Zur Diskussion um die Fernwärmepreise erreichte die Redaktion nachfolgender Leserbrief. Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung ihrer Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Wenn auch Sie einen Leserbrief veröffentlichen möchten, senden Sie ihn unter Angabe Ihrer vollständigen Adresse und einer Rückruf-Telefonnummer an info@schwalbacher-zeitung.de.Dem Leserbrief von Christine Ferdinand kann ich nur zustimmen. Süwag/„e.on“ gibt das gewohnt kundenfeindliche Bild ab – und Stadtverwaltung und Politik sind nah dran, das noch zu unterbieten.
Mir wurde Anfang November – damals noch von „e.on“ – wie allen anderen Zwangskunden auch ein saftiger Abschlagsbetrag für das Jahr 2022 (auch wenn das Jahr zu dem Zeitpunkt bereits fast rum war) zugeschickt, ohne nähere Erläuterung. Daher habe ich kurz vor Weihnachten 2022 anhand der in den „Ergänzende(n) Bedingungen“ von „e.on“ veröffentlichten Anpassungsfaktoren meinen Abschlagsbetrag selbst berechnet. Ergebnis: der tatsächliche monatliche Abschlag auf Grundlage der Ist-Werte von 2022 liegt um 180 Euro niedriger als der von „e.on“ genannte Betrag. Meinen Widerspruch und den reduzierten Betrag hat „e.on“ auch anstandslos akzeptiert. Leider wurde auch dieses Mal meine Frage, wie der viel zu hohe ursprüngliche Abschlagsbetrag zustande kam, nicht beantwortet. Angesichts dessen drängt sich mir der Verdacht auf, dass mehr oder weniger willkürliche – und garantiert zu hohe – Beträge festgelegt wurden, die keiner seriösen Kalkulation standhalten.
Dass auch ich – wie auch Frau Ferdinand – auf mein Schreiben mit diversen Fragen an den Bürgermeister und die Stadtverordnetenvorsteher keine Antwort erhalten habe, überrascht mich nicht wirklich – enttäuschend ist es trotzdem, zeugt von einer gewissen Arroganz der (lokalen) Macht und bestätigt nur den Gesamteindruck. Wie kann es sein, dass der Bürgermeister erst im Januar eine Untersuchung anstößt? Verwaltung und Politik, welche die Belange der Bürger ernst nehmen, hätten spätestens im Frühjahr 2022 aktiv werden müssen, denn „e.on“ ist ja leider ein chronischer Problemfall. Dass angesichts der Gesamtsituation – bereits in 2021 gestiegene Energiepreise, dazu noch die Sanktionen gegen Russland – eine nochmalige drastische Mehrbelastung auf die Bürger zukommt, hätten sich Herr Immisch und die Stadtverordneten denken können. Und dementsprechend hätten sie bereits damals alles in ihrer Macht stehende unternehmen müssen, um „e.on“ in die Pflicht zu nehmen, die Abrechnung für 2021 umgehend fertig zu stellen und die Kalkulation der neuen Abschlagszahlungen kritisch zu begleiten. So hätte man den Entwicklungen vorgegriffen und wäre ihnen nicht hinterher gelaufen. Und man hätte sich eventuell auch den jetzt beauftragten Experten sparen können.
Mindestens jetzt aber sollten Herr Immisch und die Stadtverordneten von Süwag verlangen, die Beschaffungskosten in 2022 sowie in den Vorjahren umgehend offen zu legen. So bekäme jeder Zwangskunde einen guten ersten Eindruck, ob sich Preissteigerungen und gestiegenen Beschaffungskosten proportional verhalten oder nicht, und müsste nicht Monate auf ein Expertengutachten warten. Das mag für ein Unternehmen unüblich sein, aber „e.on“ war (und Süwag ist) ja in einer besonders privilegierten Situation – Monopolist, keine lästige Kundenfluktuation, kein Bedarf für Kundenakquise und -bindung, kein ausgeprägtes Risiko und somit deutlich einfacheres Risikomanagement (weil faktisch kein Risiko besteht – es sei denn, die Bürger verlassen Schwalbach und keiner zieht neu hierher…). Da können wir als Bürger auch mal eine Gegenleistung von Süwag erwarten, und das wäre zum Beispiel die volle Transparenz über die Geschäftspraktiken von „e.on“/Süwag. Aber ich befürchte, dass dies nur ein frommer Wunsch bleiben wird. Mein Vertrauen in Süwag sowie Politik und Verwaltung der Stadt ist jedenfalls nachhaltig gestört.
Panagiotis Babakoudis,
Schwalbach