22. September 2022

Die Buchtipps der Schwalbacher Zeitung

Lesestoff

„Die rote Tänzerin“ von Joan Weng ist ein Roman über eine Ikone der Goldenen Zwanziger und die Geschichte hinter Otto Dix’ legendärem „Bildnis der Tänzerin Anita Berber“. In Dirk von Petersdorffs Novelle „Gewittergäste“ läuft ein harmonisches Abendessen völlig aus dem Ruder. „Das neunte Gemälde“ von Andreas Storm ist der erste Band einer Krimireihe um den Kunstexperten Lennard Lomberg.

 

„Die rote Tänzerin“

Sommer 1925: Anita Berber ist das Phänomen ihrer Zeit. Sie tanzt nackt auf den Bühnen Berlins, betört die Massen mit ihrer Schönheit und Extravaganz. Doch dann ist sie nach einer Reihe von Eskapaden und Skandalen in den Varietés, in denen sie einst Erfolge feierte, nicht mehr willkommen. Von schwindendem Ruhm und Jahren des Exzesses gezeichnet, begegnet sie Otto Dix, dem größten Porträtmaler der Weimarer Republik. Drei Tage wird sie ihm Model stehen – drei Tage, die das Leben beider von Grund auf verändern werden.

Joan Weng, geboren 1984, studierte Germanistik und Geschichte und promoviert über die Literatur der Weimarer Republik. Im Aufbau Taschenbuch sind die Romane „Amalientöchter“, „Das Café unter den Linden“, „Die Frauen vom Savignyplatz“ und „Die Damen vom Pariser Platz“ sowie die Kriminalromane „Feine Leute“ und „Noble Gesellschaft“ lieferbar.

Joan Weng: „Die rote Tänzerin“
Aufbau Verlage, 2022. 253 Seiten, 12 Euro.

 

„Gewittergäste“

Es soll ein anregender, harmonischer Abend werden. Jenny und Friedrich, ein Ehepaar mittleren Alters aus Westdeutschland, das seit einem Jahrzehnt mit den beiden Söhnen in Ostdeutschland lebt, haben Arbeitskollegen Jennys, Rolf und Beate aus Brandenburg, zum Essen eingeladen. Außerdem hat sich Tine, eine ehemalige Freundin Friedrichs, angekündigt. Aber nicht nur das Wetter – ein schweres Gewitter zieht auf – sorgt für erhebliche Unruhe. In der Nähe findet eine NATO-Übung statt und ein ehemaliger Sowjetsoldat, der einem Kameraden nachtrauert, soll sich hier herumtreiben. Vom ersten Moment an bringen Rolf und Beate insbesondere Jenny aus der Fasson und Friedrich in Verlegenheit, sarkastisch, gekränkt, angriffslustig. Noch immer unverstandene west-östliche Seelenlagen brechen sich Bahn, die attraktive Tine, plötzliche Besucher und das tobende Gewitter sorgen für zusätzliche Spannung, und dann gerät auch noch ein Kampfhubschrauber ins Trudeln.

Dirk von Petersdorff lebt in Jena, wo er an der Friedrich-Schiller-Universität lehrt. Er veröffentlichte u.a. Essays, die Erzählung „Lebensanfang“ (2007), den Roman „Wie bin ich denn hierhergekommen“ (2018) und mehrere Gedichtbände, zuletzt „Sirenenpop“ (2014). Er erhielt u.a. den Kleist-Preis und den Preis der LiteraTour Nord.

Dirk von Petersdorff: „Gewittergäste“
C.H. Beck, 2022. 124 Seiten, 20 Euro.

 


„Das neunte Gemälde“

Bonn im April 2016. Auf dem Weg zum Flughafen erhält Lennard Lomberg einen rätselhaften Anruf. Ein Mann namens Dupret drängt ihn, die Rückgabe eines verschollenen kubistischen Gemäldes zu organisieren, das sich unrechtmäßig im Besitz einer französischen Stiftung befinden soll. Kurz darauf wird Dupret tot in einem Bonner Hotel aufgefunden. Von dem Gemälde fehlt jede Spur.

Sofort gerät Lomberg ins Visier von Kriminalrätin Sina Röhm. Ihre Ermittlungen zeigen, dass der einst von den Nazis geraubte mutmaßliche Picasso unmittelbar mit der Geschichte von Lombergs Vater verbunden sein könnte. Lomberg senior hatte sich seinerzeit vom einfachen Leutnant für Kunstschutz im besetzten Paris der 1940er bis zum Generalbundesanwalt der Bonner Republik hochgearbeitet.

Lennard Lomberg wird zum Detektiv in eigener Sache. Immer tiefer taucht er ein in die tragische Geschichte des neunten Gemäldes, und wird schließlich mit einer explosiven Wahrheit über seine Familie konfrontiert. Klar ist: Lomberg muss das Gemälde finden. Doch die sich anbahnende kunsthistorische Sensation ruft skrupellose Gegenspieler auf den Plan, die über Leichen gehen, um vor ihm an das Kunstwerk zu gelangen.

Andreas Storm, Jahrgang 1964, ist langjähriger Geschäftsführer und Partner einer Kommunikationsagentur. Sein erster Roman, „Das neunte Gemälde“, bildet den Auftakt zu einer mehrteiligen Krimiserie um den Kunstexperten und Ermittler Lennard Lomberg. Andreas Storm lebt mit seiner Familie im Bergischen Land bei Köln.

Andreas Storm: „Das neunte Gemälde“
KiWi-Paperback, 2022. 416 Seiten, 17 Euro.

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