Im Rahmen der Jubiläumswochen „20 Jahre WiTechWi“ trafen sich etwa 40 interessierte Zuhörer nach langer Zeit wieder einmal im Hörsaal der Albert-Einstein-Schule (AES), um sich von Professor Dr. Thomas Bayer über das Thema Bioökonomie informieren zu lassen.
Gerade jetzt, in Zeiten von Energiekrise, Rohstoffverteuerung, Klimawandel und Lieferkettenproblematik ist es äußerst wichtig, über den sinnvolleren Umgang mit Abfall nachzudenken. Der Chemiker Thomas Bayer beschäftigt sich beruflich unter anderem mit der Frage, ob und wie Bioökonomie dazu beitragen kann, eine zukünftige klimaneutrale Gesellschaft zu entwickeln.
Zunächst galt es, den Begriff „Bioökonomie“ zu erklären. Im Wesentlichen geht es dabei um sinnvolle Nutzung biologischer Ressourcen. Eine große Rolle spielt dabei Biomasse. Ausgehend von der Tatsache, dass in der Natur ständig mit Hilfe der Sonnenenergie aus Kohlendioxid hochwertige Rohstoffe erzeugt werden, würde es sich zunächst anbieten, diese zur Erzeugung von Wärme zu nutzen. Allerdings ist der Energieinhalt von Stroh oder Holz (Biomasse) deutlich geringer, als von fossilen Energieträgern, wie Erdgas oder Kohle.
Um also über diesen Weg die Verbrennung von Erdgas oder Kohle zu vermeiden, müsste man riesige Flächen zur Erzeugung von Biomasse zur Energiegewinnung nutzen. Diese Flächen stehen aber nicht zur Verfügung. Daraus ergibt sich aber die Frage, ob es nicht noch andere Quellen für Biomasse gibt.
Eine Quelle könnte Abfall sein. Thomas Bayer informierte die Zuhörer zunächst darüber, wie groß hierzulande die Abfallmengen sind und dass davon in Deutschland jedes Jahr 14,4 Millionen Tonnen Bioabfälle entstehen. Dabei sind Gewerbe- und Landwirtschaftsabfälle noch gar nicht mitgezählt. Diese Zahl nimmt tendenziell jedes Jahr deutlich zu. Durch bessere Trennung der Abfälle ließe sich diese Menge nochmals steigern.
Nachdem der Chemiker die heutige Verwertung von Abfall insgesamt und von Bioabfall insbesondere dargestellt hatte, ergab sich als Ergebnis dieser Analyse, dass zurzeit die energetische Verwertung, die letztendlich auf Verbrennung hinausläuft, im Vordergrund steht. Daraus ergibt sich allerdings die Frage, ob es dazu nicht eine sinnvollere Alternative gibt.
Ausgehend vom Prinzip, dass Recycling von Abfällen grundsätzlich Vorrang vor anderen Verwertungsmethoden haben sollte, ist es sicher sinnvoll, auch Bioabfälle in höherwertige Produkte umzuwandeln. Hierzu gibt es im Ballungsraum Rhein Main ein Projekt, was Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik vereint, um mit staatlicher Förderung neue Wege zu finden.
An einigen Beispielen erläuterte Bayer abschließend, wie Bioabfallprodukte als Ausgangsprodukte für pharmazeutische Produkte, Dämmstoffe, Lacke oder auch Futtermittel verwendet werden können. So könnte Bioökonomie ein wichtiger Beitrag zu Lösung unserer Umweltprobleme sein. Wer sich nochmal im Detail mit dem Thema beschäftigen möchte, kann sich den Vortrag von Prof. Dr. Bayer unter witechwi.de unter dem Kapitel Veranstaltungen und der Rubrik Dokumente herunterladen. red