16. März 2022

Tabea und Tobias Wollner ließen Lieder von „Mordechai Gebirtig“ erklingen

„Vater des jiddischen Liedes“

Im vollbesetzten Kirchenraum der Evangelischen Limesgemeinde spielten und sangen Tabea Wollner und ihr Bruder Tobias Wollner Lieder des Komponisten Mordechai Gebirtig am vergangenen Samstag. Foto: Bär

Mit einer musikalischen Lesung wurde am vergangenen Samstag das 22. Polnische Kaleidoskop eröffnet. Die Sängerin Tabea Wollner stellte zusammen mit ihrem Bruder Tobias Wollner, der sie am Klavier begleitete, den Dichter und Komponisten Mordechai Gebirtig vor.

Tabea Wollner war die Erleichterung anzusehen, als sie mit dem Akkordeon die letzten Töne der Zugabe beendete. Mit langanhaltendem Beifall dankten ihr die Zuhörerinnen und Zuhörer im vollbesetzten Kirchenraum der Evangelischen Limesgemeinde. Ihr Bruder Tobias Wollner begleitete ihren Gesang empfindsam auf dem Flügel und las die deutsche Übersetzung der jiddischen Lieder.
Es war eine sehr emotionale Veranstaltung zu der der Arbeitskreis Städtepartnerschaft Olkusz-Schwalbach, die Gesellschaft Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Main-Taunus und die Evangelische Limesgemeinde eingeladen hatte.
Tabea Wollner bewältigte nicht nur ihren Gesangspart mit einer wunderbaren vollklingenden Altstimme, sie musste auch zwischen den Liedern die umfangreiche Lesung von Uwe von Seltmann übernehmen, der an Corona erkrankt, nicht anwesend sein konnte. Uwe von Seltmann ist es zu verdanken, dass an Mordechai Gebirtig wieder erinnert wird. Er hat ihn mit seiner umfangreichen Biographie vor dem Vergessen bewahrt und ihm mit seinem Buch „Mordechai Gebirtig, Vater des jiddischen Liedes“ ein Denkmal gesetzt. Seine auf das Konzert zugeschnittenen Texte führten die Zuhörerinnen und Zuhörer durch das Leben von Gebirtig.
Mordechai Gebirtig konnte keine Noten lesen, aber seine Lieder, die bis heute weltweit von namhaften Künstlerinnen und Künstlern gesungen werden, bieten einen einzigartigen Einblick in das jüdische Alltagsleben in den Jahren vor dem Holocaust. Seine Getto-Lieder zählen zu den eindrücklichsten Zeugnissen der Judenverfolgung durch die Nazis.
Tabea Wollner erzählte vom entbehrungsreichen Leben des 1877 in Krakau geborenen Dichters und Liedermachers, der „tagsüber an Möbeln und abends am jiddischen Lied hobelte“. Jósef Finkelsztejn, ein Journalist, lernte Gebirtig 1936 kennen und zum achten Todestag im Jahre 1950, zitierte er Gebirtig in einem Artikel: „Ich bin dem Schicksal dankbar dafür, dass ich in meinen Versen und Melodien meine Gedanken und Sehnsüchte, meine Freuden und Sorgen ausdrücken kann.“
Tobias Wollners Flügelspiel, seine jiddischen Übersetzungen und der Gesang seiner Schwester schufen eine extrem dichte Atmosphäre, die die Zuhörerinnen und Zuhörer mitnahm und die Sängerin manchmal emotional überwältigte. Insbesondere, als sie ein ukrainisches Lied spielte und von der Entdeckung berichtete, dass die Melodie auf Mordechai Gebirtig zurückging.
Am Ende erklang das wohl bekannteste Lied Gebirtig’s, „s’brent! briderlekh, s’brent! – Es brennt! Brüder, ach, es brennt“, das in Anbetracht des Krieges in der Ukraine nicht an Aktualität verloren hat.
Eine Möglichkeit, um den Menschen in der Ukraine zu helfen, ist zu spenden. Dazu ruft die Gesellschaft für Christlich jüdische Zusammenarbeit auf. Gespendet werden kann an die CJZ MTK unter dem Verwendungszweck „Ukraine Solidarität“ bei der Taunus Sparkasse: IBAN DE67 5125 0000 0049 0055 63, BIC: HELADEF1TSK. red

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