leebs ohne sie nicht gewachsen.

In seiner epischen Familienchronik rückt Henning Ahrens den Verwundungen des vergangenen Jahrhunderts auf den Leib und erzählt ebenso mitreißend wie empathisch vom Verhängnis einer Familie.

Henning Ahrens, 1964 in Niedersachsen geboren, lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Frankfurt. Er übertrug unter anderem die Werke von Jonathan Safran Foer, Colson Whitehead, Meg Wolitzer und Richard Powers ins Deutsche. Für sein literarisches Werk erhielt er mehrere Auszeichnungen, zuletzt erschien 2015 „Glantz und Gloria. Ein Trip“, das mit dem Bremer Literaturpreis geehrt wurde. Sein neuer Roman „Mitgift“ ist für den Deutschen Buchpreis 2021 nominiert.

Henning Ahrens: „Mitgift“
Klett Cotta Verlag, 2021. 352 Seiten, 22 Euro.

 

„The Comfort Book – Gedanken, die mir Hoffnung machen“

Was macht uns zum Menschen? Matt Haig versammelt Gedankensplitter, Erinnerungen und Beobachtungen. Mal sind sie Ausdruck von Verzweiflung, mal von Hoffnung – ihn selbst haben sie durch die schwere Zeit seiner Depression getragen und ihm Halt gegeben. Dabei bestechen sie nicht nur mit einem tiefen Verständnis seiner eigenen Gefühlswelt, sondern sind zugleich berührende und anregende Erkenntnisse darüber, was uns alle im Innersten verbindet.

Die poetischen Texte inspirieren dazu, uns selbst besser kennenzulernen und unsere Ängste, unseren Schmerz und unsere Wünsche mit anderen Augen zu sehen. Matt Haigs Buch ist ein täglicher Begleiter, der uns zeigt, dass wir nicht allein sind, wenn der Schmerz unerträglich scheint. Es lässt uns die schönen Seiten des Lebens erkennen.

Matt Haig, Jahrgang 1975, ist ein britischer Autor. Seine eigenen Erfahrungen mit Depressionen und Angststörungen sind auch stets ein zentrales Thema in seinen Büchern. Zuletzt sind von ihm die Romane „Ich und die Menschen“ (2014), „Wie man die Zeit anhält“ (2018) und „Die Mitternachtsbibliothek“ (2021), sowie die Sachbücher „Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben“ (2016) und „Mach mal halblang“ (2019) erschienen. Matt Haig lebt mit seiner Familie in Brighton.

Matt Haig: „The Comfort Book – Gedanken, die mir Hoffnung machen“
Übersetzt von Hella Reese
Droemer HC, 2021. 256 Seiten, 20 Euro.

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