23. Juni 2022

Die Buchtipps der Schwalbacher Zeitung

Lesestoff

Rose Tremains neuer Roman „Lily“ handelt von der Dunkelheit, die dem Menschlichen innewohnt – aber auch von Wärme und Widerstandskraft. Monika Held erzählt in „Der Sommer der Puppen“ eine Geschichte über den außergewöhnlichen Lebensweg einer Frau in den Zeiten des Wirtschaftswunders und über eine ungewöhnliche Mutter-Tochter-Beziehung. Bestsellerautor Andreas Winkelmann gibt in seinem Thriller „Das Letzte, was du hörst“ dem Bösen eine Stimme.

 

„Lily“

London, 1850: Mitten im Winter findet der junge Kommissar Sam Trench im Victoriapark ein Bündel – darin liegt ein Neugeborenes. Die kleine Lily wird bei einer Pflegefamilie in Suffolk untergebracht, wo sie unbeschwerte Jahre verlebt, bis sie mit sechs ins Waisenhaus nach London muss, um zur Näherin ausgebildet zu werden. Dort herrschen strenge Regeln und die Aufseherinnen bestrafen die Mädchen hart. Als junge Frau kommt Lily bei einer Perückenmacherin unter und könnte endlich ein selbstbestimmtes Leben führen, doch eine schwere Schuld lastet auf ihr. Sam Trench hat Lily nie ganz aus den Augen verloren, und als er der jungen Frau wieder begegnet, fühlen sich die beiden zueinander hingezogen. Lily glaubt, dass sie mit Sam endlich ein neues Leben beginnen kann – aber kann sie die Schatten der Vergangenheit hinter sich lassen?

Rose Tremain wurde 1943 geboren und wuchs in London auf. Sie studierte ein Jahr lang an der Pariser Sorbonne, ging zurück in ihre Heimat und begann ein Anglistikstudium an der University of East Anglia in Norwich, das sie 1967 abschloss. Rose Tremain veröffentlichte Romane, Kurzgeschichten, schrieb aber auch für Film, Funk und Fernsehen. Ihr Roman „Zeit der Sinnlichkeit“ wurde 1995 mit Robert Downey Jr., Hugh Grant und Meg Ryan verfilmt. Ihr Roman „The Road Home“, der im Suhrkamp Verlag unter dem Titel „Der weite Weg nach Hause“ erschien, wurde 2008 mit dem Orange Prize for Fiction ausgezeichnet. Tremain lebt mit ihrem Lebenspartner, dem Biographen Richard Holmes, in London und Norwich. Im Jahr 2020 wurde sie von der Queen in den Adelsstand erhoben. Ihr Werk erscheint auf Deutsch im Suhrkamp und Insel Verlag.

Rose Tremain: „Lily“
Übersetzt von Christel Dormagen
Insel Verlag, 2022. 294 Seiten, 22 Euro.

 

„Der Sommer der Puppen“

Frankfurt, 1984: Pias Mutter liegt im Krankenhaus. Sie soll sich um die Pension an der Nordsee kümmern, doch zu schwierig ist das Verhältnis zur Mutter, geprägt von jahrelangem Schweigen. Schließlich fährt Pia doch und trifft auf eine Schar Sommergäste – und eine rätselhafte Sammlung kaputter Puppen. Was hat es mit dem Tick der Mutter auf sich, alles Versehrte bei sich aufzunehmen? Und wer war ihre Mutter, bevor sie zu dieser unnahbaren Frau wurde? Warum verschweigt sie der Tochter ihr Leben? Hätte Pia fragen müssen? Aber wonach fragen, wenn nicht gesprochen wird?

Monika Held wuchs in Hamburg und Cuxhaven auf. Sie ist Journalistin und Autorin und hat für verschiedene Rundfunkanstalten und Zeitschriften gearbeitet. Ihre Reportagen wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Sie lebt in Hamburg und Nordfriesland.

Monika Held: „Der Sommer der Puppen“
Aufbau Verlag, 2022. 236 Seiten, 11 Euro.

 

„Das Letzte, was du hörst“

Lehn dich zurück. Höre diese Stimme. Vergiss deinen Alltag, den Job, den Ärger, die Sorgen. Vertrau dich den Worten an. Sie sind nur für dich. Aber Vorsicht: Wenn du einmal gefangen bist in dieser Welt, kommst du nicht mehr hinaus. Diese Stimme – sie ist das Letzte, was du hörst.

Sarah ist süchtig nach dem Podcast „Hörgefühlt“. Die Stimme von Podcaster Marc Maria Hagen ist wie ein seidiges Kissen, seine Worte sind Trost für die Seele. Doch Sarah ahnt nicht, was hinter den Kulissen vor sich geht. Dass hinter den weichen Worten der Tod lauert.

Andreas Winkelmann, geboren 1968 in Niedersachsen, ist verheiratet und hat eine Tochter. Er lebt mit seiner Familie in einem einsamen Haus am Waldrand nahe Bremen. Wenn er nicht gerade in menschliche Abgründe abtaucht, überquert er zu Fuß die Alpen, steigt dort auf die höchsten Berge oder fischt und jagt mit Pfeil und Bogen in der Wildnis Kanadas.

Andreas Winkelmann: „Das Letzte, was du hörst“
Rowohlt Verlag, 2022. 368 Seiten, 12 Euro.

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