Kein Platz blieb frei im kleinen Saal des Schwalbacher Bürgerhauses, als Abed Arefi Mitte August eine mitreißende Präsentation seines Heimatlandes Afghanistan vortrug.
Eine Gruppe aus der Deutsch-ausländischen Gemeinschaft Schwalbach (DAGS) hatte den Abend zusammen mit dem Referenten vorbereitet. Der 24-Jährige lebt erst seit knapp drei Jahren als Asylbewerber in Deutschland. Als er im Frühjahr 2016 der Stadt Schwalbach zugewiesen wurde, hatte er noch keinen Sprachkurs besuchen dürfen. Inzwischen ist er mit einigen Schwalbachern sehr gut bekannt und er kann auch schon beachtliche Erfolge vorweisen: Sprachkurse, zuletzt an der Uni Frankfurt, und die Vorbereitung auf ein Ingenieursstudium.
Die Zuhörer wurden schon vor der kurzen Begrüßung durch DAGS-Vertreter vom Referenten des Abends mit afghanischer Musik bekannt gemacht. „Kein Afghane will ohne diese Musik leben“, erläuterte Abed Arefi. Während der etwa einstündigen Präsentation vieler Bilder wanderte er – ausgestattet mit einem Headset – vor der Leinwand hin und her und hatte dabei sein Publikum stets im Blick.
Abed Arefi zeigte auch auf, dass Afghanistan seit Jahrzehnten von seinen geografischen Nachbarn um seine Ressourcen beneidet wird, beispielsweise um seinen Wasserreichtum. Viele Länder würden Afghanistan aber schwächen wollen durch die Unterstützung terroristischer Gruppen wie Al Quaida, die Taliban oder neuerdings den „IS“.
Das einst relativ liberale Land befindet sich seit Ende der 70er-Jahre in einem Bürgerkrieg, der auch viele Merkmale eines „Stellvertreterkrieges“ anderer Mächte hat. „Wir Afghanen lieben unser Land und würden es lieber heute als morgen wieder aufbauen und dorthin zurückkehren – wenn wir nur Frieden hätten“, erläuterte Abed Arefi. Leider zeigten aber auch die Nachrichten in Deutschland fast täglich, dass es in Afghanistan überhaupt keine „sicheren Gebiete“ gibt.
Abed Arefi zog sein Publikum durch seine Bilder, seine Worte und seine Persönlichkeit in seinen Bann. Die Herzen der Landsleute, von denen viele im vollen Saal lauschten, erreichte er ganz besonders durch ein abschließend eingespieltes Video mit einem allen Afghanen bekannten Lied aus der heimatlichen Folklore.
Erika Lützner-Lay von der DAGS bat die Gäste anschließend, sich mit den jeweiligen Tischnachbarn über die individuellen Eindrücke auszutauschen. Anschließend waren die Gäste eingeladen, daraus ein „Gruppen-Fazit“ auf eine Karte zu notieren und in einem nächsten Schritt Fragen an den Referenten zu notieren. Diese wurden nach Themengruppen vom Referenten beantwortet.
Thomas Royen (DAGS) bat um Hinweise auf eine Einzimmerwohnung für den angehenden Studenten, der jetzt seinen Schlafplatz in einem Flüchtlingsheim räumen muss und einen ruhigen Platz zum erfolgreichen Studieren braucht. red