12. Oktober 2023

Die Buchtipps der Schwalbacher Zeitung

Lesestoff

Haruki Murakami ist ein Meister der kurzen Form. Im Erzählband „Honigkuchen“ offenbart er sein großes Herz für alle Zögernden und Zaudernden. Roger Nicholas Balsiger schreibt in „Der Uhrmacher des Zaren“ den Lebensroman des Industriepioniers Heinrich ­Moser und seiner Kinder Henri und Mentona. „Halte den Kopf hoch und den Mittelfinger höher“, das neue Buch der Bestseller-Autorinnen Susanne Fröhlich und Constanze Kleis, ist Superfood für die weibliche Selbstbehauptung.

 

„Honigkuchen“

Junpei ist Schriftsteller, seine Spezialität: Kurzgeschichten über unerwiderte Liebe. Das Thema seines Lebens. Seit der Uni ist er in Sayoko verliebt, die seinen besten Freund geheiratet hat. Trotz allem hat die Freundschaft zwischen den dreien Bestand, anders als die Beziehung von Sayoko und Junpeis bestem Freund: Sie bekommen eine Tochter namens Sara, trennen sich aber kurz darauf. Mit den Jahren wird Junpei zu einer Art Ersatzvater für Sara. Nach einem schrecklichen Erdbeben leidet sie unter Albträumen. Nur Junpei kann sie beruhigen – mit seinen Geschichten über einen Bären und seinen besten Freund. Nachdem Sayoko, Junpei und Sara gemeinsam den Zoo besuchen, um die echten Bären zu betrachten, kommt es endlich zur Annäherung zwischen Sayoko und Junpei. In derselben Nacht hat Sara wieder einen Albtraum, doch Junpei ist fest entschlossen, für immer über Sayokos und Saras Schlaf zu wachen.

Haruki Murakami ist ein Meister der kurzen Form. In „Honigkuchen“ offenbart er sein großes Herz für alle Zögernden und Zaudernden. Kat Menschik hat die flirrende Geschichte des wichtigsten japanischen Autors unserer Zeit in unvergessliche Bilder gegossen.

Haruki Murakami, 1949 in Kyoto geboren, lebte längere Zeit in den USA und in Europa und ist der gefeierte und mit höchsten Literaturpreisen ausgezeichnete Autor zahlreicher Romane und Erzählungen. Sein Werk erscheint in deutscher Übersetzung bei DuMont. Zuletzt erschienen die Romane „Die Ermordung des Commendatore“ in zwei Bänden (2018), in einer Neuübersetzung „Die Chroniken des Aufziehvogels“ (2020), der Erzählband „Erste Person Singular“ (2021) und „Murakami T“ (2022).

Haruki Murakami: „Honigkuchen“
Übersetzt von Ursula Gräfe
DuMont, 2023. 80 Seiten, 20 Euro.

 

„Der Uhrmacher des Zaren“

St. Petersburg 1827: Dem jungen Uhrmacher Heinrich Moser (1805–1874) aus Schaffhausen gelingt der Coup seines Lebens. Als Einziger schafft er es, die Lieblingsuhr des Zaren zu reparieren. Das macht ihn berühmt und steinreich. Nicht nur der russische Adel bestellt nun bei ihm, sein Uhrenimperium reicht bald weit über die Grenzen Russlands hinaus. Sein sagenhaftes Vermögen nutzt Moser nach seiner Rückkehr in die Schweiz, um die Industrialisierung seiner Geburtsstadt voranzutreiben. Doch privat verlässt ihn das Glück: Seine geliebte Frau Charlotte stirbt, und mit seinem Sohn Henri kommt es zu erbitterten Auseinandersetzungen: Statt die Nachfolge anzutreten, reist Henri durch die asiatische Steppe, wird zum Forscher und Sammler, und immer wieder zerrinnt ihm das Geld zwischen den Fingern. Der Vater heiratet ein zweites Mal, eine sehr junge Baronin, die Spannungen in der Familie steigen dramatisch, und es kommt zum Bruch zwischen Vater und Sohn. Henris Stiefschwester Mentona hingegen bedeutet der ungeheure Reichtum nichts. Sie engagiert sich für die sozial Schwachen, wird zur Kommunistin und Frauenrechtlerin, geht in die junge Sowjetunion und bringt einen grossen Teil des moserschen Reichtums wieder dorthin zurück, wo alles begann.

