Für die Jungsozialisten im Main-Taunus-Kreis ist es nicht verwunderlich, dass der Spitzenkandidat für die bevorstehende Landtagswahlen der Grünen, Tarek Al Wazir, vor nur wenigen Tagen mit seinem Karnevalskostüm „Shaun das Schaf“ Kritik erntete.
Für den Stummfilm, welchen die Grünen über ihre Social-Media-Kanäle veröffentlichten, bemalte der derzeitiger hessischer Wirtschaftsminister den Jusos zufolge sein Gesicht mit schwarzer Farbe. Hierbei gehe die Kritik nicht an das Kostüm an sich, sondern vielmehr an dessen konkrete Umsetzung. Schwarze Menschen erlebten alltäglichen und strukturellen Rassismus. Dabei erlebten sie des Öfteren Tiervergleiche oder andere Arten von Entmenschlichungen. Die Jusos Main-Taunus werfen einen Blick nach Hessen: die Morde in Hanau, der NSU–Prozess und NSU 2.0 stellten dabei nur die Spitze des Eisberges dar. Das Problem mit Rassismus in Hessen gehe viel tiefer und die derzeitige Landesregierung trage eine besondere Verantwortung, rassistischen Denkmustern entgegenzutreten. „Dabei müssen wir ein Bewusstsein schaffen, wie Rassismus bewusst und aktiv wahrgenommen werden kann – und zwar bevor Morde und Gewaltverbrechen ausgeübt werden. Diese Sensibilisierung ist wesentlicher Bestandteil, um die Verbrechen und den Rassismus von Grund auf zu bekämpfen“, äußern sich die Jusos in einer Pressemitteilung.
Sich das Gesicht schwarz zu bemalen, zeuge im besten Falle von Empathielosigkeit und Rücksichtlosigkeit. Im schlimmsten Falle jedoch von Unkenntnis und einer tiefgreifenden Wissenslücke innerhalb der Landesfraktion der Grünen. Zumal dieser Umgang mit dem Thema auch Tür und Tor für eine Unart des politisch korrekten Blackfacings öffnen könnte.
„Sich als regierender Politiker das Gesicht schwarz zu bemalen, während wir uns im Black History Month befinden, ist erschreckend respektlos. Gerade zu dieser Zeit klären schwarze Menschen unter anderem über verschiedene Formen von Rassismen auf. Es ist hier wichtig zu sehen, dass ein eigener Migrationshintergrund nicht davor schützt, rassistische Verhaltensweisen und Denkmuster weiter zu verbreiten. Dabei hätte Tarek Al Wazir als hessischer Vizeministerpräsident auch einfach ein fertiges Kostüm für den Kopf nehmen können“, ergänzt Selina Sanbakli, die aus Schwalbach stammende Vorsitzende der Jusos Main-Taunus.
Dabei möchte Selina Sanbakli die Debatte nicht nur nutzen, um Vergangenes zu verurteilen, sondern auch um generell auf das Thema Karnevalkostüme aufmerksam zu machen. „Auch wir im Main-Taunus-Kreis müssen uns zur Karnevalszeit mit unseren Kostümen kritisch auseinandersetzten und diese hinterfragen. Die Kostüme sollten keine rassistischen und stereotype Bilder stärken und prägen. Kulturen und Gottheiten sind beispielsweise keine Kostüme“, meint die Juso-Vorsitzende. red
Hier das kritisierte Video der Grünen: