21. Juni 2018

Schwester Karoline berichtete über Arbeit und politische Lage in Chile und Bolivien

Trotz Leid gibt es Hoffnung

Schwester Karoline war wieder einmal zu Gast in Schwalbach und berichtete eindrucksvoll von ihrer Arbeit und der Situation in Chile und Bolivien. Foto: privat

Zum Abschluss ihres diesjährigen Deutschland- und Luxemburg-Besuchs war Schwester Karoline aus Chile am vergangenen Donnerstag im Pfarrsaal St. Pankratius in Schwalbach zu Besuch. Rund 40 Interessierte aus Schwalbach und anderen umliegenden Gemeinden waren erschienen.

Schwester Karoline erinnerte zunächst anhand historischer Fotos an ihre Anfängen in der Sozialarbeit mit den Armen in einem Vorort von Santiago de Chile bis 1989, dem Zeitpunkt des Wiederauflebens der Demokratie nach der Diktatur Pinochets. Dann ging sie anhand eines Videos auf den heutigen Stand ihrer Werke in Santiago ein. Zur aktuellen Lage in Chile führte sie aus, dass in Chile nach wie vor überwiegend der reinste Neoliberalismus herrsche. Heute gäbe es bereits eine Million Rentner, die von etwa 200 Euro monatlich leben müssten, und in 15 Jahren werden es drei Millionen sein. Ebenso wie das Rentensystem sei auch – mit katastrophalen Folgen – das Bildungswesen privatisiert worden.
Aber dann berichtete sie voller Enthusiasmus von der Situation in Bolivien, wo Präsident Evo Morales seit 2006 das ärmstes Land Südamerikas unglaublich verändert habe, zu einem plurinationalen Staat mit dem Staatsziel des „guten Lebens für alle“, über die Nationalisierung des Erdgases, von dessen Erträgen heute 82 Prozent im Lande blieben. Es gibt heute eine Rente für alle über 60 und der Mindestlohn habe sich vervierfacht. Es sei sehr bedauerlich, dass von diesen gewaltigen Fortschritten für die einfachen Menschen kaum im Westen Notiz genommen wird und Evo Morales, ein Katholik, immer noch als „Kommunist“ gelte, wovon überhaupt keine Rede sein könne.
Sodann berichtete Wolfgang Küper über die katastrophale Lage der Menschenrechte in Burundi, einem kleinen Land in der Mitte Afrikas, und die seit gut 50 Jahren anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen den beiden Volksgruppen der Hutus (80 Prozent der Bevölkerung) und der Tutsis (19 Prozent). Seid bin Ra’ad Seid Al-Hussein, hoher UN-Kommissar für Menschenrechte habe Wolfgang Küper zufolge Burundi kürzlich als das „schlimmste menschliche Schlachthaus der Gegenwart“ bezeichnet. Wolfgang Küper stellte auch das kürzlich von Angela Krumpen, einer Freundin von Schwester Karoline, geschriebene Buch über das Versöhnungswerk des Erzbischofs von Bujumbura, der Hauptstadt Burundis, vor.
In der anschließenden offenen Diskussionsrunde ging Schwester Karoline nach entsprechenden Rückfragen auf die Aktivitäten der Chinesen in Bolivien sowie auf ihre Sorge ein, dass in etwa vier Jahren bei der nächsten Präsidentschaftswahl wieder eine rechte Regierung an die Macht komme. Abschließend kommentierte sie noch die Ereignisse um die „Colonia Dignidad“, von der kürzlich die ARD wieder einmal berichtete, und den Missbrauchsskandal innerhalb des chilenischen Episkopats und die Haltung von Papst Franziskus dazu.
Nach gut zwei Stunden waren sich wohl alle Anwesenden einig, dass sie einen äußerst interessanten Abend verbracht hatten, in dem zwar viel von Unrecht und Elend auf dieser Welt die Rede war, aber doch auch von Hoffnung auf Linderung durch die Arbeit und das Engagement vieler, die sich wie Schwester Karoline oder Erzbischof Ntamwana von Bujumbura für das Wohl ihrer Mitmenschen tatkräftig einsetzen. red

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