Im Jahr 1969 erhält der Urenkel von Heinrich Moser ein Paket mit Briefen, Fotografien und Dokumenten: Fünfzig Jahre später liegt die fulminante Familiengeschichte nun vor, ein Roman, wie ihn nur das Leben schreiben kann.

Roger Nicholas Balsiger, wurde 1943 in Torquay (UK) als britisch-schweizerischer Doppelbürger geboren. Beruflich war er im Finanzwesen ­tätig, mit Auslandsstationen in London, Paris und Dubai. Er bekleidete zudem das Amt des britischen Honorarkonsuls in Zürich. Balsiger ist der Ur­enkel von Heinrich Moser und seit den Siebzigerjahren der Familienchronist. Er verfasste Biografien, Essays und Artikel über Heinrich, Henri, Mentona und Fanny Moser. Balsiger ist Präsident der Heinrich und Henri Moser Stiftung, die u.a. mit dem Moser Familien­museum Charlottenfels das Andenken an die Pionier­familie aufrechterhält, und Ehrenvorsitzender der Moser Watch Holding. Der Autor ist verheiratet und hat drei Söhne.

Roger Nicholas Balsiger: „Der Uhrmacher des Zaren“
Limmat Verlag, 2023. 580 Seiten, 39 Euro.

 

„Halte den Kopf hoch und den Mittelfinger höher“

Wie reagieren, wenn der Kindsvater ins Büro entschwindet, obwohl er seiner Frau freie Stunden für ihren Job verschaffen wollte? Erstmal heulen, und ihm dann den Säugling kurzerhand in die Firma bringen! Das hat Susanne Fröhlich einmal getan. Danach klappte es auch mit den Absprachen. Oder wenn der Frauenparkplatz im Parkhaus gerade von einem Mann okkupiert wurde? A) Hoffen, dass Blicke töten können? B) Wie Constanze Kleis aussteigen und fragen, ob man helfen kann – schließlich sollte man Sehstörungen nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Ja, wir Frauen können wählen: Entweder still und meist vergeblich auf Respekt, Verständnis und Lastenausgleich hoffen. Oder beanspruchen, was uns zusteht. Klar, da gibt es immer noch einige innere und äußere Widerstände zu überwinden. Kein Problem mit dem emotionalen Superfood für die weibliche Selbstbehauptung, das Susanne Fröhlich und Constanze Kleis mit ihrem neuen Buch abliefern. Selbstverständlich mit dem Mittelfinger geschrieben.

Susanne Fröhlich ist eine der bekanntesten Autorinnen Deutschlands. Die Schriftstellerin und Journalistin arbeitet außerdem als Moderatorin, seit 2005 etwa für die MDR-Literatursendung „Fröhlich lesen“. Sowohl ihre Sachbücher wie „Fröhlich fasten“ als auch ihre Romane, zuletzt „Getraut“, wurden alle zu Bestsellern, darunter „Moppel-Ich“ mit über 1 Million verkauften Exemplaren. Susanne Fröhlich lebt in der Nähe von Frankfurt am Main.

Die Autorin und Journalistin Constanze Kleis lebt und arbeitet in Frankfurt am Main. Wenn sie gerade keine Topseller mit ihrer besten Freundin Susanne Fröhlich verfasst, zuletzt „Fröhlich mit Abstand“, schreibt sie auch Solo-Werke wie „Das Leben ist zu kurz für Mimimi“. Sie arbeitet außerdem als Journalistin sowohl für Tageszeitungen wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung als auch für Frauenmagazine wie Donna, Freundin oder Myself. Gemeinsam mit Susanne Fröhlich war sie für den Deutschen Buchpreis nominiert.

Susanne Fröhlich & Constanze Kleis: „Halte den Kopf hoch und den Mittelfinger höher“
Knaur HC, 2023. 256 Seiten, 18 Euro.

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