Für Judith Piller-Hilmer besteht kein Zweifel: „Die Idee ist einfach genial“, sagt die Leiterin der neuen Kindertagesstätte im Schwalbacher EVIM-Seniorenzentrum. Ende September hat die in Hessen einmalige Einrichtung ihren Betrieb aufgenommen.
Neun Kinder besuchen zurzeit den Kindergarten im Erdgeschoss des Seniorenzentrums am Europaring. In drei bis vier Monaten sollen nach Angaben von EVIM-Geschäftsführer Gerhard Kopplow aber alle 50 Plätze belegt sein. Die Nachfrage sei groß.
Die Kinder spielen und lernen in den Räumlichkeiten der ehemaligen Tagespflege für Senioren, die der Evangelische Verein für Innere Mission (EVIM) vor einiger Zeit aufgegeben hat. Für 270.000 Euro wurden die 363 Quadratmeter umgebaut. Jetzt gibt es verschiedene Spiel- und Gruppenräume, einen Bewegungsraum, spezielle Sanitäranlagen und alles, was eine moderne Kindertagesstätte braucht.
Das Besondere an der Kita ist, dass das Konzept die Bewohner des Seniorenzentrums einbezieht. „Die Glastür am Eingang ist immer offen. Wenn die Senioren Lust haben, können sie hereinkommen und sich mit den Kindern beschäftigen“, erläutert Judith Piller-Hilmer. Und in den ersten Tagen haben einige Bewohner das Angebot auch schon genutzt. In jedem Gruppenraum stehen dazu eigens auch größere Stühle, auf denen die Senioren Platz nehmen können. Darüber hinaus sind gemeinsame Aktionen geplant, etwa zu Weihnachten oder zum Sommerfest des Seniorenzentrums.
Die Idee zu der ungewöhnlichen Kindertagesstätte wurde schon vor drei Jahren in Gesprächen zwischen der Heimleitung und der Stadt Schwalbach geboren. Die Stadt Schwalbach suchte nach neuen Kita-Plätzen möglichst in der Nähe des Neubaugebiets am Europaring, EVIM dachte über eine neue Nutzung der Tagespflege nach. Schließlich „beauftragte“ die Stadt EVIM mit dem Bau und dem Betrieb der Kita und übernahm mit 220.000 Euro den größten Teil der Umbaukosten.
Bürgermeisterin Christiane Augsburger (SPD) verhehlte bei der Vorstellung am heutigen Freitag nicht, dass es in Schwalbach auch Vorbehalte gegen das Konzept gab. „Einige fürchteten, dass sich die betagten Bewohner durch die Kinder gestört fühlen könnten“, berichtete sie. Die Zweifel haben sich aber schon nach wenigen Tagen zerstreut. Viktor Derr, der Leiter des Seniorenzentrums bestätigt, dass der Umbau der Tagespflege zur Kita von den Bewohnern „sehr positiv“ aufgenommen worden sei.
Diese Erfahrung hat auch Judith Piller-Hilmer in den ersten Tagen gemacht. „Senioren und Kinder finden sehr schnell auf eine ganz besondere Weise zueinander.“ MS