9. Juni 2022

Die Buchtipps der Schwalbacher Zeitung

Lesestoff

Eryk Pruitts überdrehter, düsterer Southern-Noir-Kriminalroman „Das schnelle Leben“ ist ein Parforceritt, in dem es inmitten der eigenen Versklavung Momente voller schwarzem Humor gibt. Jens Eisel erzählt in „Cooper“ die Geschichte der rätselhaftesten Flugzeugentführung der USA als spannenden Roman. In „Nachtzugreisen“ präsentieren Jörg Dauscher und Veronika Wengert die 20 schönsten Nachtzugstrecken in ganz Europa.

 

„Das schnelle Leben“

Jack Jordan und Summer Ashton sind in den Besitz eines Kilos Koks gekommen, haben sich neue Namen zugelegt und eine neue Identität angenommen. Sie machen sich auf den Weg nach Lufkin, Texas, wo sie einen großen Coup landen wollen. Er ist charmant, engagiert, extrem paranoid und eifersüchtig. Summer mehr durchgeknallte Partnerin, die einer ehemaligen Liebe nachtrauert und schwört, Jordan nie zu hintergehen. Mit einem Kilo Koks in der Tasche erscheint ihnen alles möglich zu sein. Eine unbeschwerte Zukunft.

Erst jedoch müssen sie einen Abnehmer finden. In letzter Zeit lässt der Verstand nach, was es schwer macht, nicht in Schwierigkeiten zu geraten. Die beiden haben sich gegenseitig so viele Lügen aufgetischt, dass es schwerfällt, sich an die Wahrheiten zu erinnern. Außer jener beiden Regeln, die sie stets befolgen: Bullen erzählen sie nie etwas, und in eine Notaufnahme zu gehen, bedeutet, ins Gefängnis zu wandern.

Eryk Pruitt: „Das schnelle Leben“
Übersetzt von Jürgen Bürger
Polar Verlag, 2022. 384 Seiten, 25 Euro.

 

„Cooper“

Unter den Passagieren eines Flugs nach Seattle ist ein Mann mit einem Aktenkoffer. Er wird als Dan Cooper in die Geschichte eingehen und doch ein Unbekannter bleiben. Mit einer selbst gebauten Bombe erpresst er eine hohe Summe, springt mit dem Fallschirm ab und verschwindet. Jens Eisel erzählt feinfühlig von einem Vietnamveteranen, der alles wagt, um seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Und von einer Crew, die alles dafür tut, ein friedliches Ende zu sichern. Ein semidokumentarischer Roman über den Mut der Verzweiflung, die Zukunftsgläubigkeit der USA unter Nixon und die Härte des Lebens.

Jens Eisel, geboren 1980 in Neunkirchen/Saar, lebt in Hamburg. Nach einer Schlosserausbildung arbeitete er unter anderem als Lagerarbeiter, Hausmeister und Pfleger. Er studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig und war 2013 Finalist beim Literaturpreis Prenzlauer Berg. Mit seiner Story „Glück“ gewann er im selben Jahr den Open Mike.

Jens Eisel: „Cooper“
Piper, 2022. 224 Seiten, 22 Euro.

 

„Nachtzugreisen – Die schönsten Strecken Europas“

In vielen europäischen Ländern schlummerte das Reisen im Nachtzug einen langen Dornröschenschlaf. Nun ist es wieder da! In Zeiten von Slow Travel und Nachhaltigkeit erlebt dieses ganz besondere Reiseerlebnis einen echten Boom: Das Nachtzugnetz wächst, und jedes Jahr kommen neue Verbindungen hinzu. Spannende Städte, traumhafte Landschaften und weniger bekannte Lieblingsorte lassen sich nicht nur ganz entschleunigt, sondern auch umweltfreundlich entdecken – ohne Kofferschleppen an Umsteigebahnhöfen, langen Staukolonnen auf der Autobahn oder schlechtem grünem Gewissen im Ferienflieger.

Erleben Sie mit „Nachtzugreisen“ die schönsten und wichtigsten europäischen Nachtzugverbindungen und reisen Sie quer durch den Kontinent. Mit allen wichtigen Informationen und stimmungsvollen Texten werden auch Sie dem Mythos dieser traditionellen und gleichzeitig modernen Art zu Reisen verfallen.

Jörg Martin Dauscher wurde in Mittelfranken geboren und ging 1996 zum Studium nach Berlin. Eher unabsichtlich machte er anschließend Karriere als Weinhändler und unternahm zahlreiche Ausflüge in die Gastronomie – und zwar sowohl in den Service als auch in die Küche. 2016 packt er den Rucksack, verlässt dauerhaft die Stadt und landet vorübergehend auf Mallorca. Auf der Insel der Fülle merkt er schnell, dass man zwar einen Job aufgeben kann, nicht aber die Leidenschaft

Veronika Wengert, M.A., ist als Reisebuchautorin, Journalistin und beeidigte Übersetzerin auf den europäischen Südosten und Osten spezialisiert. Sie hat kroatische Wurzeln und ist zweisprachig aufgewachsen. Gut elf Jahre hat sie in Moskau und Zagreb studiert, gearbeitet und recherchiert, mehrere Monate auch in Ljubljana und Sofia. Über ihre Lieblingsländer Kroatien, Slowenien und Russland schreibt und aktualisiert sie regelmäßig Reiseführer und interkulturelle Ratgeber. Mit ihrer Familie lebt sie zwischenzeitlich zwar in Bayern, doch so oft es geht, zieht es sie in den (Süd-)Osten Europas.

Jörg Dauscher & Veronika Wengert: „Nachtzugreisen – Die schönsten Strecken Europas“
Conbook Verlag, 2022. 224 Seiten, 24,95 Euro.

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