Der Vater der alljährlichen sprachkritischen Aktion „Unwort des Jahres“, Professor Horst Dieter Schlosser, ist, wie jetzt bekannt wurde, bereits am 24. Februar, im Alter von 86 Jahren. verstorben.
Horst Dieter Schlosser, ehemals Professor an der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt, gilt als Schöpfer des Unwortes in der deutschen Sprachwelt. 1991 überraschte er die Öffentlichkeit mit seinem Medien-Beitrag „Unwort des Jahres“, damals mit dem Sprachbegriff „ausländerfrei“. Die Zeitungswelt fand Gefallen an der Einzelaktion des Frankfurter Universitätsprofessors.
Eine Jury aus Sprachwissenschaftlern, mit Horst Dieter Schlosser an der Spitze, kümmerte sich fortan um das jährlich wiederkehrende „Unwort des Jahres“. Es ging ihm darum, dass Begriffe und Formulierungen die sich gegen die Prinzipien der Menschenwürde und der Demokratie richteten, die diskriminierten oder Tatbestände verschleierten, kritisch hinterfragt werden. Wörter wie „Rentnerschwemme“ (1996), „Kollateralschaden“ (1999), „Dönermorde“ (2011) und „Herdprämie“ (2007) gehörten dazu.
Heute ist das Unwort des Jahres eine Institution in den deutschen Medien. Aus Altersgründen zog sich der Unwort-Schöpfer 2011 aus der Jury zurück. Diese formierte sich damals neu und veröffentlicht alljährlich das Unwort des Jahres.
Horst Dieter Schlosser verbrachte einen Teil seines Lebens in Schwalbach und gilt als bedeutende Persönlichkeit in der Vortaunus-Stadt der 1970/1980er Jahre. Der am 2. Mai 1937 in Düsseldorf geborene Horst Dieter Schlosser zog in die neue Limesstadt und gehörte zu den Initiatoren der Wählergemeinschaft Limes 68. Von 1972 bis 1986 gehörte er für „Limes 68“ unter Bürgermeister Roland Petri (SPD) und Rüdiger Glatzel (CDU) dem Stadtparlament an. Aus beruflichen Gründen legte er sein Mandat am 30. April 1986 nieder.
Mit ihren brillanten Redebeiträgen sorgten verschiedene Mandatsträger für Brisanz in den damaligen Stadtverordneten-Versammlungen. Horst Dieter Schlosser zählte zu ihnen. Er bereicherte in Schwalbach mit seinem Autoren-Beitrag „Vom Schwalbach der Schwalbäscher“ die Festschrift zur 1.200 Jahrfeier 1981. Darin heißt es zum Thema ‚Stadtparlament‘: Vielfach geben ‚die Hergelaafene‘ bei den ‚Schwalbäschern‘ den Ton an: Zwei Fraktionchefs sind Schwaben, Albert Stegmüller (SPD) und Dr. Siegfried Traub (Limes 68) und der Parlaments-Chef ist Ostpreuße. Mit diesem Beitrag hat er sich um die Schwalbacher Mundart verdient gemacht.
Der heute 90jährige ehemalige SPD-Fraktionsvorsitzende, Albert Stegmüller, erinnert sich noch gut an seine „sporadischen, spritzigen“ Beiträge mit dem er den politischen Gegner attackierte. Auch Günter Pabst, damals Fraktionsvorsitzender der Unabängigen Liste erinnert sich noch an ihn: „Er war ein scharfsinniger Redner, der nicht nur andere politische Positionen bekämpfte, sondern besonders sprachliche Unkorrektheiten anprangerte.“ „Einige Jahre später, 1988, er war wieder Vizepräsident der Goethe-Universität geworden, habe ich ihn in das Institut für Sozialforschung, in dem ich arbeitete, eingeladen und ihn als sehr freundlichen und überlegten Menschen kenngelernt, dem ein kritisches Sprachbewußtsein wichtig war.“ pelo/red