Nach zwölfstündiger Fahrt kam am vergangenen Mittwochabend eine Reisegruppe aus Olkusz wohlbehalten in Schwalbach an.
Erich Stichel, der neue Vorsitzende des Arbeitskreis Olkusz, begrüßte die 20 Gäste mit ihrer langjährigen Vorsitzenden Genowefa Bugajska und hieß alte und neue Olkuszerinnen und Olkuszer herzlich willkommen.
Die Gäste erwartet mit ihren Gastgebern in den nächsten Tagen ein abwechslungsreiches Programm: Magistratsempfang, Tagesausflug nach Bingen und in den Rheingau, Besuch der Ernst-May-Siedlung in Frankfurt, Besichtigung der Kelterei Possmann inklusive einer Verkostung, Gottesdienst in St. Pankratius und Teilnahme am Interkulturellen Marktplatzfest, bevor es am Montagvormittag wieder mit dem Bus zurück nach Polen geht.
Die Städtepartnerschaft mit Olkusz ist seit 27 Jahren von vielen Begegnungen und Freundschaften geprägt. Das ist nach Meinung des Arbeitskreis Olkusz keine Selbstverständlichkeit, nachdem was vielen Polen von Deutschen im zweiten Weltkrieg angetan worden ist. red
Kleiner Nachklapp zu meinem Olkusz-Kommentar:
Nicht nur wegen der deutschen Kriegsverbrechen, die damals in Olkusz stattfanden, freuen sich unsere polnischen Gäste bestimmt, dass es nun in unserer „Stadt gegen den Rassismus“ keine nach Nazis benannten Straßennamen mehr geben wird.
Das gilt besonders für denjenigen, der als Architekt und Stadtplaner zu den Mitarbeitern des sog. „Generalplan Ost“ gehörte, einem perfiden Konstrukt, das nichts Geringeres zum Ziel hatte als die Unterjochung der Menschen in den überfallenden und eroberten Gebieten Osteuropas. Und das betraf als erstes und ganz besonders Polen! Der Nazi-Ideologie und ihren Rassendoktrin nach hielten sich die Deutschen den osteuropäischen Völkern gegenüber für überlegen, woraus sie das Recht ableiteten, diese Nachbarländer zu überfallen und den dortigen „Untermenschen“ ihr Land wegzunehmen. Polinnen und Polen hätten bestenfalls als Mägde und Knechte auf ihren früheren, nun enteigneten Höfen Sklavenarbeit für die neuen deutschen Herren und Siedler verrichten dürfen. Das war der Plan! – Es wurde wirklich Zeit, dass unser Mittelweg wieder „Mittelweg“ heißt!
Auch ich habe immer nur Herzlichkeit und Gastfreundschaft bei meinen Besuchen in Olkusz erlebt. Und dies auch von sehr betagten Menschen, die die Gräueltaten der Wehrmacht, Folterungen und Morde der deutschen Soldaten u.a. bei einer sog. „Strafaktion“ am 31. Juli 1940, der als „Blutiger Mittwoch“ in die Geschichte einging, auf dem Marktplatz in Olkusz noch miterlebt hatten oder für die deutschen Besatzer Zwangsarbeit leisten mussten. Jedesmal, wenn ich über den weitläufigen Marktplatz ging, der übrigens auch so erfrischende, bei Kindern beliebte Wasserspiele wie unserer hat, musste ich daran denken, was hier Entsetzliches passiert ist, und war beschämt.