18. Oktober 2022

Die Wildtiere werden zunehmend auch in Schwalbach gesichtet

Die (Wasch)bären sind los

Auch in Schwalbacher Gärten fühlen sich Waschbären immer häufiger zu Hause und suchen vor allem nach Essbarem. Foto: A. Schlosser

Immer mehr Waschbären leben in Schwalbach sowie im Main-Taunus-Kreis und gehen auf Futtersuche. Bei einer Begegnung ist Vorsicht geboten, denn so niedlich die Tiere aussehen, können sie doch schnell zu einer Gefahr werden.

Waschbären zählen zu den invasiven Arten. Das bedeutet, dass sie aus ihrem natürlichen Lebensraum entnommen und in einen anderen, fremden wieder ausgesetzt wurden. Die Waschbären, die in Deutschland vorkommen, stammen ursprünglich aus Nordamerika. Ein in freier Wildbahn lebender Waschbär hat eine durchschnittliche Lebenserwartung von zehn Jahren. 10 bis 70 Zentimeter groß können die Wildtiere werden mit einem ungefähren Gewicht von vier bis acht Kilo. Bereits mit zwei Jahren sind die Waschbären geschlechtsreif und vermehren sich am Anfang des Jahres zwischen Januar und Februar. Ansonsten sind Waschbären Einzelgänger. In Deutschland treten den Waschbären keine natürlichen Feinde entgegen. Nur der Verkehr, Infektionskrankheiten sowie Jäger stellen für sie eine Bedrohung dar.

„Waschbären sind schon seit längerem im Vordertaunus zu Hause“, erzählt Tanja Richter, Jagdaufseherin im benachbarten Eschborn. Dr. Johannes Latsch, der Sprecher des Main-Taunus-Kreises, berichtet ebenfalls von einer wachsenden Population:  So lag die Zahl der erlegten Tiere in 2019 bei 87 und stieg im vergangenen Jahr auf 106. Doch wird die eigentliche Population höher geschätzt. Tanja Richter sagt: „Wenn man einen Waschbären sieht, sind zehn da.“ Die Kleinbären kommen in der ganzen Region vor, doch werden sie am häufigsten in Eppstein gesichtet.

Sollte man auf einen Waschbären treffen, ist Vorsicht geboten. Außer Verwüstung anzurichten, kann ein Waschbär auch kratzen und beißen. Läuse, Flöhe oder Zecken sowie Infektionskrankheiten können zudem von den Tieren übertragen werden. Zudem kann der Kot Spulwurm-Eier enthalten. Deswegen sollte er unbedingt mit Handschuhen beseitigt und am besten verbrannt werden.

An umgegrabenen Beeten, umgeworfen Müllbehältern oder an einem Pfoten-Abdruck, der einer kleinen Hand ähnelt, lässt sich feststellen, ob ein Waschbär zu Besuch war. Bei einer direkten Konfrontation empfiehlt es sich, dem Waschbären mit einer Taschenlampe in die Augen zu leuchten, ihn mit Wasser zu bespritzen oder Tannenzapfen in seine Richtung zu werfen. Sollte jedoch ein Knurren oder Kreischen zu vernehmen sein, sollte Abstand gehalten werden.

Katzenfutter war weg

Berichte über Waschbären gibt es mittlerweile auch aus Schwalbach. Eine Anwohnerin aus der Straße „Am Taunusblick“ berichtet, dass ein Waschbär durch die Katzenklappe in ihr Haus spazierte und das Katzenfutter auffraß. In der Niederräder Straße spazierte ein Exemplar in der vergangenen Woche am helllichten Tag über eine Terrasse und inspizierte die ausgelegten Deko-Kürbisse. Damit es aber nicht zu einem unerwünschten Besucher kommt, können Bürgerinnen und Bürger Vorkehrungen treffen. Das Schließen jeglicher Öffnungen wie beispielsweise das des Kellerfensters, ist ratsam. Der Kompostbehälter im Garten sollte zudem auch verschlossen werden. Nahrungsquellen, die draußen liegen, sollten reduziert werden. Das bedeutet, dass das Fallobst zeitnah beseitigt und der Obstbaum frühzeitig geerntet werden sollte.

Ausgelegtes Vogelfutter stellt auch eine Nahrungsquelle für Waschbären dar. Futterhäuser sollten möglichst entfernt werden, wenn es Probleme mit Waschbären gibt. Kontrollgänge auf dem Dach sind ebenfalls empfehlenswert, um zu überprüfen, ob sich vielleicht ein tierischer “Mieter“ einquartiert hat. Denn Waschbären sind gute Kletterer. Daher können auch Metallmanschetten an Fallrohren die Niederlassung verhindern. Gerüche wie die von Mottenkugeln oder Lavendel können auch hilfreich sein, die lästigen Allesfresser zu vertreiben.

Grundsätzlich werden Waschbären wie andere Tiere bejagt. Doch wie bei anderen Wildtieren auch, hat der Waschbär Schonzeiten. Zusätzlich unterliegen auch Waschbären, die zur Erziehung der Jungtiere benötigt werden, einer Schonzeit und dürfen somit nicht gejagt werden. Ortschaften gehören im Jäger-Jargon zu den “befriedeten Bezirken“. Daher dürfen Waschbären dort nicht ohne weiteres gejagt werden. Sollte man sich dazu entschließen, gegen einen Waschbären vorzugehen, kann man einen örtlichen Jäger beauftragen, das Tier von seinem Grundstück zu entfernen. Prinzipiell ist die Sichtung eines Waschbären aber nicht meldepflichtig.

Bis jetzt wurden in Schwalbach noch keine größeren Schäden gemeldet. Sollten Zwischenfälle oder größere Schäden auftreten, können sich die Bürgerinnen und Bürger an die Polizei oder an Silja Ziener-Martin vom Ordnungsamt (Telefon  06196/804-169) wenden. Auch die Schwalbacher Jagdpächter Jörg Kollmann und Jörg Puritscher können helfen. Konkrete Maßnahmen gegen die Waschbären sind bereits bei der Unteren Naturschutzbehörde in Planung. Darüber hinaus ist zu erwarten, dass Waschbären demnächst als Schädlinge eingestuft werden und dann einem verschärften Jagdrecht unterliegen. Lalique Elftmann

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