14. November 2018

Leserbrief

„Neue Bäume braucht der untere Marktplatz“

Zur Diskussion um die Bäume am unteren Marktplatz erreichte die Redaktion nachfolgender Leserbrief der SPD-Stadtverordneten Dr. Claudia Ludwig. Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung ihrer Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Wenn auch Sie einen Leserbrief veröffentlichen möchten, senden Sie ihn unter Angabe Ihrer vollständigen Adresse und einer Rückruf-Telefonnummer (beides nicht zur Veröffentlichung) an info@schwalbacher-zeitung.de.

Wenn Kraftprotz Obelix im Eifer des Gefechts einen Baum plattmacht, dann heult der kleine Idefix bekanntlich laut auf. Recht hat er! Bäume sind ein Geschenk; sie sind wertvoll und zu schützen. Das gilt ganz besonders für Bäume in den Städten. Sie müssen gehegt und gepflegt und vor allem richtig ausgewählt werden – aber manchmal schweren Herzens eben auch ausgetauscht und ersetzt.
Die sechs Kastanien auf unserem unteren Marktplatz können einem leidtun. Sie konnten an ihrem Standort nicht richtig wachsen und gedeihen. Ihr Alter sieht man ihnen nicht an. Und das ist in diesem Fall kein Kompliment. Die Ursache liegt darin, dass man vor 40 Jahren beim Pflanzen von Stadtbäumen mitunter recht lieb- und planlos vorging. Heute ist das anders. Und darum ist die Umgestaltung des unteren Marktplatzes eine Chance für neue Bäume – und zwar für möglichst viele. Prachtvolle Schattenspender sollen es werden, die das Klima verbessern und Lebensräume für Vögel und Insekten schaffen.
Heute kann man beim Pflanzen ganz anders vorgehen, was natürlich einen gewissen Aufwand und auch Kosten bedeutet. Schon die Planung muss einkalkulieren, dass die neuen Bäume optimal versorgt werden. Sie brauchen Wasser, Luft, Platz und Wurzelräume, kurz: einen entsprechend technisch aufgerüsteten Standort, perfekte Pflanzgruben mit System.
Auch was die Auswahl der Bäume angeht, so können Landschaftsarchitekten heute zwischen einem viel breiteren Angebot als noch vor Jahrzehnten wählen, schon, weil man inzwischen mit Blick auf die Klimaerwärmung gerade in bebauten Gebieten nicht mehr ausschließlich auf heimische Hölzer setzt. Wir können uns für Bäume mit breiten Kronen entscheiden und für Arten mit üppigen Blüten, die zum Beispiel viel Nahrung für Bienen bieten. Also: Neue Bäume braucht das Land – und unser unterer Marktplatz! Dafür werden wir genug Platz auf dem Platz finden. Dabei gilt es, zwei Anforderungen Beachtung zu schenken: Erstens, der beliebte Sommertreff darf nicht nennenswert beeinträchtigt werden. Zweitens, dem Sicherheitsbedürfnis der Menschen muss Sorge getragen, die Bäume also so platziert werden, dass keine „uneinsichtigen finsteren Ecken“ entstehen. Doch das ist möglich.
Ich weiß gar nicht, warum immer wieder behauptet wird, die SPD-Fraktion würde das nicht wollen. Die Entscheidung, die durchaus komplizierte Neugestaltung eines schwierigen Terrains nicht von dem Erhalt von sechs seit langem vor sich hin kränkelnden Kastanien abhängig zu machen, ist doch kein Votum für Sonnensegel und Kahlschlag. Das Gegenteil ist der Fall: Sehen wir die Planung als Chance für geeignete Bäume und machen jetzt etwas richtig Gutes – auch wenn mir ganz persönlich es um jeden Baum leid tut, der weichen muss. Freuen wir uns und planen gemeinsam einen Platz mit so viel Natur und Grünflächen wie möglich statt dem politischen Gegner (also in diesem Fall der SPD) immer wieder solch einen Unsinn zu unterstellen. Das ist lästig und ärgerlich – und unfair. Dr. Claudia Ludwig, Schwalbach

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