12. Juli 2024

Stadt muss für die Pankratius-Kita doppelt so viel zahlen wie geplant

Platzt der Kita-Neubau? -Update

So sollte der Neubau der Kita St. Pankratius in der Friedrich-Ebert-Straße einmal aussehen. Jetzt steht das gesamte Projekt auf dem Prüfstand. Grafik: Drees & Sommer

Ein dramatischer Aufruf des Elternbeirats der Kita St. Pankratius hat am Mittwochvormittag für Aufregung in Schwalbach gesorgt. Darin behauptet die Vorsitzende des Elternbeirats, Christiane Fleck, dass der Magistrat den lange geplanten Neubau der Kita in der Friedrich-Ebert-Straße nicht mehr umsetzen will. Tatsächlich gibt es eine entsprechende Vorlage. Das Thema ist aber komplexer.

Christiane Fleck fürchtet in der „WhatsApp“-Botschaft, die wie ein Lauffeuer durch Schwalbach ging, dass die Kita St. Pankratius als Folge eines solchen Beschlusses aufgelöst werden muss und die Kinder die Einrichtung wechseln müssen. Seit fast 100 Jahren „präge die Kita das Bild von Schwalbach“. Bei den Jüngsten solle der Rotstift nicht angesetzt werden. Der Elternbeirat forderte alle Eltern auf, zur Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am gestrigen Donnerstag zu kommen und im Rahmen der Bürgerfragestunde dagegen zu protestieren. Das taten dann auch rund 80 Personen, die von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung wissen wollten, was geplant sei.

Bürgermeister Alexander Immisch berichtete, dass der Magistrat sich in den vergangenen Monaten sehr intensiv Gedanken über das teure Bauvorhaben gemacht hat. Am 1. Juli habe die Stadtregierung dann eine 19 Seiten dicke Vorlage mit sechs verschiedenen Varianten verabschiedet, über die die Stadtverordneten in den kommenden Monaten beraten sollen. „Der Magistrat spricht keine Empfehlung aus, hat aber eine Priorisierung vorgenommen“, erklärte der Bürgermeister. Hintergrund der Überlegungen sind die enormen Kostensteigerungen bei dem Projekt. Nach den aktuellen Zahlen müsste die Stadt für die neue Kita einen Zuschuss in Höhe von 5,3 Millionen Euro zahlen, mehr als doppelt so viel wie die Stadt im Jahr 2017 mit der katholischen Gemeinde vereinbart hat. Die Gesamtkosten werden mittlerweile auf fast 8 Millionen Euro geschätzt. Dafür gibt es dann eine Kindertagesstätte mit vier Gruppen, zwei für Unter-Dreijährige und zwei für Über-Dreijährige.

Vor dem Hintergrund, dass die erst wenige Jahre alte Kita „Am Park“ der Evangelischen Friedenskirchengemeinde wegen Personalmangels nicht ausgelastet ist, will der Magistrat nun nicht noch einen zweiten Kindergarten für viele Millionen Euro neu bauen. „Der Magistrat erwartet, dass vor der Schaffung von Neubauprojekten die Auslastung der bestehenden Einrichtungen umgesetzt wird“, heißt es in der Vorlage.

Aus diesem Grund soll der Grundsatzbeschluss aus dem Jahr 2017, nachdem die Stadt rund 80 Prozent der Baukosten der neuen Pankratius-Kita trägt, von den Stadtverordneten aufgehoben werden. Anschließend soll das Stadtparlament über eine Neuausrichtung des Projekts und die Kinderbetreuung insgesamt beraten. Der Magistrat „priorisiert“ dabei eine Variante, die ganz ohne einen Neubau in der Friedrich-Ebert-Straße auskommt. Stattdessen soll die Kapazität des „Tausendfüßlerhauses“ in der Badener Straße, in dem die Pankratius-Kinder zurzeit ohnehin provisorisch untergebracht sind, dauerhaft erhöht werden. Weitere Plätze könnten über Belegungsrechte in der „Kinderzeit Gute Zeit“-Einrichtung am Kronberger Hang gesichert werden. Darüber hinaus „priorisiert“ der Magistrat die vollständige Auslastung der halbleeren „Kita am Park“.

Neben den Varianten ohne Neubau gibt es vier weitere „nachrangig betrachtete“ Alternativen. So könnte zum Beispiel in der Friedrich-Ebert-Straße eine kleinere Einrichtung nur für die Betreuung von Unter-Dreijährigen entstehen. Der Zuschuss der Stadt ließe sich je nach Variante auf bis zu 2,8 Millionen Euro reduzieren.

Entschieden ist noch gar nichts. Die Stadtverordneten werden sich nach der Sommerpause im September mit dem Thema befassen. Die gesamte, sehr detaillierte Vorlage ist mittlerweile im städtischen Informationssystem einsehbar und kann hier abgerufen werden (Vorgangsmappe öffnen). MS

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