Francesca Reece erzählt in ihrem Roman „Ein französischer Sommer“ von der Jugend und dem Älterwerden, von Liebe und Macht im französischen Künstlermilieu. Mit „Das Gutachten“ zeigt Jennifer Daniel, wie frisch eine Graphic Novel über die deutsche Nachkriegsgesellschaft daherkommen kann. Christian Spiller beschreibt in „Der Fluch der Megaclubs“, wie die reichsten Vereine der Welt den Fußball zerstören.
„Ein französischer Sommer“
Als Assistentin des berühmten Schriftstellers Michael verbringt Leah den Sommer in einer Villa an der Küste von Südfrankreich. Dort soll sie die Tagebücher seiner Jugendjahre ordnen. Malerische Morgenstunden am Strand, Wein, gutes Essen, kultivierte Gespräche. Leah genießt den unbeschwerten Rhythmus des bohèmen Lebens und die illustre Gesellschaft in der Sommervilla. Doch Michaels Tagebücher von seinen Ausschweifungen im Soho der 1960er und dem krisengeschüttelten Athen der 1970er Jahre offenbaren immer dunklere Seiten des Schriftstellers, und bald stößt Leah auf ein Geheimnis, das eng mit ihr selbst verwoben ist.
Francesca Reece, 1991 in Wales geboren, studierte Französische und Englische Literatur am King’s College in London und an der Sorbonne. Seit fünf Jahren lebt sie in Paris, hat jede Menge unterschiedliche Jobs und schreibt. 2019 erhielt sie den Desperate Literature Prize für ihre Kurzgeschichte „So Long Sarajevo/They Miss You So Badly“. „Ein französischer Sommer“ ist ihr erster Roman.
Francesca Reece: „Ein französischer Sommer“
Übersetzt von Juliane Gräbener-Müller und Tobias Schnettler
S. Fischer Verlag, 2022. 448 Seiten, 24 Euro.
„Das Gutachten“
Im Sommer 1977 ereignet sich auf einer Landstraße kurz hinter Bonn ein Autounfall, bei dem nicht allein Blech, sondern Welten aufeinander stoßen. Die junge RAF-Sympathisantin Miriam Becker stirbt in ihrem Wagen und vom Unfallverursacher fehlt jede Spur. Herr Martin, ein kleiner Angestellter der Rechtsmedizin, hat ganz persönliche Gründe, in diesem Fall genauer hinzuschauen.
Mit „Das Gutachten“ zeigt Jennifer Daniel, wie frisch eine Graphic Novel über die deutsche Nachkriegsgesellschaft daherkommen kann. Erzählerisch wie grafisch eindrücklich zeichnet sie das Bild eines Mannes, der seine Erinnerungen im Alkohol zu ertränken versucht. Bis eine junge Frau stirbt. Seine Ermittlungen bringen Herrn Martin auf die Spur des Verantwortlichen, legen jedoch unbarmherzig auch die eigene, mühsam verdrängte Verantwortung offen.
Jennifer Daniel, geboren 1986 in Bonn, ist eine der bemerkenswertesten deutschen Comiczeichnerinnen ihrer Generation. Für ihr Debüt „Earth Unplugged“ wurde sie 2014 für den Max und Moritz-Preis nominiert. Mit „Das Gutachten“ legt sie ihre erzählerisch wie zeichnerisch ausgereifteste Arbeit vor. Jennifer Daniel lebt in Düsseldorf und ist als Grafikdesignerin, Illustratorin und Dozentin tätig.
Jennifer Daniel: „Das Gutachten“
Carlsen, 2022. 208 Seiten, 25 Euro.
„Der Fluch der Megaclubs“
Fußball war lange das Spiel, in dem jeder mal gewinnen konnte. Seine Unvorhersehbarkeit machte ihn zum beliebtesten Sport der Welt. Doch in den vergangenen Jahren hat sich etwas verändert. Das viele Geld, das vor allem auf die Konten der größten Clubs der Welt geflossen ist, hat eine geschlossene Gesellschaft geformt. Megaclubs wie der FC Bayern siegen, weil sie Geld haben – und bekommen noch mehr Geld, weil sie siegen. Aber wie spannend ist Fußball noch, wenn immer dieselben gewinnen? Christian Spiller, Sportchef bei „Zeit Online“, hat mit Spielern, Managern, Wissenschaftlern und Fans darüber gesprochen, was falsch läuft im System. Und wie das Spiel doch noch gerettet werden könnte.
Christian Spiller, geboren 1982 in Cottbus, studierte in Frankfurt am Main und besuchte die Deutsche Journalistenschule in München. Seit 2010 ist er Redakteur bei „Zeit Online“, seit 2014 leitet er das Sportressort.
Christian Spiller: „Der Fluch der Megaclubs“
Rowohlt Verlag, 2022. 272 Seiten, 13 Euro.