Die katholische Kirche hat ja nicht gerade den Ruf, besonders progressiv zu sein. Und wie schwer es ist, neue Gedanken in eine 2.000 Jahre alte Organisation zu bringen, müssen gerade auch die Schwalbacher Katholiken erfahren – wobei die Beharrungskräfte dieses Mal nicht vom „Klerus“, sondern wohl eher von einigen Gläubigen selbst ausgehen.
Nach längeren Diskussionen hatte sich der Pfarrgemeinderat dafür ausgesprochen neben der St.-Pankratius-Kirche ein Banner aufzuhängen, dass mit dem dezenten Spruch „God bless you“, einem Herz und den Farben des Regenbogens zeigen soll, dass auch die katholische Kirche offen ist für Lebensentwürfe jenseits von Vater, Mutter, Kind.
Das scheint nicht jedem zu gefallen. Denn Unbekannte haben ganz akkurat und in Schönschrift auf den Rand des Banners notiert: „Perverse kommen trotzdem in die Hölle“. Die ist nun buchstäblich los, denn es ist offensichtlich, dass die Zeilen nicht von jugendlichen Graffiti-Sprayern stammen, sondern eher von älteren Semestern, die vielleicht sogar jeden Sonntag im benachbarten Gotteshaus zu finden sind und die für ihren subversiven Moment mindestens mit einer Trittleiter angerückt sein müssen.
„Wer macht denn so was?“, fragen sich nun nicht mehr nur die homophoben Kritzeler, sondern auch alle weltoffenen Schwalbacherinnen und Schwalbacher, die bisher gedacht haben, in einer liberalen Stadt zu leben.
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