Die Deutsch-Ausländische Gemeinschaft (DAGS) hatte am vergangenen Freitagabend zu einer Lesung mit dem Berliner Autor Matthias Hofmann eingeladen.
„Ausgrabungen fanden Tempelreste von vor 20.000 Jahren“, so startete Matthias Hofmann in seine Lesung im Bürgerhaus. Die 500 Seiten seines Buches „Kurdistan von Anfang an“ lassen sich schwerlich an einem Abend vorlesen, also hielt Matthias Hofmann mehr einen Vortrag über die Geschichte dieses fast an den Garten Eden erinnernden, sehr fruchtbaren Gebietes.
Im Mittelalter rieben sich dort das Osmanische und das Persische Reich. Die Grenzlinie dieser beiden Reiche war fast identisch mit der heute die Grenze zwischen Irak und Iran das Gebiet durchschneidet, das sich die Kurden als ihren Staat wünschen würden. Auch in der Türkei und in Syrien leben Kurden – man geht laut Matthias Hofmann von insgesamt etwa 43 Millionen aus – und ihrem Volk fühlen sie sich mehr zugehörig als den Staaten, in denen sie leben.
Als Kuriosität erwähnte der Autor, dass die Kurden ihren Lebensraum in Nordsyrien zeitweise als mehrere „Kantone“ benannt hatten, weil ein der Schweiz verbundener Kurde „diese Idee von dort sehr nett fand“. Kurden stehen zueinander, auch wenn sie verschiedenen Religionen angehören, seien es die muslimische, die christliche oder die jesidische. Gerade letztere stand in den vergangenen Jahren im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit durch das unvorstellbare Leid, das den Jesiden durch den IS zugefügt wurde. Als Betroffene hat die Friedensnobelpreisträgerin Nadja Murad in ihrem Buch „Ich bin eure Stimme“ beklemmend darüber berichtet.
Als ein Hoffnungszeichen in den kurdischen Gebieten hat Matthias Hofmann die Gründung einer Schule in Nordsyrien angestoßen, die inzwischen von 600 Kindern besucht wird. red