14. November 2024

Die Buchtipps der Schwalbacher Zeitung

Lesestoff

In Robert Harris’ Roman „Abgrund“ wird aus einer intimen Affäre eine Angelegenheit der nationalen Sicherheit, die den Verlauf der politischen Geschichte verändert. „Commissario Tasso bekommt Gegenwind“ ist der 4. Band der Reihe „Die Aurelio-Tasso-Krimis“ von Gianna Milani. Anne Gesthuysen erzählt in „Vielleicht hat das Leben Besseres vor“ von Schuldgefühlen und Mutterliebe, der Kraft einer Gemeinschaft und einem Leben, das endlich gelebt werden will.

 

„Abgrund“

In London hat die 26-jährige Venetia Stanley – aristokratisch, klug, unbekümmert – eine Affäre mit Premierminister H. H. Asquith, einem Mann, der mehr als doppelt so alt ist wie sie. Er schreibt ihr wie besessen Liebesbriefe und teilt ihr die heikelsten Staatsgeheimnisse mit.

Während Asquith das Land unfreiwillig in den Krieg gegen Deutschland führt, untersucht ein junger Geheimdienstoffizier die widerrechtliche Enthüllung streng geheimer Dokumente – und plötzlich wird aus einer intimen Affäre eine Angelegenheit der nationalen Sicherheit, die den Verlauf der politischen Geschichte verändern wird.

Robert Harris wurde 1957 in Nottingham geboren und studierte in Cambridge. Seine Romane „Vaterland“, „Enigma“, „Aurora“, „Pompeji“, „Imperium“, „Ghost“, „Titan“, „Angst“, „Intrige“, „Dictator“, „Konklave“, „München“, „Der zweite Schlaf“, „Vergeltung“ und zuletzt „Königsmörder“ wurden allesamt internationale Bestseller. Seine Zusammenarbeit mit Roman Polański bei der Verfilmung von „Ghost“ („Der Ghostwriter“) brachte ihm den französischen „César“ und den „Europäischen Filmpreis“ für das beste Drehbuch ein. Die Verfilmung von „Intrige“ – wiederum unter der Regie Polańskis – erhielt auf den Filmfestspielen in Venedig 2019 den großen Preis der Jury, den Silbernen Löwen. Robert Harris lebt mit seiner Familie in Berkshire.

Robert Harris: „Abgrund“
Übersetzt von Wolfgang Müller
Heyne 2024. 512 Seiten, 25 Euro.

 

„Commissario Tasso bekommt Gegenwind“

Ende November 1963 erschüttert das Attentat auf John F. Kennedy die Welt. Während die Menschen auch in Südtirol vor den Fernsehern sitzen, muss Commissario Tasso einen spektakulären Bankraub aufklären. Seine ehemalige Praktikantin Mara Oberhöller studiert inzwischen in Mailand. Da ihr Vater nach dem Tod des amerikanischen Präsidenten Unruhen, gar Ausschreitungen auf den Straßen der Großstadt befürchtet, beordert er seine Tochter nach Hause. Und die stolpert, angestachelt von ihrer besten Freundin Veronika, prompt über eine neue Fährte beim Tod einer Bäuerin im Passeiertal. Commissario Tasso hatte die Ermittlungen eigentlich schon abgeschlossen. Es war ein Unfall. Oder?

Gianna Milani ist das Pseudonym der deutschen Autorin Diana Menschig, die sich seit vielen Jahren für Südtirol und seine wechselvolle Geschichte interessiert. Dabei haben es ihr besonders die sagenhaften Dolomiten angetan. Ein Haus in Norditalien wäre ihr Traum, bis dahin schreibt sie Bücher über ihre Lieblingsregionen.

Gianna Milani: „Commissario Tasso bekommt Gegenwind“
Lübbe Belletristik, 2024. 317 Seiten, 16 Euro.

 

„Vielleicht hat das Leben Besseres vor“

In der kleinen Gemeinde Alpen am Niederrhein laufen die Vorbereitungen für das jährliche Spargelfest auf Hochtouren. Während die Zelte aufgebaut werden und der Chor rund um Ottilie Oymann über „diskriminierungssensible Sprache“ in alten Liedtexten streitet, hat die Pastorin Anna von Betteray ganz andere Sorgen. Raffaela, ein Mädchen, das seit einem Unfall geistig behindert ist, liegt im Koma. Sie wurde bewusstlos aufgefunden, niemand weiß, was passiert ist. Umso mehr brodelt die Gerüchteküche. Wurde das Mädchen Opfer einer Gewalttat? Stecken Drogendealer oder Spargelstecher dahinter?

Die Polizei folgt den spärlichen Spuren, das Dorf ermittelt eifrig mit. Auch ihre eigene Familie bereitet Anna Kummer: Ihre Schwester Maria kämpft mit ihrer Sucht und Ängsten, ihr Neffe Sascha sucht nach Halt, und ihre Mutter versucht ständig, sie zu verkuppeln. Als unvorhergesehene Ereignisse die Familien zusammenbringen, zeigt sich: Hoffnung kann blühen, wenn man es am wenigsten erwartet.

Anne Gesthuysen wurde 1969 am unteren Niederrhein geboren. Nach dem Abitur in Xanten studierte sie Journalistik und Romanistik. In den 90er-Jahren arbeitete sie bei Radio France. Als Reporterin hat sie für WDR, ZDF und VOX gearbeitet, schließlich auch als Moderatorin. Ab 2002 moderierte sie das „ARD-Morgenmagazin“. Diese Nachtschichten gab sie nach dem großen Erfolg ihres ersten Romans „Wir sind doch Schwestern“ Ende 2014 auf, um sich tagsüber an den Schreibtisch zu setzen und weitere Bücher zu schreiben. 2015 erschien ihr zweiter Roman „Sei mir ein Vater“, 2018 folgte „Mädelsabend“. Sie lebt mit ihrem Mann, Frank Plasberg, ihrem Sohn und dem Goldendoodle Freddy in Köln.

Anne Gesthuysen: „Vielleicht hat das Leben Besseres vor“
Kiepenheuer & Witsch, 2024. 400 Seiten, 24 Euro.