18. Oktober 2021

Viele Veranstaltungen der CJZ im Rahmen „1.700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“

Vorstand wurde wiedergewählt

Dem alten und neuen Vorstand der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gehören unter anderem an (v.links): Willi Schelwies, Claudia Löwenberg-Cohen, Lissy Hammerbeck, Carol Wanske und Günter Pabst. Dietmut Thilenius (2.v.rechts), Ehrenmitglied der CJZ, wurde anlässlich ihres 90. Geburtstages geehrt. Foto: Hammerbeck

Nach einem Jahr Pause, ließen die Corona-Bedingungen wieder eine Mitgliederversammlung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit im Main-Taunus Kreis (CJZ) zu, entsprechend hoch war die Beteiligung. Am 5. Oktober wurde ein neuer Vorstand gewählt.

Zur Wiederwahl standen die bisherigen Vorstandsmitglieder Pfarrer im Ruhestand Willi Schelwies aus Schwalbach, evangelischer Vorsitzender, Carol Wanske aus Kriftel, katholische Vorsitzende, sowie Günter Pabst aus Schwalbach, Schatzmeister, und Franz Kroonstuiver aus Flörsheim, Beisitzer. Neu in den Vorstand gewählt worden ist Claudia Löwenberg-Cohen aus Bad Soden als Beisitzerin.
Das bisherige Vorstandsmitglied Elisabeth Hammerbeck aus Bad Soden stand nicht zur Wiederwahl, da sie sich gemeinsam mit ihrem Mann einem umfangreichen Forschungsprojekt widmen möchte. Ihr Engagement als Mitglied der CJZ wird jedoch weitergehen und auch die Führungen über den jüdischen Friedhof in Bad Soden wird sie beibehalten.
Darüber hinaus ehrte die CJZ Dr. Dietmut Thilenius, Ehrenmitglied der CJZ und ehemaliges Vorstandsmitglied, aus Anlass ihres 90. Geburtstags für ihre Zivilcourage und ihren langjährigen Einsatz für die CJZ.
Neben der Wahl wurde eine neue Satzung verabschiedet, die neue Versammlungsformen und Abstimmungsverfahren künftig möglich macht.
In den vergangenen Wochen haben die Verantwortlichen der CJZ Main-Taunus ein vielfältiges, interessantes und ambitioniertes Programm bewältigt. Begonnen hatte es mit dem Vortrag von Professor Hajo Funke „Der Kampf um die Erinnerung“ in der Stadthalle Hofheim. Der Referent machte deutlich, dass die theoretischen Ideologien der Weimarer Zeit noch heute ihre Wirkung bei den rechtsradikalen Gruppen und der AFD entfalten.
In Flörsheim erinnerte Ursula Krechel mit ihrem Buch „Shanghai fern ab von wo“ an das Schicksal der geflüchteten Juden. Werner Schiele berichtete über zwei Flörsheimer Familien, die nach Shanghai emigriert sind. Ebenfalls in Flörsheim spielten das Philharmonische Kammerorchester Werngerode und die Solistin Monica Gutman (Klavier) und Ramón Jaffé (Violoncello) „Exodus – Jüdisch deutsche Klangwelten“.
In Schwalbach begeisterten die polnischen Musikerin Teresa Kaban (Flügel) und der polnischen Musiker Henryk Blazej (Flöte) mit der „Musikalischen Weltreise“. Das auch international renommierte Duo führte eindrucksvoll zur Musik von Chopin, Albeniz, Rutter, Jardanyi und Górecki.
Ebenfalls in der Evangelische Limesgemeinde stellte Uwe von Seltmann, Publizist und Dokumentarfilmer, sein Buch zum Jubiläumsjahr 2021 „Wir sind da!“ vor. Die gewählten Musikbeispiele, von dem im Krakauer Ghetto 1942 ermordeten Vater des jiddischen Liedes, Mordechaj Gebirtig, bis hin zu dem Weltbekannten Kantor und Kammersänger Joseph Schmidt waren emotionale Belege, dass Juden in der Kunst, Musik, Literatur, Wissenschaft und Politik, nach einer wechselvollen Geschichte in Deutschland angekommen waren, bis die Nationalsozialisten dem brutal ein Ende bereiteten und sechs Millionen Jüdinnen und Juden ermordet wurden. Uwe von Seltmanns Zeitreise ließ die Zuhörerinnen und Zuhörer nicht kalt.
Rabbiner Andy Steiman’s Vortrag „1462 – Das erste Ghetto in Frankfurt“ beleuchtete einerseits die „Frankfurter Judengasse im ausgehenden Mittelalter, streifte andererseits die Geschichte die wechselvolle Geschichte der Juden in den 1700 Jahren. Der Humor kam dabei nicht zu kurz. Wichtig war ihm, zu betonen, dass „die Juden“ schon vor den „Deutschen“ in Europa lebten.
Kurzfristig ins Programm genommen, wurde zum 80. Jahrestag die Veranstaltung „Babyn Jar – Der Ort, die Tat und die Erinnerung“. Dr. Manfred Sapper, Chefredakteur der Zeitschrift Osteuropa und der Wissenschaftler, und Dr. Bert Hoppe, Historiker am Zentrum für Holocauststudien des Instituts für Zeitgeschichte, schilderten eindrucksvoll und bewegend das von Deutschen verübte Massaker an Juden. Die Erinnerung an dieses Verbrechen ist in Deutschland kaum aufgearbeitet und bedarf dringend, die Aufnahme in unsere Erinnerungsarbeit.
Unterstützung findet die CJZ bei den Kooperationspartnern, so etwa der Evangelischen Limesgemeinde Schwalbach wie auch anderen Kirchengemeinden, der Kulturkreis GmbH, dem Arbeitskreis Städtepartnerschaft Olkusz-Schwalbach, den Kommunen und dem Main-Taunus-Kreis. Es sind seit Jahren bewährte Kooperationen, ohne die die CJZ manche Veranstaltung nicht realisieren könnte.
Bei der Mitgliederversammlung wurden auch erste Vorschläge für Veranstaltungen im kommenden Jahr diskutiert. Am 28. Januar 2022 wird es eine Lesung des Briefwechseln Paul Celan und Nelly Sachs mit Hanne Kulessa, Brigitte Assheuer und Thomas Hupfer in Bad Soden geben.
Am 12. März wird Uwe von Seltmann im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit wieder in Schwalbach gastieren. Begleitet von dem Duo „Tabea & Tobias Wollner“ wird unter dem Titel „Es brennt“ der jiddische Liedermacher Mordechaj Gebirtig gewürdigt. red

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