Es ist noch keine drei Jahre her, da sah es fast schon so aus, als könnten die Grünen den nächsten Bundeskanzler oder besser die nächste Bundeskanzlerin stellen. Bei deutlich mehr als 20 Prozent taxierten die Demoskopen seinerzeit die Ökopartei, die sich selbst schon auf dem Sprung zur Volkspartei sah.
Heute ist das anders: Auch wenn die Grünen nach wie vor eine sehr solide Stammwählerbasis haben, können sie im Moment außerhalb ihrer Klientel keinen biologisch abbaubaren Blumentopf gewinnen. Im Gegenteil: Von der Bundes- bis zur Kommunalpolitik ist es schick geworden, auf die vermeintlichen Besserwisser einzuschlagen – zuletzt leider auch nicht mehr immer nur verbal.
Klar haben die grünen Spitzenkräfte in Berlin reichlich Fehler gemacht und setzt die Partei auf wenig Mainstream-taugliche Vorsitzende. Doch das allein erklärt nicht die Wut, die den einstigen Lieblingen zurzeit entgegenschlägt. Der Grund liegt wahrscheinlich zum einen in den bitteren Wahrheiten, die die Grünen nicht kaschieren, sondern wider jede Wahlkampfstrategie permanent ansprechen. Zum zweiten aber ist eine niveaulose Rhetorik schuld, die weniger auf inhaltliche Auseinandersetzung als auf persönliche Diffamierung setzt.
Wer die Spitzenkräfte des politischen Gegners mit dem eigenen Hund oder Diktatoren-Gattinnen vergleicht, wie es jüngst Markus Söder getan hat, der hat einfach nicht verstanden, welche Bedeutung ein respektvolles Miteinander in einer Demokratie hat. „Nie wieder ist jetzt“ braucht so jemand nicht zu rufen.
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