25. Mai 2023

Die Buchtipps der Schwalbacher Zeitung

Lesestoff

Maria Pourchet erzählt in „Feuer“ von einer verhängnisvollen Liebe in Paris. In „Dickens und Prince“ schreibt Nick Hornby über die überraschenden Gemeinsamkeiten zwischen dem viktorianischen Romancier Charles Dickens und dem amerikanischen Rockstar Prince. 16 Jahre lang hat Kai Diekmann als Chefredakteur der BILD bestimmt, worüber Deutschland spricht. In „Ich war BILD“ spricht er erstmals selbst.

 

„Feuer“

Frech, provokant, hemmungslos: Maria Pourchet erzählt von einer verhängnisvollen Liebe in Paris, von einer Frau und einem Mann, die in einer leidenschaftlichen Affäre aus den vorgezeichneten Bahnen ihres Lebens ausbrechen. Ein faszinierender Roman über die Komplexität der Liebe und die großen gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit.

Laure ist Dozentin an einer Pariser Universität, verheiratet und Mutter von zwei Töchtern. Mit vierzig ist sie im Leben angekommen und hat doch das Gefühl, in der Summe zu vieler Kompromisse zu erstarren. Sie beneidet ihre älteste Tochter Véra um deren Glühen, deren feministische Wut.

Clément, Single, fünfzig Jahre alt, joggt morgens an der Seine und spricht abends mit seinem Hund. Er hat einen gutdotierten Job in der Finanzwelt und angesichts des ständig drohenden Crashs an der Börse jeglichen Glauben an die Welt verloren. Die eine erwartet vom Leben die Überraschung. Der andere, unfähig zur Illusion, wartet darauf, dass es zu Ende geht. Kurzum, beide wünschen sich, dass ihnen endlich etwas passiert. Doch dann entfacht ihre Begegnung ein Feuer, das schnell außer Kontrolle gerät.

Maria Pourchet, 1980 in Épinal, Lothringen, geboren, gilt als eine der interessantesten literarischen Stimmen Frankreichs. Sie ist Autorin mehrerer Romane und machte insbesondere mit ihrem feministischen Text „Toutes les femmes sauf une“ aus dem Jahr 2018 von sich reden. Mit „Feuer“ war sie 2021 für mehrere wichtige literarische Preise nominiert. u.a. dem Prix Goncourt. Die promovierte Soziologin lebt heute als Schriftstellerin und Drehbuchautorin in Paris.
 
Maria Pourchet: „Feuer“
Übersetzt von Claudia Marquartdt
Luchterhand, 2023. 320 Seiten, 24 Euro.

 

„Dickens und Prince“

Ein warmherziges und unterhaltsames Buch über Kunst, Kreativität und die überraschenden Gemeinsamkeiten zwischen dem viktorianischen Romancier Charles Dickens und dem modernen amerikanischen Rockstar Prince.

Mit der Bewunderung eines Fans und seinem typischen Humor und Witz zeigt uns Nick Hornby die kuriosen Ähnlichkeiten zwischen zwei auf ihre Art genialen Künstler, die bis heute gelesen oder gehört, bewundert und nachgeahmt werden.

Hornby untersucht die persönlichen Tragödien der beiden Ausnahmetalente, ihren sozialen Status und ihre grenzenlose Produktivität und zeigt, wie diese beiden ungleichen Männer aus verschiedenen Jahrhunderten „die Welt erleuchteten“. Dabei schafft er ein anregendes Kaleidoskop über die Kreativität, die Extravaganz, die Disziplin und die Leidenschaft, die es braucht, um große Kunst zu schaffen.

Nick Hornby, 1957 geboren, studierte in Cambridge und arbeitete zunächst als Lehrer. Er ist Autor zahlreicher Bestseller: „High Fidelity“, verfilmt mit John Cusack und Iben Hjejle, „About a Boy“, verfilmt mit Hugh Grant, „A Long Way Down“, verfilmt mit Pierce Brosnan, „How to Be Good“, „Slam“ und „Juliet, Naked“, sowie weiterer Bücher über Literatur und Musik. Nick Hornby lebt in London.
 
Nick Hornby: „Dickens und Prince“
Übersetzt von Stephan Kleiner
Kiepenheuer & Witsch, 2023. 160 Seiten, 16 Euro.

 

„Ich war BILD“

Als am längsten amtierender Chefredakteur der BILD-Zeitung setzte Kai Diekmann Tag für Tag die Themen, die das Land bewegten. Die Mächtigen der Republik gaben sich in seiner Redaktion die Klinke in die Hand, vertrauten sich ihm an, stachen Staatsgeheimnisse zu ihm durch – oder redeten sich auf seiner Mailbox um Kopf und Kragen. Von Boulevard bis Staatsaffäre: Kai Diekmann wusste immer, wo in den Ereignissen die Schlagzeile für die nächste Ausgabe zu finden war. In „Ich war BILD“ erzählt er die Geschichten hinter diesen Schlagzeilen – und wie sie ihn und die Republik verändert haben.

In „Ich war BILD“ gibt Kai Diekmann exklusive Einblicke hinter die Kulissen von Europas auflagenstärkster Boulevardzeitung. Er erzählt vom legendären Telefonanruf Wulffs und dessen langem und tiefen Fall, von Putins Badehose und Erdoğans Ausfälligkeiten, von der tiefen Freundschaft zu Helmut Kohl und den mit Hingabe ausgetragenen Feindseligkeiten mit Schröder und der linken taz, von der Abhöraffäre Wallraff und dem einzigen Interview, das Trump je einem deutschen Journalisten gab.

Als Macher und Blattmacher erzeugte Diekmann jede Menge Gegenwind: Er schmeichelte, lobte, umgarnte, kritisierte und vernichtete, er pflegte überraschende Freundschaften und tiefe Feindschaften – und aus dem einen wurde manchmal auch das andere. Über Jahrzehnte hat er Begegnungen und Ereignisse dokumentiert, Tagebuch geführt, Gesprächsnotizen angefertigt, Briefe und E-Mails aufbewahrt – ein privates Archiv voller Aufzeichnungen und Dokumente, die dieses Buch erstmals zugänglich macht.

Kai Diekmann, geboren 1964, interviewte bereits 1982 als Bielefelder Gymnasiast Helmut Kohl für die von ihm gegründete konservative Schülerzeitung. Während seiner Bundeswehrzeit gelang ihm mit einem Praktikum beim Axel Springer Verlag der Einstieg in den Journalismus. Von 1998 bis 2000 war Diekmann Chefredakteur der WELT am SONNTAG, von Januar 2001 bis Januar 2017 an der Spitze von BILD. In diese Zeit fielen viele Ereignisse, die Deutschland bewegten: der Skandal um Christian Wulff, Putins Invasion der Krim, Angela Merkel und das Flüchtlingsdrama, der Tod von Altkanzler Kohl. Kai Diekmann selbst wurde zum Anschlagsziel von Extremisten. Er ist einer der Mitgründer der Social-Media-Agentur Storymachine und lebt mit seiner Familie in Potsdam.
 
Kai Diekmann: „Ich war BILD“
Deutsche Verlagsanstalt, 2023. 544 Seiten, 34 Euro.

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