Der Arbeitskreis Städtepartnerschaft Yarm hatte am vergangenen Samstag zum High Tea ins Bürgerhaus geladen. Mehr als 50 Interessierte kamen, um britische Spezialitäten zu genießen und Geschichten rund um die Teetraditionen zu lauschen.
Das fleißige Team um Marianne Adamek, Johanna Hensel und Anne Kunze hatte die Tische mit Fähnchen und Stoffblumen liebevoll dekoriert. Auf den dreistufigen Etageren lockten oben Süßigkeiten, in England auch wie in Frankreich Petit Fours genannt. Auf der nächsten Abteilung lagen die Scones, das typische Teegebäck. Auf der untersten Platte türmten sich leckere Sandwiches, die mit Käse, Gurkenscheiben, Fleisch oder Lachs belegt waren. Dazu wurde ceylonesischer und indischer Tee gereicht.
Bernhard Jünemann, Leiter des AK Yarm, führte in die Teetradition der Insel ein. Die begann schon im 17. Jahrhundert, als die Ehefrau von König Charles II, die Infantin Caterina de Braganza aus Portugal, nach Tee verlangte und das damals übliche warme Ale in England verschmähte. Tee wurde zum Modegetränk des Adels und später mit dem Anbau in den britischen Kolonien und sinkenden Preisen zum Liebling auch der Mittelschicht und der Arbeiterklasse.
Hochzeit der Teekultur war das 19. Jahrhundert, als der Adel den Afternoon Tea einführte, um die lange Wartezeit bis zum Abendessen zu überbrücken. Die Arbeiterschaft, die ja nachmittags noch schuften musste, genoss dann später den High Tea, zu dem Deftiges gereicht wurde. Tee ist auch heute noch das beliebteste Getränk in Großbritannien mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von rund zwei Kilogramm pro Jahr. Zum Vergleich: Die Deutschen begnügen sich mit 300 Gramm.
Tee hat seine Spuren natürlich in der britischen Literatur hinterlassen. George Orwell, Autor von 1984 und Animal Farm, hat dazu 1946 ein ganzes Essay geschrieben. Mit Vehemenz wandte er sich zum Beispiel dagegen, dem Tee Zucker hinzuzufügen. Man sollte ihn pur trinken. An das Bittere könne man sich schließlich gewöhnen. Das blieb jedoch eine Minderheitsmeinung.
Auch in den Geschichten von Agatha Christi, der Queen of Crime, spielen Tea Partys eine wichtige Rolle. Aber wie es sich für dieses Genre gehört, vertrug nicht jeder das Getränk gut. Manchmal war es eben vergiftet und führte zum Tod. Klarer Fall für Miss Maple oder Hercule Poirot. So beruhigte Bernhard Jünemann das Publikum scherzhaft zum Schluss seiner Ausführungen: „Seien Sie versichert, wir haben dem Tee nichts Giftiges hinzugefügt. Sie werden kein Teil einer Kriminalstory.“
Danach erläuterte Anne Kunze noch einige Gepflogenheiten für die Tea Party: „Scones werden nicht geschnitten, sondern gebrochen.“ Außerdem sei kontrovers, ob erst die Clotted Cream, also der Streichrahm, auf das Gebäck kommt und dann die Erdbeermarmelade oder umgekehrt. Aber das sei nicht genussentscheidend: „Das können Sie halten, wie Sie wollen.“
So eingeführt, griffen die Besucherinnen und Besucher herzhaft zu und die Etageren leerten sich zusehends. Vor allem aber entspann sich an den Tischen das, was der eigentliche Sinn einer Tea Party ist: der Gedankenaustausch – über britische Traditionen, über die Weltlage, aber auch Schwalbacher Lokalgeschichten.
Die Teegenießerinnen und -genießer waren rundum begeistert, und so kam der Wunsch zum Ausdruck, wenigstens einmal im Jahr zum High Tea zu laden. Der AK Yarm will das gerne prüfen. „Das wird aber zu vertretbaren Kosten nur möglich seinwenn Scones und Sandwiches in Eigenleistung zubereitet werden“, meinte Jünemann, Spontan erklärten sich viele bereit, dabei künftig zu helfen. red