21. Juli 2022

Die Buchtipps der Schwalbacher Zeitung

Lesestoff

In Band 2 ihrer Lichterfelde-Reihe erzählt Bestsellerautorin Anne Stern im Roman „Die Frauen vom Karlsplatz: Henny“ ein Frauenschicksal aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Femi Kayodes Thriller „Lightseekers“ wirft einen genauen Blick auf die gesellschaftlichen Probleme Nigerias. Abenteuer, Humor, historische Fakten und philosophische Reflexionen verbinden sich im Comic „Spirou oder: die Hoffnung“ von Émile Bravo zu einer ebenso klugen wie mitreißenden Auseinandersetzung mit dem Totalitarismus.

 

„Die Frauen vom Karlsplatz: Henny“

Lichterfelde, 1913. Das Jahrhundert ist jung, die Moderne hält auch in Berlin Einzug. Doch im Deutschen Kaiserreich ist es für Frauen noch immer schwer, ihren Träumen zu folgen. Die junge, selbstbewusste Henny hat nur ein Ziel: Sie möchte Medizin studieren – und damit die unerfüllte Sehnsucht ihrer Mutter leben, die sie nie kennengelernt hat. Aber der Weg in den Beruf der Ärztin ist für eine Frau ihrer Zeit steinig – selbst für eine Kämpferin wie Henny. Voller Eifer stürzt sie sich in Vorlesungen und die Lektüre medizinischer Fachbücher. Und sie will sich auch nicht von dem sympathischen Assistenzarzt Paul ablenken lassen. Doch schon bald macht Henny eine Entdeckung, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellt und das Ende all ihrer Träume bedeuten könnte.

Anne Stern wurde in Berlin geboren, wo sie auch heute mit ihrer Familie lebt. Sie ist promovierte Germanistin und arbeitete als Lehrerin und in der Lehrerbildung. Mit der historischen „Fräulein Gold“–Reihe um eine Berliner Hebamme in den 1920er Jahren landete sie einen großen „Spiegel“-Bestseller-Erfolg.

Anne Stern: „Die Frauen vom Karlsplatz: Henny“
Rowohlt Taschenbuch, 2022. 336 Seiten, 12 Euro.

 

„Lightseekers“

In der nigerianischen Universitätsstadt Port Harcourt werden drei junge Studenten von einem Mob verfolgt und brutal umgebracht – ein Video der grausamen Morde kursiert in den sozialen Medien, und den Tätern wird der Prozess gemacht.

Zu Prozessbeginn wird der Psychologe Dr. Philip Taiwo vom Vater eines der Opfer damit beauftragt, Licht in das Dunkel der schrecklichen Ereignisse zu bringen, die zum Tod seines Sohnes geführt haben. Taiwo, Spezialist für Massenpsychologie und Gewalt, hat lange im Ausland gelebt. In der abgelegenen Provinzstadt angekommen, muss er feststellen, dass ihm vieles fremd geworden ist in seiner Heimat, noch dazu weit weg von der Hauptstadt Lagos. Die Bewohner begegnen ihm mit Misstrauen. Und schnell wird Taiwo klar: Er ist nicht willkommen – und jemand setzt alles daran zu verhindern, dass er die Wahrheit aufdeckt.

Femi Kayode wuchs in Nigeria auf. Nach dem Studium der Klinischen Psychologie an der University of Ibadan in Lagos arbeitete er viele Jahre in der Werbebranche. Er war Stipendiat an der University of Southern California und der University of Washington, Seattle. Seine Arbeiten fürs Fernsehen wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. 2017 schloss er das renommierte Creative Writing Programm der University of East Anglia mit Auszeichnung ab. Kayode lebt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in Windhoek, Namibia.

Femi Kayode: „Lightseekers“
Übersetzt von Andreas Jäger
btb Verlag, 2022. 464 Seiten, 16 Euro.

 

„Spirou oder: die Hoffnung 4“

Mit dem vierten Comicroman „Spirou oder: die Hoffnung“ vollendet Émile Bravo Spirous und Fantasios Jugendzeit im von den Deutschen besetzten Belgien. Bravo zeigt mit seiner Spirou-Serie auf, wie sich aus dem geistigen Widerstand von Spirou und Fantasio gegen die Nationalsozialisten ein praktischer entwickelt. Der Fokus liegt dabei immer auf dem Menschlichen und nicht auf dem Heldentum.

Émile Bravo wurde 1964 in Paris geboren und debütierte 1988 als Comic-Künstler. Bereits 1990 begann die Zusammenarbeit mit dem Autor Jean Regnaud, mit dem u.a. die Serie „Aleksis Strogonov“ und „Meine Mutter ist in Amerika… „ entstanden. 2009 erschien sein viel beachteter „Spirou Spezial“-Band „Porträt eines Helden als junger Tor“. Seine aktuellste Veröffentlichung im Carlsen Verlag ist die Reihe „Pauls fantastische Abenteuer“. Für seine deutschsprachigen Geschichten erhielt er u.a. den Deutschen Jugendliteraturpreis 2010 für „Meine Mutter ist in Amerika…“ und für „Das tapfere Prinzlein und die sieben Zwergbären“ 2012 den Max und Moritz-Preis. Für Bravo bildet die Verschmelzung von Comic und Kinderbuch einen zentralen Punkt seiner Arbeit.

Émile Bravo: „Spirou oder: die Hoffnung 4“
Carlsen Comics, 2022. 48 Seiten, 12 Euro.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert