Die Entscheidung ist gefallen: Die Julius-Brecht-Straße, der Rudolf-Dietz-Weg und der Hans-Bernhard-Reichow-Weg bekommen neue Namen. Mit großer Mehrheit sprach sich die Stadtverordnetenversammlung gestern Abend für eine Umbenennung aus.
Vier Jahre lang war über das Thema heftig diskutiert worden. Die Grünen hatten 2019 den Antrag gestellt, den Rudolf-Dietz-Weg umzubenennen, weil der Wiesbadener Heimatdichter Hitler-Fan und Antisemit war. Daraus entwickelte sich über die Jahre eine Debatte, bei der am Ende auch die Namensgeber Julius Brecht und Hans-Bernhard Reichow zur Disposition standen, die sich ebenfalls mit dem NS-Regime gemein gemacht hatten.
Beim Hans-Bernhard-Reichow-Weg gibt es die wenigsten Probleme. Für die meisten ist der Fußweg im Zentrum der Limesstadt ohnehin der „Mittelweg“. Außerdem gibt es dort keine einzige Wohnadresse. Bei der Julius-Brecht-Straße und dem Rudolf-Dietz-Weg sieht es anders aus: In beiden Straßen machten die Anwohnerinnen und Anwohner von Anfang an klar, dass sie mit einer Umbenennung nicht einverstanden sind. Sie fürchten den bürokratischen Aufwand und sprechen von einem „Umzug ohne Möbel“. In beiden Straßen wurden Unterschriften gesammelt und zahlreiche Anwohner waren auch gestern Abend zur entscheidenden Sitzung des Stadtparlaments gekommen.
Den größten Teil der Stadtverordneten konnten die Bürger aber nicht von ihren Argumenten überzeugen. Am Ende stimmten 20 Parlamentarier für neue Namen, zehn waren dagegen und einer enthielt sich. Stadtverordnetenvorsteher Günter Pabst, der sich in den vergangenen Monaten engagiert für die alten Namen eingesetzt hatte, musste den Saal verlassen, weil er befangen war. Eine nahe Verwandte wohnt im Rudolf-Dietz-Weg.
Die Parlamentarier haben sich ihre Entscheidung nicht leicht gemacht. Mehr als zehn Mal tagte der Ausschuss für Bildung, Kultur und Soziales zu dem Thema. Bei der gestrigen Sitzung meldeten sich fast alle Stadtverordneten zu Wort und begründeten ihre Entscheidung. Alle Parteien hatten die Abstimmung „freigegeben“, so dass es in beinahe jeder Fraktion Ja- und Nein-Stimmen gab.
Am Ende setzte sich die Erkenntnis durch, dass aus heutiger Sicht Sympathisanten des nationalsozialistischen Regimes nicht länger die Ehre erwiesen werden darf, dass eine Straße nach ihnen benannt wird. Die Befürworter der alten Namen – vor allen aus den Reihen der CDU – hatten sich dafür ausgesprochen, die bisherigen Bezeichnungen beizubehalten und die Straßenschilder mit Erläuterungstafeln zu versehen. Sie konnten sich damit aber nicht durchsetzen.
Unmittelbar nach der Entscheidung verließen die offensichtlich verärgerten Anwohner den Saal. Sie verpassten dadurch, dass im Nachgang zur grundsätzlichen Entscheidung noch einige Hilfestellungen beschlossen wurden. So erhalten alle erwachsenen Anwohner für ihre Aufwendungen im Zusammenhang mit der Umbenennung 20 Euro. Außerdem sollen „Checklisten“ verteilt werden, die die verschiedenen Ummeldungen erleichtern sollen. Alle Stadtverordneten waren sich einig, dass man die betroffenen Bürgerinnen und Bürger nicht allein lassen werde.
Wie die drei Straßen in Zukunft heißen sollen und wann die Namen geändert werden, steht noch nicht fest. Das soll erst im nächsten Schritt unter Beteiligung der Anwohner geklärt werden. MS
Es ist eine absolute Unverschämtheit, dass Menschen, die nicht in diesen Straßen wohnen, darüber entscheiden dürfen, den Namen zu ändern. Es bedeutet monatelangen Stress, Pakete werden falsch geliefert, ständig fällt einem was Neues ein, was man ändern muss. Wer bezahlt den Aufwand? Niemand vermutlich. Wer entschädigt uns? Niemand? Wer weiß überhaupt wer Rudolf-Dietz ist? Ein Dichter, der in der Vergangenheit nicht so nette Sachen in seine Gedichte eingearbeitet hat? Meine Güte, da müssten wir halb Deutschland umbenennen. Ganz zu schweigen davon, dass man tausende Vor- und Nachnamen verbieten müsste. Eine Erklärungstafel unter den Namen wäre hilfreicher gewesen. Unter den Teppich kehren die Namen? Finde ich ganz schlecht. Heißt, wir sollen vergessen, was passiert ist? Ich würde eher darauf aufmerksam machen. Sodass jeder weiß, wer diese schlechten Menschen waren. So können sie in Frieden ruhen und niemand redet mehr schlecht über sie. Unmöglich, so mit einem solchen Thema umzugehen! Ich bin angewidert und völlig gestresst über die Aufgaben, die auf mich zukommen. Ganz so, als wäre ich der Verbrecher! Ich werde bestraft für Taten eines anderen. Vollkommen unzumutbar. Das muss ganz dringen wieder rückgängig gemacht werden. Eine komplette Entmündigung der Bewohner.
Wie immer lautet das Motto in Deutschland: ich mach erstmal Politik, die die Bürger Geld kostet und dann nehme ich Geld in die Hand, das mir die Bürger überlassen haben und gebe es generös zurück um die „Lasten“ abzufedern…. willkommen in Absurdistan!
20 EUR pro Person und vermutlich wieder nochmal genauso viel für den Verwaltungsaufwand dahinter!
Hallo Frau Lesic,
Zur Information: Im Reisepass finden Sie nur den Wohnort und keine vollständige Adresse. Sie dürfen ruhig Ihren Pass behalten.
20€ für den ganzen Aufwand, pro Person, ist eine Beleidigung und Erniedrigung der ausländischen Bürger in der Julius-Brecht- Straße. Einen neuen Reisepass beantragen beim Generalkonsulat, dauert 6-8 Wochen kostet um € 120. Ich habe Glück und das kroatischer Konsulat befindet sich in Frankfurt. Für eine GmbH alles zu ändern kostet mehr als 20€. Von unseren Steuergelder wird der ganze Wahnsinn finanziert und von meiner Gewerbesteuer.