Zum Artikel „Eulen schlagen Brecht und Gräber vor“ erreichte die Redaktion nachfolgender Leserbrief. Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung ihrer Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Wenn auch Sie einen Leserbrief veröffentlichen möchten, senden Sie ihn unter Angabe Ihrer vollständigen Adresse und einer Rückruf-Telefonnummer (beides nicht zur Veröffentlichung) an info@schwalbacher-zeitung.de.
Zu dem Vorschlag der Eulen zur Neubenennung unseres Rudolf-Dietz-Weges habe ich folgende Meinung: Wir brauchen keinen Parteipolitiker gleich welcher Couleur. Wenn schon Umbenennung, dann sollte der ursprüngliche Charakter unseres kleinen Dichterviertels erhalten bleiben. Dazu käme etwa „Textor-Weg“ infrage, kurz und bündig für Friedrich Karl Ludwig Textor (1739- 1792) aus der bekannten Textor-Familie Frankfurts, Verfasser des frühestes erhaltenen Lustspiels in Frankfurter Mundart, der gut zu Niebergall (1815-1843) und Stoltze passen würde. Er stand auch schon auf der Vorschlagsliste zur Umbenennung unseres Weges von 1981.
Oder ganz neutral eine Flurbezeichnung: „Am Sauerbornsbach“. Wenn dann noch die Julius-Brecht-Straße in „Am Waldbach“ umbenannt würde, hätte das einen gewissen Erinnerungs- beziehungsweise Einigungseffekt insofern, als der Zusammenfluss von Waldbach und Sauerbornsbach hinter der „Mutter Krauss“ den Schwalbach bildet, der sinnbildlich in unserm Stadtwappen erscheint und der unserer Stadt ja den Namen gegeben hat. Irene und Lothar Schreck, Schwalbach
Liebe Schwalbacher*innen,
ich finde auch, dass unser kleines Dichterviertel wieder einen entsprechenden und passenden Namen bekommen sollte. Das ist auch zur Orientierung hilfreich. Bei allem Respekt vor Karl Ludwig Textor (Auch unser hessischer Georg Büchner würde passen, wenn er auch kein Mundartdichter war…), so finde ich doch, dass wir die wenigen nach Personen benannten Straßennamen, die wir noch haben – also eigentlich ja nur zwei – unbedingt nach Frauen benennen sollten, schon, um das diesbzgl. extreme Ungleichgewicht wenigstens ein bisschen auszugleichen. Das entspricht auch einer Empfehlung aus dem Ausschuss für Bildung, Kultur und Soziales, der sich mit der Thematik lange und intensiv beschäftigt hat. Für den Rudolf-Dietz-Weg wäre Nelly Sachs meine persönliche Favoritin. Die jüdisch-deutsche Dichterin musste vor den Nazis fliehen, lebte im schwedischen Exil und bekam 1966 den Nobelpreis für Literatur verliehen. Den Namen eines die Nazis verherrlichenden Autors durch den einer Nazi-Verfolgten zu ersetzen, erscheint mir angemessen. Und Nelly Sachs ist zudem ein unkomplizierter Namen, den man leicht schreiben und sich merken kann – auch nicht ganz unwichtig bei einem Straßennamen, die die Bewohner*innen ständig angeben müssen.