19. April 2024

BKS-Ausschuss empfiehlt Johanna Tesch und Nelly Sachs

Vorentscheidung bei der Namenswahl

Johanna Tesch (links) und Nelly Sachs sollen die neuen Namensgeberinnen für die Julius-Brecht-Straße und den Rudolf-Dietz-Weg werden.

Der Ausschuss für Bildung, Kultur und Soziales (BKS) hat am vergangenen Donnerstag eine Vorentscheidung über die neuen Namen für die Julius-Brecht-Straße und den Rudolf-Dietz-Weg getroffen.

Im vergangenen Jahr hatten die Stadtverordneten beschlossen, drei Schwalbacher Straßen umzubenennen, weil die Namensgeber in den 30er- und 40er-Jahren dem Naziregime nahestanden. Nach Julius Brecht, Rudolf Dietz und Hans-Bernhardt Reichow sollten in Zukunft keine Straßen in Schwalbach mehr benannt sein. Während der Hans-Bernhardt-Reichow-Weg längst wieder Mittelweg heißt, gab es bei den anderen beiden Straßen längere Diskussionen und zahlreiche Vorschläge. Die Grünen hatten sogar alle Bürgerinnen und Bürger im Rahmen eines Wettbewerbs aufgefordert, Vorschläge zu machen, nach es die SPD-/CDU-Koalition abgelehnt hatte, die neuen Namen im Rahmen einer offiziellen Bürgerbeteiligung zu suchen.

Aus allen Ideen filterte der BKS am vergangenen Donnerstag nun eine Empfehlung an die Stadtverordnetenversammlung heraus, wie die beiden Straßen künftig heißen sollen. Die Fraktionen hatten dazu nach internen Beratungen ein bis zwei Vorschläge gemacht. Mit Klebepunkten fanden die zehn Ausschussmitglieder am Donnerstag die Favoriten heraus. Jeder durfte dabei mehrere Stimmen vergeben. Doch nicht alle machten mit. Die CDU wollte Neutralität wahren und schickte weder eigene Vorschläge ins Rennen, noch beteiligten sich alle Ausschussmitglieder der Fraktion an der Namensfindung. Die Christdemokraten waren der Auffassung, dass die Straßen nicht wieder nach Personen benannt werden sollten.

Als neuer Name für die Julius-Brecht-Straße setzte sich der Vorschlag Johanna-Tesch-Straße mit neun Stimmen durch. Fünf Punkte klebten bei Elisabeth Seibert, je drei Stimmen bekamen die Vorschläge Geschwister-Frank-Straße und „Am Waldbach“. Ein Votum gab es für „Am Limes“. Daher empfiehlt der Ausschuss, die Straße nach Johanna Tesch zu benennen. Die SPD-Politikerin wurde 1875 in Frankfurt geboren und kämpfte Anfang des vergangenen Jahrhunderts für mehr Frauenrechte. Von 1920 bis 1924 saß sie als eine von wenigen Frauen im Reichstag der Weimarer Republik. Obwohl sie nach 1933 eher zurückgezogen lebte, wurde sie nach dem Attentat auf Adolf Hitler im Jahr 1944 ins Konzentrationslager Ravensbrück gebracht und starb dort am 13. März 1945 vermutlich an Unterernährung.

Beim Rudolf-Dietz-Weg setzte sich mit 7 von 14 Stimmen Nelly Sachs als neue Namensgeberin durch. Der Vorschlag Eichendorffweg bekam vier Stimmen, „Bei den Dichtern“ zwei Stimmen und Hannah-Arendt-Weg eine Stimme. Nelly Sachs war eine 1891 geborene Schriftstellerin und Lyrikerin, die 1966 den Nobelpreis für Literatur erhalten hat. Als Jüdin wurde sie in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und musste 1940 ins Exil nach Schweden gehen, wo sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1970 lebte.

Mit Dr. Wolfgang Küper meldete sich auch ein Anwohner des Rudolf-Dietz-Wegs zu Wort. Er hatte zwar den Wettbewerb der Grünen abgelehnt, machte dann aber am Donnerstag in letzter Minute doch noch einen Vorschlag. Die Anwohner würden die Dichterin Bettina von Arnim als neue Namensgeberin ihrer Straße akzeptieren. Keine der Fraktionen hatte diesen Vorschlag allerdings eingereicht, so dass er nicht zur Debatte stand. Bei der SPD-Fraktion war die Dichterin der Romantik zwar in der engeren Wahl, konnte sich aber letztlich nicht durchsetzen. Das Votum des Ausschusses für Johanna Tesch und Nelly Sachs ist bisher nur eine Empfehlung. Als nächstes soll ein interfraktioneller Antrag geschrieben werden, der dann in der Stadtverordnetenversammlung zur endgültigen Beschlussfassung gestellt werden soll. Ob es dazu aber wirklich kommt, ist unklar. Vor allem beim Rudolf-Dietz-Weg scheint das Rennen um den neuen Namen weiter offen zu sein. MS

Ein Gedanke zu „Vorentscheidung bei der Namenswahl

  1. Ich bin auch der Meinung, dass die zur Debatte stehenden Straßen nicht wieder nach Personen benannt werden sollten. Wer garantiert denn, dass diese zu einem späteren Zeitpunkt nicht wieder aus irgendeinem Grund in Ungnade fallen und auf die Bewohner abermals vermeidbare Unkosten zukommen, denen es letztendlich wohl egal ist, wie ihre Straßen heißen – Hauptsache sie haben einen bezahlbaren Wohnraum.

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