9. Oktober 2024

Anne Kunze begeisterte mit ihrem Vortrag über „Alice im Wunderland“ beim AK Yarm

Vergnügt-verwirrtes Publikum

Anne Kunze bekam nach ihrem Vortrag als Dank vom AK Yarm einen großen Blumenstrauß. Foto: Jünemann

Die meisten haben die Geschichte von „Alice im Wunderland“ als Kinder kennengelernt, sei als Buch oder als Zeichentrickfilm von Disney. Die Abenteuer des kleinen Mädchens in einer skurrilen Traumwelt haben Generationen beindruckt. Auch Anne Kunze, ehemalige Englischlehrerin an der Albert-Einstein-Schule, war von der aberwitzigen Geschichte Zeit ihres Lebens fasziniert. Und diese Faszination vermittelte sie in einem Vortrag für den Arbeitskreis Yarm im Bürgerhaus.

Lewis Caroll, mit bürgerlichen Namen Charles Lutwidge Dodgson, lebte von 1832 bis 1898. Er war Mathematikprofessor in Oxford. Für die Kinder der befreundeten Familie Liddell schuf er das Buch und nannte es nach einem der Mädchen: „Alice im Wunderland“. Das 1865 erschienene Werk inspirierte vielfältig Literaten, Künstler, Maler, Komponisten und Musiker.
Anne Kunze machte zunächst mit dem Gedicht „Jabberwocky“ von Lewis Caroll seinen unbändigen Sprachwitz deutlich, der den britischen Hang zum skurrilen Humor auf die Spitze trieb. Dazu schuf er eine Fülle neuer Wörter, die mehr Rätsel aufgaben, als lösten. So wurden die Zuhörerinnen und Zuhörer auch mit der deutschen Übersetzung von Christian Enzensberger kaum klüger. Später hat Lewis Caroll das Gedicht in die Alice-Geschichte integriert.
Mit Unterstützung der wunderbaren Illustrationen von John Tenniel, der als Karikaturist des Satiremagazins „Punch“ arbeitete, erinnerte Anne Kunze an die Episoden der verwirrenden Geschichte mit Figuren wie der verrückte Hutmacher, der Märzhase, die Grinsekatze, die lebenden Spielkarten, die wütende Herzkönigin, den Dodo oder die falsche Suppenschildkröte.
Kein Wunder, dass sich auch die Wissenschaft auf diese Geschichte stürzte, quer durch alle Fakultäten. Immer wieder versuchten Alice-Fans, genau herauszufinden, woher Lewis Caroll seine Einfälle hatte, was ihnen aber nur ungenügend gelang. Psychoanalytiker sagten dem Autor allerlei seelische Störungen nach, von Ödipuskomplexen, übersteigerter Mutterbindung oder pädophilen Neigungen. Anne Kunze betrachtete solche Zuschreibungen mit großer Skepsis, gestand aber zu, dass der verklemmte Mathematikprofessor wohl pädophil war, jedoch „seine Neigungen in keiner Weise sexuell ausgelebt hatte“.
Zum Schluss setze Anne Kunze mit einem Zitat von Carolls späterem Werk „Through the Looking-Glas“ (Alice hinter den Spiegeln) ein weiteres Rätsel: „Wenn es so ist, dann könnte es sein, und wenn es so wäre, würde es sein; aber wenn es nicht ist, ist es das auch nicht.“ Die dankbaren Zuhörerinnen und Zuhörer waren vielleicht ein wenig verwirrt, aber auf höchstem und vergnüglichem Niveau. red

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