Wie gut sich Flüchtlinge in ihre neue Umgebung einfinden, hängt wesentlich auch davon ab, ob sie Kontakt mit Einheimischen haben. Daher hat die Schwalbacher Flüchtlingshilfe ihr Patenkonzept weiterentwickelt, für das noch Ehrenamtliche gesucht werden.
Das bisherige Paten-Konzept der Flüchtlingshilfe sah vor, dass eine inländische Person eine Flüchtlingsfamilie betreut. „Wir sind mit dieser ganzheitlichen Betreuung ganz gut gefahren“, sagt Christina Broda, die Betreuerin der Patinnen und Paten der Flüchtlingshilfe Schwalbach. „Allerdings hat es bezüglich der Paten einen großen Einbruch durch Corona gegeben. Nachdem das jahrelange Betretungsverbot der Gemeinschaftsunterkünfte aufgehoben wurde, haben sich viele nicht mehr zurückgemeldet. Und einige sind seit ihrem Einstieg in 2015 einfach älter geworden und möchten diese Aufgabe nicht mehr ausüben“, erläutert Christina Broda.
Die Aufrufe, um neue Patinnen und Paten zu finden, verhallten ungehört. Die Arbeit für die Flüchtlingshilfe in den voll belegten Gemeinschaftsunterkünften wird jedoch nicht weniger. „Somit waren wir gezwungen, ein neues Konzept zu entwickeln“, erläutert Jörn Broda, ebenfalls Betreuer für Paten. „Wir haben dabei die Ergebnisse der jüngsten Studien zum ehrenamtlichen Engagement berücksichtigt“, fügt er an. „Potenzielle Ehrenamtliche wollen demnach sinnvoll eingesetzt werden, zeitlich kurzfristig, von der Aufgabe her überschaubar, gestalterisch und weitgehend selbstbestimmt arbeiten und vor allem möchten sie Freude an dieser Betätigung haben.“
All das hat die Flüchtlingshilfe in ihrem neuen Konzept mit eingebaut und deshalb die zu erledigenden Aufgaben in „kleine Portionen“ eingeteilt. Die Flüchtlingshilfe sucht jetzt Ehrenamtliche zum Beispiel für folgende einzelne Aufgaben: Unterstützung beim Ausfüllen von Anträgen, bei Behördengängen oder Kontoeröffnungen, bei Arztbesuchen (möglichst mit Sprachkenntnissen), bei Schwangerschaft, bei der Beschaffung von Sachspenden, bei Schulproblemen, bei Anträgen und Bewerbungen für Wohnungen, bei Bewerbungen um eine Arbeitsstelle, Anleitung zur Reparatur von Fahrrädern. Es werden dringend Personen gesucht, die mit Flüchtlingen in sogenannten Sprachtandems Deutsch sprechen möchten, damit diese ihre erlernten Deutschkenntnisse in der Praxis vertiefen können.
Alle diese Aufgaben bedürfen nach Angaben von Christina und Jörn Broda nicht mehr als zwei Stunden in der Woche. Neue Ehrenamtliche können sich bei Bedarf Rat und Unterstützung holen. Außerdem steht ihnen das erprobte Netzwerk der Flüchtlingshilfe zur Verfügung.
„Wir sind ein gut funktionierendes Team, helfen uns gegenseitig und wachsen gemeinsam durch unsere Aufgaben. Vor allem aber haben wir viel Freude an der gemeinsamen Aufgabe, besonders natürlich, wenn wir für einen der Flüchtlinge in einer Angelegenheit etwas erreichen konnten“ beschreibt die Vorsitzende der Flüchtlingshilfe, Gudula Farwig, die Stimmung in dem Schwalbacher Verein. Hanne Pöppel, die regelmäßig Begegnungstermine in der Unterkunft am Westring betreut, ergänzt: „Ab und zu muss man auch mal kämpfen, um für jemanden etwas zu erreichen. Man investiert Zeit und manchmal auch Nerven – aber man bekommt von den Menschen so viel zurück. Am Ende bin immer ich die Beschenkte im Miteinander mit den Flüchtlingen. Es ist ein Geben und Bekommen“.
Christina Broda ist zuversichtlich, dass einige von den „Babyboomern“, die ja nun zahlreich in Rente gehen, sich in der Flüchtlingshilfe engagieren können. Es ist ihrer Meinung nach ein wichtiger Beitrag, anderen Menschen zu helfen, in Deutschland gut Fuß zu fassen.
Interessentinnen und Interessenten für eine Mitarbeit in der Flüchtlingshilfe können sich per E-Mail an paten-schwalbach@gmx.de wenden. Weitere Informationen gibt es unter fluechtlingshilfe-schwalbach.de im Internet. red