20. September 2023

Das alte Feuerwehrhaus hat gravierende Mängel, entspricht aber den meisten Vorschriften

Warum die Zeit nicht drängt

Das Feuerwehrhaus in der Hauptstraße. Archivfoto: Schlosser

Am morgigen Donnerstag wollen die Stadtverordneten mit dem Beschluss über einen Bebauungsplan endgültig den Weg frei machen für den Neubau von Feuerwehr und Bauhof in der Berliner Straße. Über die Einwände der Anwohner, die mehr als 600 DIN-A-4-Seiten füllen, wird wahrscheinlich nicht mehr diskutiert. Dabei gibt es keinen Zeitdruck. Das alte Schwalbacher Feuerwehrhaus ist zwar alles andere als optimal, entspricht aber immer noch weitgehend den Vorschriften.

Alle fünf Jahre untersucht der Technische Prüfdienst Hessen im Auftrag des Landes Hessens und der Unfallkasse Hessen jedes Feuerwehrhaus im Land. In Schwalbach war der „Gerätehaus-TÜV“ zuletzt in den Jahren 2017 und 2022. Im Gutachten aus dem vergangenen Jahr steht bezüglich des Feuerwehrhauses: „Die Prüfungen sind größtenteils mängelfrei bescheinigt worden.“ Auch 2017 gab es nur kleine Beanstandungen. Mittelfristig sollten die fehlenden Duschen eingerichtet werden und die Unterbringung der Funkwerkstatt und der Atemschutzwerkstatt in einem Raum sei nicht zulässig.

Auch das Regierungspräsidium Darmstadt macht keinen Druck auf die Stadt Schwalbach ein neues Feuerwehrhaus zu bauen. Sprecher Lars Herd verweist auf die Bewertungen des Technischen Prüfdienstes und erklärt, dass allein die Stadt Schwalbach entscheidet, ob sie die Mängel beseitigt oder ein neues Feuerwehrhaus baut.

Das alles heißt allerdings keinesfalls, dass alles so bleiben kann, wie es ist. Die Verhältnisse im heutigen Feuerwehrhaus in der Hauptstraße sind definitiv nicht gut, bisweilen sogar unzumutbar für die Einsatzkräfte. Wenn die Feuerwehrleute zum Beispiel dreckig von einem Einsatz zurückkehren, steht ihnen gerade einmal ein Handwaschbecken in der Toilette zur Verfügung. Duschen, die eigentlich vorgeschrieben sind, gibt es nicht. Ebenso wenig kann die verschmutzte Einsatzkleidung nicht getrennt abgelegt werden. Und der Umkleideraum, in dem die Kameraden innerhalb kürzester Zeit ihre schwere Ausrüstung anlegen müssen, ist kleiner als die meisten Umkleiden in Schulturnhallen.

Besonders problematisch ist aber die viel zu enge Fahrzeughalle. Sind die Türen der großen Einsatzfahrzeuge geöffnet, kann niemand mehr an den Fahrzeugen vorbeilaufen. Doch weil es keinen separaten Zugang zum Gebäude gibt, müssen die herbeieilenden Feuerwehrleute bei einem Alarm genau durch diese enge Halle, um zum Umkleideraum und zur Ausrüstung zu gelangen. Beim ständigen Tür-auf-Tür-zu soll es bereits Unfälle gegeben haben; ganz zu schweigen von der Gefahr, die entsteht, wenn losbrausende Feuerwehrfahrzeuge und anrückende Einsatzkräfte in entgegengesetzter Richtung durch die gleichen Tore müssen. Hinzu kommen zahlreiche kleinere Unzulänglichkeiten, die den Feuerwehrleuten die tägliche Arbeit erschweren.

Auf dem bestehenden Grundstück kann das alles nicht behoben werden, selbst wenn die Wache dort komplett neu gebaut würde. Auf dem nur rund 700 Quadratmeter großen Grundstück in der Hauptstraße fehlt schlichtweg der Platz. Das Feuerwehrhaus müsste entweder auf das Moos-Gelände deutlich erweitert werden oder – wie bereits beschlossen – komplett auf dem Areal des heutigen Bauhofs in der Berliner Straße neu errichtet werden. Letzteres wird voraussichtlich zwischen 30 und 50 Millionen Euro kosten. Eine Erweiterung in der Hauptstraße dürfte deutlich günstiger sein. Weil die Feuerwehr aber schon seit mehr als zehn Jahren auf Besserung wartet und die Planungen in der Berliner Straße schon vorangeschritten sind, will die SPD-CDU-Koalition die „Moos-Option“, die sich erst in diesem Jahr ergeben hat, nicht einmal mehr prüfen.

So schaffen die Stadtverordneten nun am Donnerstag wahrscheinlich mit den Stimmen von SPD und CDU das erforderliche Baurecht, so dass anschließend die notwendigen Grundstücke am Wiesenweg für rund 3 Millionen Euro gekauft werden können. Ob das Feuerwehrhaus mitsamt Bauhof dann anschließend auch in absehbarer Zeit gebaut werden kann, ist aber immer noch unklar. Denn bei hunderten abgelehnten Einwendungen sind Klagen gegen das Bauvorhaben wahrscheinlich. MS

 

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