22. März 2022

Zwei Schwalbacher nahmen an Gedenkaktion zum Todesmarsch aus dem KZ Katzbach/Adlerwerke teil

Gedenken an Zwangsarbeiter

Norbert Irsch (links) und Günter Pabst machten bei der Menschenkette von der Friedensbrücke bis zur Flößerbrücke mit und erinnerten an zwei Zwangsarbeiter aus dem KZ Katzbach/Adlerwerke. Foto: privat

Am vergangenen Samstag fand anlässlich des 77. Jahrestages des Todesmarsches aus dem KZ Katzbach/Adlerwerke eine Menschenkette von der Friedensbrücke bis zur Flößerbrücke in Frankfurt statt. Aus Schwalbach nahmen Norbert Irsch und Günter Pabst vom Arbeitskreis Städtepartnerschaft Olkusz Schwalbach teil.

Über eine Strecke von etwa 2.000 Metern bildeten 1.616 Menschen aus Frankfurt und Umgebung eine Menschenkette. Zu der Gedenkaktion hatte der Verein „Leben und Arbeiten in Gallus und Griesheim“ (LAGG) aufgerufen. Der 1992 gegründete Verein widmet sich seitdem der Erinnerung an die vielen Opfer des Konzentrationslagers in den Adlerwerken. Das KZ-Adlerwerke war ein Außenlager des Konzentrationslagers Natzweiler im Elsass und wurde am 22. August 1944 fertiggestellt. Es trug den Decknamen „Katzbach“.
Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer gab mit seinem Schild einem Zwangsarbeiter einen Namen. Ulla Diekmann, eine der Organisatorinnen, schilderte das entbehrungsreiche Leben in den Adlerwerken. „Sie sind verhungert, erfroren, an nicht behandelten Krankheiten gestorben, sie wurden erhängt, erschlagen oder erschossen“. Viele kamen aus Polen, sie hatten den Warschauer Aufstand überlebt, wurden gefangen genommen und in die Adlerwerke zur Zwangsarbeit verschleppt.
Darunter war auch Zygmunt Jagowski. Er wurde am 13. Januar 1918 in Olkusz, der Schwalbacher Partnerstadt, geboren und war Landwirt. Sein Todesort ist unbekannt. Vielleicht ist er auf einem der Todesmärsche, am 16. März 1945 nach Bergen-Belsen oder am 24. März1945 nach Buchenwald, ermordet worden. Günter Pabst, Olkuszer Ehrenbürger, stand für Zygmunt Jagowski und hatte sich nach ihm in Olkusz erkundigt. „Leider gibt es in Olkusz keine Spuren von ihm, keine Dokumente, daher ist es mir besonders wichtig, dass ich hier an ihn erinnern kann“, erklärt Günter Pabst.
Norbert Irsch erinnerte an Jerzy Josef Kamasiński. Er wurde am 1. August 1922 in Łęczno geboren, war Friseur und hat das KZ und den Todesmarsch überlebt und starb am 20. Oktober 1992.
Zur Eröffnung Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig. Sie betonte, wie wichtig das zivilgesellschaftliche Engagement zur Erinnerung an die 1.616 Zwangsarbeiter gewesen ist. „Katzbach“ sei das mörderischste der KZ-Außen Lager des dritten Reiches gewesen und sie sei froh, dass dieses Gedenken nun auch einen festen Ort in der Stadt bekommen wird. Dr. Andrea Rudorff hat sich mit den Tätern beschäftigt und schilderte, wie unzureichend sie zur Rechenschaft gezogen wurden. Franz Coy schilderte den Todesmarsch von Frankfurt nach Hünfeld. Thomas Sock widmete sich dem Umgang mit dem KZ im Stadtteil Gallus. Lothar Reiniger, der Vorsitzende der LAGG, schilderte das jahrelange Verschweigen der Stadt Frankfurt. Alles ist in der 30-seitigen Dokumentation „KZ ‚Katzbach‘ Adlerwerke – Geschichte und Aufarbeitung“ nachzulesen. Interessierte können die Dokumentation unter geschichtsort-adlererke.de oder unter kz-katzbach-adlerwerke.de im Internet beziehen. red

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