Seit Beginn des Schuljahres ist die Betreuung an der Georg-Kerschensteiner-Schule (GKS) neu organisiert. Die Kinder werden nun größtenteils nicht mehr im städtischen Schulkinderhaus, sondern in der Schule selbst betreut. Während die Schule der Veränderung äußerst positiv gegenübersteht, sind die Eltern anderer Meinung. Sie sind besorgt und wünschen sich das alte Konzept zurück.
Unter dem hessenweiten Projekt „Pakt für den Nachmittag“ wandelten Schule und Stadt – zunächst probeweise – das Betreuungskonzept um. Ziel des Paktes ist es, die Betreuung von Schulkindern mehr zu den Schulen selbst zu verlagern. Damit die ursprüngliche Qualität der Betreuung erhalten bleibt und das Schulpersonal nicht überlastet wird, unterstützt die Stadt Schwalbach die Umsetzung des Pakts an der GKS mit 65 Personalstunden, die Mitarbeiterinnen des Schulkinderhauses in der Schule leisten.
Für die Schulkinder bedeutete dies die Verlagerung der morgendlichen Frühbetreuung von 7 Uhr bis 7.30 Uhr sowie der Betreuung nach dem Unterricht von 12.30 Uhr bis 14 Uhr vom Schulkinderhaus in die Schule selbst. Das städtische Schulkinderhaus ist damit nur noch nach 14.15 Uhr und in den Ferien geöffnet. Weil im Schulkinderhaus für den kurzen Einsatz am Nachmittag nur noch Teilzeitkräfte benötigt werden, ging damit viel Personalwechsel einher. Vier ehemalige Arbeitskräfte des Schulkinderhauses wechselten in die Betreuung der Schule. Zwei Angestellte wechselten dagegen in andere Einrichtungen in Schwalbach, zwei weitere kündigten ihr Arbeitsverhältnis.
Auch der Wegfall von außerschulischen Hausaufgaben gehört zum neuen Konzept an der GKS. Diese wurden durch eine innerschulische „Lernzeit“ während des Unterrichts ersetzt. Laut Schule könne dadurch mehr „familienunabhängige Förderung“ gewährleistet werden.
Die Schule selbst erkennt „mehrere positive und gewinnbringende Komponenten“, die mit dem neuen Betreuungskonzept verknüpft sind. Dabei geht sie vor allem auf die damit einhergehende Bildungsgerechtigkeit, einen verbesserten Schulrhythmus und eine größere Anzahl an Betreuungsplätzen ein. „Wir als Schule ziehen eine positive Bilanz und begrüßen es, wenn das erarbeitete Konzept auch für die Zukunft die städtische Unterstützung erhält“, schreiben Schulleiterin Ulrike Döring und ihre Stellvertreterin Susanne Ullrich in einem ersten Erfahrungsbericht zur Umsetzung des Pakts für den Nachmittag an der GKS.
Kritik von den Eltern
Viele Eltern der betroffenen Kinder haben offensichtlich eine ganz andere Wahrnehmung. Vor allem drei zentrale Kritikpunkte werden von den Elternbeiräten der Schule sowie des Schulkinderhauses benannt. Als größtes Problem wird der Personalwechsel angesehen, denn die pädagogischen Fachkräfte des Schulkinderhauses wurden sehr geschätzt. Sie seien stets „individuell auf die Wünsche, Sorgen und Nöte der Kindern und Eltern“ eingegangen und würden von vielen Kindern als „besondere Vertrauenspersonen“ angesehen, heißt es in den Stellungnahmen. Man müsse die pädagogischen Fachkräfte mit mehr Stunden ausstatten, um sie zu halten, ansonsten sei durch neues Personal eine Minderung der Betreuungsqualität zu befürchten.
Zudem erntet auch die selbstständige Lernzeit der Kinder viel Kritik. Diese findet nämlich – im Gegensatz zur ehemaligen Hausaufgabenbetreuung des Schulkinderhauses mit meist zwölf Kindern – in großen Gruppen von über 20 Kindern statt. Des Weiteren kritisieren die Eltern eine „mangelnde Flexibilität in der neuen Frühbetreuung“: Während im Schulkinderhaus die Kinder nicht jeden Tag zu einer bestimmten Uhrzeit erscheinen mussten, würden in der Schule verspätete Kinder oft gar nicht mehr aufgenommen. Wibke Weimann, die Vorsitzende des Elternbeirats des Schulkinderhauses, kommt nach einem halben Jahr Pakt für den Nachmittag zu folgendem Schluss: „Viele Eltern und Kinder wünschen sich den Ursprungszustand zurück, das heißt Frühbetreuung, Essensversorgung und Betreuung ab 11.40 Uhr durch das Schulkinderhaus.“ Anna Groh
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