2. Februar 2023

Die Buchtipps der Schwalbacher Zeitung

Lesestoff

„Trümmertote“ von Harald Gilbers ist der siebte Teil der preisgekrönten historischen Krimi-Reihe um Kommissar Oppenheimer aus dem Berlin der 1940er Jahre. In seinem Roman „In einer dunkelblauen Stunde“ schreibt Peter Stamm über einen Schriftsteller und die Geheimnisse seines Lebens. Simone Atangana Bekono legt mit „Salomés Zorn“ ihren Debütroman über das Aufwachsen in einem rassistischen Umfeld vor.

 

„Trümmertote“

Berlin 1949: Während tagsüber die Aufräumarbeiten voranschreiten, blüht nachts das Verbrechen. Besonders Gewaltdelikte nehmen rasant zu, und so ist Kommissar Oppenheimer nicht sonderlich überrascht, als auf einer Schuttdeponie eine Leiche entdeckt wird. Eine genauere Untersuchung des Areals fördert zwei weitere Tote zutage; alle drei Männer wurden brutal ermordet. Von einem Kontakt in der Berliner Unterwelt erfährt Oppenheimer, dass ein Jugendlicher namens Jo seinen Aufstieg zum Verbrecherkönig nach dem Vorbild Al Capones vorantreibt. Wer sich ihm und seiner Bande in den Weg stellt, hat sein Leben verspielt.

Mit seiner historischen Krimi-Reihe „Ein Fall für Kommissar Oppenheimer“ hat Harald Gilbers eine packende Mischung aus Fakten und Fiktion geschaffen, die das Berlin der Nachkriegszeit lebendig werden lässt.

Harald Gilbers, geboren 1969, stammt aus Moers am Niederrhein und lebt derzeit in Ostrhauderfehn. Er studierte Anglistik und Geschichte in Augsburg und München. Anschließend arbeitete er zunächst als Feuilleton-Redakteur beim Fernsehen, bevor er als freier Theaterregisseur tätig wurde. Sein Romandebüt „Germania“, der erste Fall für Kommissar Oppenheimer, erhielt 2014 den Friedrich-Glauser-Preis und wurde bislang in acht Sprachen übersetzt. In Japan schaffte es der Roman gleich auf zwei Jahres-Bestenlisten mit ausländischen Krimis. Die Fortsetzung, „Odins Söhne“, wurde 2016 in Frankreich mit dem Prix Historia als bester historischer Kriminalroman ausgezeichnet.

Harald Gilbers: „Trümmertote“
Knaur TB, 2023. 432 Seiten, 16 Euro.

 

„In einer dunkelblauen Stunde“

Seit Tagen wartet die Dokumentarfilmerin Andrea mit ihrem Team auf Richard Wechsler in seinem Heimatort in der Schweiz. Bei ersten Aufnahmen in Paris hatte der bekannte Schriftsteller wenig von sich preisgeben wollen und nun droht der ganze Film zu scheitern. In den kleinen Straßen und Gassen des Ortes sucht Andrea entgegen der Absprache nach Spuren von Wechslers Leben. Doch erst als sie wieder seine Bücher liest, entdeckt sie einen Hinweis auf eine Jugendliebe, die noch immer in dem kleinen Ort leben könnte. Eine Jugendliebe, die sein ganzes Leben beeinflusst hat und von der nie jemand wusste.

Peter Stamm, geboren 1963, studierte einige Semester Anglistik, Psychologie und Psychopathologie und übte verschiedene Berufe aus, u.a. in Paris und New York. Er lebt in der Schweiz. Seit 1990 arbeitet er als freier Autor. Er schrieb mehr als ein Dutzend Hörspiele. Seit seinem Romandebüt „Agnes“ 1998 erschienen sechs weitere Romane, fünf Erzählungssammlungen und ein Band mit Theaterstücken, zuletzt die Romane „Weit über das Land“, „Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt“ und „Das Archiv der Gefühle“ sowie die Erzählung „Marcia aus Vermont“. Unter dem Titel „Die Vertreibung aus dem Paradies“ erschienen seine Bamberger Poetikvorlesungen. „Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt“ wurde ausgezeichnet mit dem Schweizer Buchpreis 2018.

Peter Stamm: „In einer dunkelblauen Stunde“
S. Fischer Verlag, 2023. 256 Seiten, 24 Euro.

 

„Salomés Zorn“

Simone Atangana Bekono legt mit „Salomés Zorn“ ein erstaunliches Debüt über das Aufwachsen in einem rassistischen Umfeld vor. Mit der Geschichte der Jugendlichen Salomé, die ihre Wut nicht kontrollieren kann und sich zunehmend an den Rand der Gesellschaft manövriert, erzählt sie auf eindringliche Weise, wie stark das Gefühl des Fremdseins ein Leben dominieren kann.

„„Du musst deiner Faust folgen“, erklärte er und machte mir den Schlag vor. „So, als ob du ein Loch in deinen Feind schlagen willst.““ Salomés Vater weiß, was Rassismus bedeutet. Als Kameruner in der niederländischen Provinz hat er ihn oft genug am eigenen Leib erfahren. Für ihn liegt es auf der Hand, was er seiner sechzehnjährigen Tochter mit auf den Weg gibt: Du musst kämpfen. Seinen Blick voller Scham, als sie verhaftet wird, vergisst Salomé nicht. Die Jugendstrafanstalt, in die sie gebracht wird, ist kaum beklemmender als das Dorf, in dem sie aufgewachsen ist. Doch muss sich Salomé hier zum ersten Mal wirklich mit dieser großen Wut auseinandersetzen, die ihr Handeln immer stärker bestimmt. Und das ausgerechnet mit dem Therapeuten Frits, den sie aus „Hello Jungle“ kennt, einer Trash-TV-Show, die mit den fremdenfeindlichen Vorurteilen ihrer Kandidaten auf Quotenfang geht. Aber mit Gewalt und Verachtung wird sie hier nicht weiterkommen, Salomé muss umdenken – und beginnt zu verstehen, dass ihre eigene Feindseligkeit nichts von dem aufwiegt, was sie selbst so verachtet.

Simone Atangana Bekono: „Salomés Zorn“
Übersetzt von Ira Wilhelm
C.H. Beck, 2023. 246 Seiten, 24 Euro.

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