Zum Artikel „Die Bürgermeisterin kann liefern“ in der Ausgabe vom 30. Januar erreichte die Redaktion nachfolgender Leserbrief von Katja Lindenau. Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung ihrer Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Wenn auch Sie einen Leserbrief veröffentlichen möchten, senden Sie ihn unter Angabe Ihrer vollständigen Adresse und einer Rückruf-Telefonnummer an info@schwalbacher-zeitung.de.
„Die Bürgermeisterin lässt liefern“ wäre die passendere Überschrift gewesen: in der Höhe, Breite und Länge so groß wie möglich, will Bürgermeisterin Christiane Augsburger bald Container für 85 Betreuungsplätze an der Geschwister-Scholl-Schule aufstellen lassen. Dafür werden 32 Container benötigt.
Dabei hatte die rot-gelbe Koalition doch 1,68 Millionen Euro für ein Schulkinderhaus in Holzständerbauweise bewilligt. Dass dieses Steuergeld für Container ist, steht nicht im Beschluss, auch nicht im Haushalt und nachhaltige Investitionen sehen anders aus. Entsprechend elegant wurde der neue Containerbau im Ausschuss für Jugend, Kultur und Soziales umschrieben. Die Schwalbacher Politik darf jetzt streiten, ob es überhaupt eine rechtliche Grundlage für die Ausgabe der 1,68 Millionen für Container gibt.
Egal ob gemietet oder gekauft, Container sind wieder eine teure Zwischenlösung. Die eineinhalb Jahre dauernde Container-Krippe der Kita am Park kostete rund 320.000 Euro für etwa 20 Krippenkinder. Bei einem Containerbau auf dem Schulgelände summieren sich allein die Baunebenkosten auf etwa 300.000 Euro. Rund 100.000 Euro benötigt man für die Planung und Ausschreibung, weitere 100.000 Euro für die Rodungsarbeiten und Baumfällung, das Fundament, die Versorgungsleitungen und Technikzufuhr inklusive dessen Rückbau und nochmals 100.000 Euro für Transport und Montage bei Auf- und Abbau der Container sowie für die Instandsetzung des Schulhofes. Dieses Geld wird vor- und nachbereitend ausgegeben und bevor überhaupt ein einziger Container steht. Dazu addieren sich noch die Ausgaben für 32 benötigte Container. Bei einer Anmietung sind es zwischen 65.000 bis 93.000 Euro pro Jahr, bei einem Ankauf zwischen 420.000 bis 500.000 Euro. Egal ob Miete oder Kauf, rund 800.000 Euro würde die Stadt für sechs bis sieben Jahre Betreuung in Containern ausgeben.
Aber es gibt eine neue und echte Alternative. Der Vorschlag der Grünen basiert auf einem konkreten Angebot für ein Schulkinderhaus direkt neben der Feuerwehr. Eine Fertigstellung zum Sommer 2020 wäre möglich. Die Planung durch ROB und den Neubau für eine „Moosburg II“ organisiert die Eigentümerin flexibel nach den Vorgaben von Stadt und Kreis. Das entlastet die Stadtkasse und die Stadtverwaltung erheblich. Die Baunebenkosten von etwa 300.000 Euro könnte man sparen und allein damit 7,5 Jahre das Schulkinderhaus in der Burgstrasse mieten. Im direkten Vergleich müsste die Stadt etwa 40.000 Euro Miete pro Jahr zahlen. Damit kostet ein Zehn-Jahres-Mietvertrag etwa so viel wie ein Jahr Grundschulbetreuung im Miet-Container, und die 1,68 Millionen Euro würden für mehr als 40 Jahre Miete reichen. Die rot-gelbe Koalition wird deshalb schnell entscheiden müssen, ob trotz dieser Möglichkeit nun Container auf den Schulhof der Geschwister-Scholl-Schule kommen.
Katja Lindenau,
Schwalbach