17. Juli 2024

Leserbrief

„Georg Elser wäre eine gute Wahl“

Zur Diskussion um die Straßennamen erreichte die Redaktion nachfolgender Leserbrief. Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung ihrer Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Wenn auch Sie einen Leserbrief veröffentlichen möchten, senden Sie ihn unter Angabe Ihrer vollständigen Adresse und einer Rückruf-Telefonnummer (beides nicht zur Veröffentlichung) an info@schwalbacher-zeitung.de.Bei der Benennung von Straßennamen kommen sehr wahrscheinlich Persönlichkeiten aufgrund besonderer Verdienste in Betracht. Rudolf Dietz war für seine Mundartgedichte bekannt. Dass er einen NS-Bezug hatte, wussten die wenigsten. Es ist anzunehmen, dass das Kulturamt in Wiesbaden darauf aufmerksam machte. In diesem Zusammenhang wurde den städtischen Gremien die Umbenennung des Rudolf-Dietz-Wegs und der Julius-Brecht-Straße empfohlen. Dieser Namensgeber war bekannt für seinen sozialen Wohnungs-Wiederaufbau nach dem Krieg. Seine Tätigkeit als Funktionär im im Nationalsozialismus kam später ans Tageslicht.
Bei der Neubenennung der Straßennamen haben wir die Gelegenheit, hervorragender Persönlichkeiten unseres Landes zu gedenken. Die Auswahl ist riesengroß, zum Bespiel der Dichter und Denker, Erfinder, Forscher, wirklich guter Politiker, die Großes für unser Land geleistet haben. In eine Reihe von Stauffenberg und seinen Mitstreitern, den Geschwistern Scholl können wir Georg Elser stellen. Durch sein politisches Verständnis lehnte er das Gedankengut der Nationalsozialisten extrem ab. Wie wir wissen, verübte er ein Attentat am 8. November im Bürgerbräukeller auf den Führer und seine Gefolgschaft. Dass dieses fehlschlug, kostete ihn das Leben. Wäre es geglückt, sähe unsere Geschichte wahrscheinlich anders aus. Er war ein sehr Großer unseres Landes – meines Wissens sind nicht sehr viele Straßen, Schulen und Plätze nach ihm benannt, wobei die Umbenennung der Julius-Brecht-Straße eine Gelegenheit wäre.

Edeltraud Bernhardt, Schwalbach

Ein Gedanke zu „„Georg Elser wäre eine gute Wahl“

  1. Sehr geehrte Frau Bernhardt,
    danke für Ihre kompetente Anteilnahme an der Umbenennung der drei nach aktiven Nationalsozialisten benannten Schwalbacher Straßen.
    Uns vom zuständigen Ausschuss für Bildung, Kultur und Soziales (BKS) war es allerdings sehr wichtig, dass – außer dem Mittelweg – die beiden verbliebenen Straßen nun nach Frauen benannt werden, da diese bei der bisherigen Auswahl an historischen Persönlichkeiten (wie in vielen anderen Orten auch) bekanntlich und zu Unrecht extrem unterrepräsentiert sind. Und an geeigneten Frauen, die sich dem nationalsozialistischen Terrorregime entgegengestellt haben, gibt es ja keinen Mangel.
    Der BKS und die Stadtverordnetenversammlung haben sich für die sozialdemokratische Politikerin Johanna Tesch und die jüdische Dichterin Nelly Sachs entschieden. Tesch war nicht nur ehemalige Reichtsagsabgeordnete in der Weimarer Nationalversammlung, sie hat sich auch in ihrer südhessischen Heimat unermüdlich für Frauenrechte, Familien- und Sozialarbeit und die Belange der ärmeren Bevölkerung eingesetzt – bis sie von den Nazis verhaftet wurde und im KZ Ravensbrück zu Tode kam. Im Unterschied zu ihr gelang der Berliner Lyrikerin und Schriftstellerin Nelly Sachs nach Gestapo-Verhören in letzter Minute die Flucht nach Schweden. Dass sie eine bedeutende Dichterin war, bezeugen u.a. der Nobelpreis für Literatur sowie der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, die sie beide Mitte der 60er Jahre bekam. Also ich denke, gegen die Ehrung und Auswahl dieser beiden großartigen Frauen ist nichts einzuwenden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert